LITTMANN
Kärnten
For Forest - Das Stadion als Wald
Ein Wald mitten im Klagenfurter Stadion - seit Monaten befeuert das Projekt "For Forest" die öffentliche Diskussion über den Sinn und Unsinn von Kunst in Kärnten. Nun wurde das Kunstprojekt der internationalen Presse vorgestellt.
7. Oktober 2019, 02:00
Mittagsjournal | 06 09 2019
"For Forest" ist eine temporäre Kunstintervention des Schweizers Klaus Littmann. Genau 299 Bäume wurden dafür von Landschaftsarchitekt Enzo Enea in das Stadioninnere verpflanzt. Vorbild für die Waldskulptur ist eine fast 30 Jahre alte Zeichnung des Künstlers Max Peintner mit dem Titel: "Die Ungebrochene Anziehungskraft der Natur" - es zeigt Bäume in einem Stadion, die wie Tiere im Zoo von Menschen bestaunt werden.
Scharfer Gegenwind
Rechte Parteien wettern seit Monaten gegen das Waldprojekt - vor allem, weil aufgrund gültiger Verträge mit der Stadt der Fußballklub WAC für Spiele nach Graz ausweichen musste. Weil die Bäume von Baumschulen aus dem Ausland nach Kärnten gebracht worden sind, musste sich das Projekt den Vorwurf gefallen lassen, selbst ein Klimasünder zu sein. Das internationale Medienecho ist jedenfalls schon vor der Eröffnung enorm.
Anregung zur Selbstreflexion
Der Wald im Klagenfurter Stadion verändert den Raum um sich herum völlig: Weißtannen und Hainbuchen, Eichen und Schwarzföhren, Birken, Stieleichen und Silberweiden - allesamt Baumnamen, die man sich erst anlesen muss. Das Bild von "For Forest" - es soll um die Welt gehen und sich dabei ins kollektive Gedächtnis einschreiben, so Initiator Klaus Littmann, der sich wünscht, dass sein Publikum bei der Betrachtung der Installation Fragen nach dem eigenen Umgang mit der Natur stellt.
The Big Picture
Aus insgesamt 16 verschiedenen Baumarten hat Landschaftsarchitekt Enzo Enea im Auftrag Littmanns eine Waldskulptur kreiert, einen europäischen Mischwald - der fast so wirkt, als gäbe es keine Menschen mehr, die Bäume in einem Stadion am Wachsen hindern könnten. Es ist ein surrealer Anblick und gleichzeitig real wie kaum etwas anders. "Es ist nicht 1:1 der ideale Superwald, den ich hier zeige", meint Landschaftsarchitekt Enzo Enea, "sondern einfach die Umsetzung einer Idee, die Max Peintner in den 1970er Jahren hatte."
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Ein Zeichen, nicht mehr
Die Klimakrise, der brennende Regenwald im Amazonas - auch wenn die Idee vom Wald im Stadion schon 30 Jahre alt ist, trifft "For Forest" auf unheimliche Weise den Nerv unserer Zeit. Für Max Peintner ist das Stadion das Sinnbild eines Schutzwalls, der dieses Stück Natur bewahrt. Aber, so Peintner, "wir werden mehr als diesen stationären Schutz brauchen, um uns die Umgebung zu bewahren, in der wir leben."
Bisher kennt "For Forest" nur glühende Befürworter oder Gegner. Bei freiem Eintritt können sich alle bis 27. Oktober selbst ein Bild machen.
Umfangreiches Begleitprogramm
Als Begleitprogramm der Stadionwald-Installation "For Forest zeigt die Klagenfurter Galerie 3 Ölkreidearbeiten Max Peintners aus den 1990er und 2000er Jahren. Die Stadtgalerie illustriert unter dem Titel "Touch Wood" die Entwicklung der Landschaftsmalerei vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Dort ist auch die Inspirationsquelle des Stadionprojekts zu sehen: Max Peintners Zeichnung "Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur". Darauf ist vor einem futuristischen Großstadthintergrund ein Sportstadion zu sehen, in dem Zuseher einen auf dem Spielfeld gepflanzten Wald betrachten.
Das Original, bald nach seiner Entstehung vor rund 30 Jahren in die USA verkauft, ist als Leihgabe im "Living Studio" der Stadtgalerie Klagenfurt zu sehen. Der Wald im Stadion ist eine von 31 frühen Zeichnungen des in Wien lebenden Tirolers, die vor allem Katastrophen-Szenarien variieren: Flutwellen und Flugzeuge, die auf Berge zusteuern, Autobahnen und Staumauern zeigen "Paradise lost: Negative Utopien".
Eingebettet ist die Max-Peintner-Ausstellung in einen beeindruckenden Überblick zum Thema Wald mit Werken aus den Sammlungen von Stadt Klagenfurt und Land Kärnten. Regionale Künstler treffen dabei auf internationale Arbeiten. Beginnend mit Natur-Idyllen aus dem 19. Jahrhundert bis hin zu Expressionismus und Abstraktion reicht die Zeitreise rund um den Baum als Motiv.
Text: Barbara Frank/APA/red.