Ein kleines Motorboot auf dem Amazonas

ORF/BRIGITTE KRAUTGARTNER

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Amazonien - Bedrohtes Leben am wasserreichsten Fluss der Welt

Von A wie Abholzung bis Z wie Zwangsprostitution - die Probleme im Amazonasgebiet sind vielfältig und auf komplexe Weise miteinander verwoben. In Peru etwa führt die Erdölförderung zu massiver Verschmutzung des Amazonas, in Kolumbien beklagt man Überfischung und Austrocknungserscheinungen. Ein sensibles und jahrtausendelang intaktes Ökosystem droht durch den Einfluss des Menschen zu kippen.

Die Lebenswelten der indigenen Bevölkerung, die den Regenwald seit zahllosen Generationen auf nachhaltige Art und Weise bewirtschaftet, geraten in Bedrohung bzw. werden zerstört. Erst vor einigen Wochen hat sich der Himmel über der brasilianischen Metropole Sao Paolo verdunkelt. Der Grund dafür waren die dramatischen Brände im Regenwald des Amazonasgebietes - hervorgerufen durch Brandrodungen, deren Ausmaß seit Jahresbeginn um über 80 Prozent gestiegen ist.

Die Amazonien-Synode im Vatikan befasst sich drei Wochen lang mit den Problemen und Herausforderungenen dieser lateinamerikanischen Region.

Der Amazonas

Der Amazonas ist 6.400 km lang und fließt durch Brasilien, Peru und Kolumbien. Größere und kleinere Häfen säumen sein Ufer.

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Der Fluss hat hier verschiedene Bedeutungen: er ist Verkehrsader für Personen- und Gütertransport, liefert Nahrungsmittel in Form von Fischen, lockt aufgrund der reizvollen Landschaften, die er gestaltet, Alternativtouristinnen und -touristen an und prägt die Mythen der indigenen Völker, die entlang seiner Ufer leben.

Unterschiedlichste Sagen und Mythen, Schöpfungsgeschichten und identitätsstiftende Erzählungen haben hier ihren Ursprung. Das alte Wissen der Ahnen, der Avuelos - wie sie hier heißen - um komplexe Zusammenhänge in einem sensiblen Ökosystem findet in ihnen auf poetische Weise immer neuen Ausdruck. Ebenso wie in der Kunst der Indigenen.

Ein gewebtes Tuch mit der Darstellung von Flussgöttern

Ziel der indigenen Kunst ist die Bewahrung der alten Überlieferungen für kommende Generationen.

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Anders als die evangelikal geprägten Freikirchen sieht die römisch-katholische Kirche heute keinen Widerspruch darin, die indigenen Überlieferungen aufrecht zu erhalten und sich gleichzeitig zum Christentum zu bekennen.

Was vor Jahrhunderten - zur Zeit der Kolonisierung Lateinamerikas - nicht möglich war, gehört heute zum Alltag: die verschiedenen Formen von Spiritualität werden durchaus als kompatibel betrachtet.

Eine Kirche

De Kirchen in den Dörfern der Indigenen (hier die brasilianische Gemeinde Nazareth) sind gut besucht.

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Ganz im Westen Brasiliens befindet sich die Stadt Atalaia do Norte. Sie ist so abgelegen, dass sich die rund 10.000 Bewohner und Bewohnerinnen hier weitgehend einfach vergessen fühlen. Die Infrastruktur ist ausgesprochen schlecht. Die Straße, die hierher führt, ist nur bei Trockenheit befahrbar. Und das zumeist einspurig, weil nur die Hälfte des Straßenbelags oder weniger vorhanden ist.

Wir haben hier kein fließendes Wasser und keine Müllabfuhr.

Martha Varall-Nieto, Bewohnerin der Stadt, beschreibt es so:
"Wir haben hier kein fließendes Wasser, zumindest nicht immer. Alle drei Tage haben wir fließendes Wasser, manchmal nur alle vier Tage. Das bedeutet, dass wir unseren Häusern riesige Vorratsgefäße haben müssen, in denen wir das Wasser sammeln. Wir haben auch keine Müllabfuhr. Es ist einfach ekelhaft. Das ganze System ist ekelhaft. Und niemand macht sich für Veränderungen stark."

Die Leute fürchten Nachteile, wenn sie sich kritisch zu Wort melden.

"Auch das Gesundheitssystem hat große Lücken. In unserem Spital ist das Dach undicht. Wenn es regnet, wird es drinnen nass. Es gibt medizinische Geräte, die einfach nicht mehr funktionieren, weil sie nass geworden sind. Und hier regnet es mindestens ein- zweimal pro Woche. Aber - es ist ebenso - die meisten Haushalte beziehen ihr Einkommen aus dem öffentlichen Dienst, weil sie im Bildungsbereich arbeiten oder in der Verwaltung. Und deshalb schrecken sie davor zurück, ihre Stimme gegen die öffentliche Hand zu erheben. Und deshalb bleibt die Situation so schwierig."

Das Amazonasufer im Abendlicht

Hinter den romantischen Bildern - der Amazonas im Abendlicht - verbirgt sich eine sehr harte Lebensrealität.

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Der Regenwald im Amazonasgebiet gilt als einer der Lungenflügel des Planeten. Und 20 Prozent der weltweiten Süßwasservorkommen kommen von hier. Mit anderen Worten: was hier zerstört oder verschmutzt wird hat globale Auswirkungen. Umso wichtiger ist es, das Ökosystem für künftige Generationen so unversehrt wie möglich zu erhalten.

Was im Amazonasgebiet geschieht, hat Auswirkungen auf die gesamte Erde.

Denen, die sich für Umweltschutz im Amazonasgebiet engagieren weht derzeit politisch ein rauer Wind entgegen. Brasiliens Präsident Bolsonaro etwa plädiert dafür, dem Regenwald "wirtschaftlich zu nutzen" – was sich darin äußert, dass die Ausmaße der Abholzung und Brandrodung in letzter Zeit dramatisch zugenommen haben. Die jüngsten Waldbrände, die sogar durch ihren Rauch eine Metropole wie Sao Paolo verdunkelt haben, sprechen eine eindeutige Sprache. Und so ist die Amazoniensynode im Vatikan für die Indigenen eine wertvolle Unterstützung.

Der Amazonas

Faszinierende Landschaften in einem bedrohten Ökosystem

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Die Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin Anitalia Pijachi formuliert es so: "Wir leben in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist. In einer Welt der Ausbeutung - in einer Welt, der übertriebenen Ausbeutung eigentlich. Und da ist es wichtig, sich auf die Werte zu besinnen. Auf die Werte unserer Ahnen. Aber auch auf die Werte, die viele Nicht-Indigene haben. Dass wir unsere Kräfte bündeln. Dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen."

Nur gemeinsam könne es gelingen, das Ökosystem am Amazonas zu erhalten, fügt sie hinzu.

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