MAGDALENA FISCHER
Talentestipendium
Sophie Utikal, Kontextuelle Malerei
geboren 1987 in Florida, lebt und arbeitet in Wien
4. September 2019, 11:35
Ich verbinde textile Fragmente zu Selbstportraits in großformatigen Stoffbildern. Meine Technik, bei der die schwarzen Nähte sichtbar bleiben, basiert auf textilen Arbeiten, wie sie von Frauen in meiner Familie in Kolumbien hergestellt werden und mit denen ich seit der Kindheit vertraut bin. In den Bildern nehme ich die Darstellung meines Körpers zum Ausgangspunkt um Geschichten basierend auf traumatischen wie auch lustvollen Erfahrungen der Migration und Selbstermächtigung als Frau zu erzählen.
FLEXING
Textil, 148x225, 2016.
SOPHIE UTIKAL
"Flexing" ist von einem Gedicht der Chicana-Autorin Gloria Anzaldua inspiriert. Darin geht es um Erfahrungen der Grenzwanderung. Als kulturell hybride Migrantin habe ich die Flexibilität entwickelt, um in mehreren Welten gleichzeitig zu sein. "Flexing" zeigt mich in einer Stretching-Position, mit Waffen und Widerstandsstrategien gegen Ausgrenzung, Skills um im eigenen Körper zu Hause zu sein, Zugang zu marginialisiertem Wissen, aber auch Unsicherheiten, auf die im Körper verortete Symbole hinweisen.
REMORSE AND EXCHANGING WOUNDS
Textil, 1,50x300, 2018
SOPHIE UTIKAL
Für das Dyptichon habe ich dystopische poetische und symbolische Bilder entwickelt, die Zukunftsängste bezüglich der Umwelt und der Klimaveränderungen verarbeiten. Schlüsselbegriffe wie Angst, Paradoxie, Mangel, Abhängigkeit werden in multipel lesbare Szenarien aus Figuren und Landschaften übersetzt. Die beiden Bilder zeigen ambivalente Endzeitszenarien zwischen Vereinzelung und Zusammenhalt, Verzweiflung und Hoffnung, Überlebenskampf und Schutzsuche.
COEXISTING (relate / connect / join / multiply)
Textil, 600 x 370, 2018
SOPHIE UTIKAL
Neben Bildern, die Hoffnungslosigkeit und Ängste reflektieren, will ich auch fantastische Zukunftsvisionen generieren. Der Zyklus “Coexisting” ist an die Buch-Reihe “Lilith’s Brood” der Schwarzen Science-Fiction-Autorin Octavia Butler angelehnt. Mit Figuren, die auf Darstellungen und Positionen meines eigenen Körpers basieren, wird eine Geschichte erzählt, in der fiktive Wesen an der bereits zu Grunde gerichteten Erde angelangen, um sie mit ihren Körpern wieder fruchtbar und belebbar zu machen.
Ausbildung
- seit 2014 Akademie der bildenden Künste Wien, Studium der Kontextuellen Malerei
- seit 2018 Ausbildung zur Grinberg Körpertherapeutin bei Avi Grinberg, Alcala Spanien
- 2014 - 2015 Akademie der bildenden Künste Wien, Freie Klasse
- 2009 - 2011 LMU, München, Studium der Amerikanischen Kulturgeschichte, Komparatistik und Philosophie
- 2006 - 2009 Ludwig-Maximilians-Universität München, Studium der Statistik
Ausstellungen (Auswahl)
- 2018 Coexistances , Textil, No Stop Non Stop curated by Katja Kobolt, Lothringer 13, München
- Remorse und Exchanging Wounds , Textile, Somatechnics, curated by Simone Frangi, Museion, Bolzano
- Transformations , Textil, VBKÖ, A(r)mando Vo(i)ces Part II "Back/s together" curated by Imayna Caceres and Verena Melgarejo, Wien
- Zusammenhänge Umnähen , Workshop, Archipelago, des unvorhersehbaren Denkens, Into the City x Wiener Festwochen, Wien
- 2017 Threads of Selves , Soloshow, We Dey X Space, Wien
- No Shame in Scheitern , mit Stefan Hornbach, Performative Installation, Panama Plus, München
- 2016 Decolonial Tarot , Performance, Cantina Corazón, Wienwoche, Wien
- With my thick hair , Gif-installation at Bibliothek Akbild, Vienna
- I see a bent mountain , Installation, A(r)mando Vo(i)ces, Bibliothek Urban Loritz Platz, Wien
- Flexing , Textil, VBKÖ, Vienna // Sub-Documenta, Athen
- Lo sentia debajo de mi pie l, Performance-Series at Organized Orgasms Festival, Mainz // Britney Festival, Schauspielhaus Köln // VBKÖ, WIen
- You’re just jealous, YJJ , theatre-play with Magdalena Fischer and Stefan Hornbach, Drachengasse, Wien, ausgez. mit dem Publikumspreis
- Anti*colonial Fantasies , with Sunanda Mesquita, Imayna Caceres, Stephanie Misa, Friday Exit, Wien
Arbeitsvorhaben
Ich plane einen textilen Werkzyklus zu realisieren, der sich aus dekolonialer Perspektive Wissensformen jenseits von Rationalität widmet: Fühlen, Wahrnehmen, Sein als körperliche Wissensprozesse. In westlichen Kulturen erleben nicht-weiße Personen durch die somatische Norm von Weißsein eine Entfremdung vom eigenen Körper. Auch ich bin davon betroffen und möchte ein neues Bewusstsein erkunden, dass den Körper als Agentin bei einem möglichen Heilungsprozess davon einbezieht.
Übersicht
- Ö1 Talentestipendium 2019