ORF/JOSEPH SCHIMMER
Dimensionen
Wer erfand das Telefon?
18. Oktober 1889. Ein finsterer Tag für Esterre Meucci: ihr Mann Antonio stirbt. Und mit seinem Ableben geht die Möglichkeit verloren, das Telefon-Patent doch noch auf seinen Namen auszustellen - der Rest ist Geschichte: Alexander Graham Bell gilt für 113 Jahre als der Erfinder des Telefons.
15. November 2019, 02:00
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Dimensionen | 16 10 2019 | 19:05 Uhr
Antonio Meucci wird in Florenz geboren, muss aber wegen seinen politischen Verbindungen zum Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi nach Übersee auswandern. Schon früh setzt er sich mit mündlicher Kommunikation auseinander – schließlich ist sein erster Job Hauptmechaniker am Theater in Florenz.
Danach ging es Schlag auf Schlag: Station in Havanna, Kuba. Ebenfalls Hauptmechaniker am Teatro Tacón, an dessen Eröffnung er maßgeblich mitarbeitete. 1850 Überfahrt nach New York/Staten Island. Dort eröffnet er eine Kerzenfabrik und eine Bierbrauerei.
Doch seine Frau Esterre wird krank, muss im Bett liegen. Da baut Antonio eine Sprechverbindung vom Kellergeschoß seiner Werkstätte in das zweite Obergeschoß, dem Krankenzimmer seiner Frau. Sie können sich via Drahtverbindung unterhalten. Ein wissenschaftlicher Durchbruch, jedoch droht ein persönlicher Niedergang. Denn seine Unternehmen gehen pleite und auch sonst ist ihm das Schicksal nicht hold.
GEMEINFREI
Antonio Meucci
Das Ganze spitzt sich zu als ein gewisser Alexander Graham Bell, ebenfalls amerikanischer Einwanderer- er kommt aus dem schottischen Edinburgh – einen "harmonischen Telegraphen" für seine Klienten entwickeln will. Bell selbst ist kein Techniker, sondern Lehrer und Autor mehrerer Schriften über die Gebärdensprache.
Antonio Meucci wiederum hat durch den Niedergang seiner Unternehmen kein Geld. Er kann sich nicht einmal leisten, seine Erfindung beim Patentamt langfristig anzumelden. Er lässt seine Ideen eine Zeit lang reservieren, doch die Frist verstreicht. Das kommt dem anderen Europäer zugute.
Im Frühjahr 1876 spricht das Patentamt im Washington die Erfindung Alexander Graham Bell zu. Meucci beeinsprucht diese Entscheidung kurz danach. Doch der Prozess zieht sich über zehn Jahre. Das Verfahren findet - im Gegensatz zu Meuccis Leben - kein Ende. Erst 2002 rehabilitierten die amerikanischen Abgeordneten den Italiener mit einer Resolution.