Feldarbeiterin in Moldawien

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Nebenan: Republik Moldau

Moldau, Moldawien, Bessarabien

"Nebenan: Republik Moldau". Eine Reise durch ein zerrissenes Land.

Die Vorbereitungen auf eine "Nebenan"-Woche, sei es zu Jordanien oder Belarus, Armenien oder dem Libanon, bringen immer sowohl das Erkennen bemerkenswerter Wissenslöcher mit sich - das sind genau jene Löcher, die wir dann mit einer Woche "Nebenan" zumindest im Ansatz mit Information zu Geschichte und Gesellschaft, Musik und Literatur auffüllen wollen -, als oft auch, je genauer man hinsieht, erstaunliche Widersprüchlichkeiten. Bei der "Nebenan"- Woche Anfang Oktober beginnt dies schon mit dem Namen des Landes, das wir erforschen wollen.

ORF/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG

Moldawien oder Moldau?

"Moldawien" hätte man früher einmal gesagt, ohne eingestandenermaßen wirklich genau zu wissen, wo dieses Land überhaupt liegt. Letzteres ist noch verhältnismäßig einfach zu klären: Der Nachbar im Westen ist Rumänien, der im Osten, Norden und Süden die Ukraine. Schon wird es komplex: Die "interethnische Verkehrssprache" des multiethnischen Landes ist Russisch, und das hat seinen Grund natürlich in der zaristischen wie sowjetischen Geschichte des Landes. Eigentlich sprechen die meisten Moldauer/innen aber Rumänisch, die moldauische "Staatssprache", einmal abgesehen von ebenfalls im Land lebenden Ethnien wie Ukrainer/innen und Bulgar/innen oder dem christlichen Turkvolk der Gagaus/innen, das im Süden des Landes in einem "autonomen Territorium" samt eigener Regierung lebt.

Zurück zum Namen des Landes: Moldawien ist die aus dem Russischen rückübersetzte Bezeichnung und deswegen heute aus historisch-politischen Gründen wenig erwünscht; die offiziell richtige heutige Bezeichnung kommt aus dem Rumänischen und lautet Moldau. Nun ist das auf Deutsch missverständlich, fließt doch nicht weit von Österreich ein großer Fluss dieses Namens. Unmissverständlich ist Republik Moldau, aber das ist im Alltag ein wenig umständlich.

Bessarabien, der Vorgänger Moldaus

Manchmal ist die Historie dann doch ein Erkenntnisausweg: Eine respektable moldauische Publikationsreihe, die bildende Künstler/innen des Landes porträtiert, heißt "maeştri basarabeni". Bessarabien also, und das ist schon wieder eine Gelegenheit, ein prinzipielles Missverständnis zu beseitigen: Nein, Bessarabien hat mit Arabien überhaupt nichts zu tun. Die Bezeichnung geht auf ein Fürstengeschlecht aus dem 14. Jahrhundert zurück, das auf dem Gebiet der heutigen Republik Moldau ein erstes zusammenhängendes Reich errichtete, das von Fürst Basarab I.,auch "der Gründer"genannt, regiert wurde.

Niemals Teil dieses bessarabischen Reiches war allerdings der östlichste Teil des heutigen Moldau: Die von Russland unterstützte Region Transnistrien hat sich von der Republik abgespalten und versteht sich selbst als autonomer Staat, der allerdings von keinem anderen Staat anerkannt wird.

Weinstöcke und Nebel

AP/JOHN MCCONNICO

Abhängig von Wein und Russland

Die Republik Moldau ist sowohl das offiziell ärmste Land Europas als auch einer der größten und wichtigsten Weinproduzenten. Der riesige Weinkeller Cricova mit seinen 120 Kilometer langen Stollensystemen gilt als der größte der Welt. Exportiert wird der moldauische Wein nach Tschechien, Slowenien und Ungarn, hauptsächlich aber nach Russland. Schon holt uns die Geschichte wieder ein: Bewegt sich die moldauische Politik für den Geschmack der russischen Regierung ein wenig zu weit in Richtung Westen, droht Russland ganz einfach mit einem Weinimportboykott.

Gestaltung

  • Christian Scheib

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