Jeff Lynne

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Musik

Neues von Jeff Lynne

Jeff Lynne ist auch mit 71 immer noch einer der großen Stillen des Pop - nicht unbekannt, das könnte man von einem Grammy-Preisträger nicht behaupten - aber doch einer, der die zweite Reihe nicht scheut.

Kulturjournal | 31 10 2019

David Baldinger

Lynne hatte mit eigenen Songs und Liedern, die er für andere schrieb unzählige Nummer-Eins-Hits. Solo oder mit seiner Band ELO, Electric Light Orchestra. Er produzierte die kurzlebige Beatles-Reunion Mitte der 1990er als die Band ihre "Anthology"-Serie veröffentlichte und er ist der Gründer der Travelling Wilburys - einer jener Supergruppen, die den Namen auch tatsächlich verdienen. Tom Petty, Roy Orbison, Bob Dylan, George Harrison und eben Jeff Lynne bildeten die Wilburys. Nun veröffentlicht Lynne neue Musik und geht auch wieder auf Tour: "Out Of Nowhere" heißt das neue Werk.

Klingt wie 1987 - und das ist bei Jeff Lynne durchaus als Kompliment gemeint. Zeitlos im besten Sinn. Auch 2019 schüttelt aus Jeff Lynne die für ihn so typisch leichtfüßigen Melodien aus dem Ärmel.
"Selbst wenn es klingt wie immer", meint Jeff Lynne ironisch, "selbst wenn ich mich an meinen eigenen Melodien bediene, kein Problem - solange er von mir selbst stehle."

Die aktuelle Besetzung wäre die beste, die ELO jemals hatte, schwärmt der 71-Jährige von seinen gegenwärtigen Mitspielern Richard Tandy am Klavier und Steve Jay am Trommelwerk. "Heute kann ich mich glücklich schätzen, dass sie mich mitspielen lassen. Nein, ernsthaft: Ein besseres ELO hat es noch nie gegeben", sagt Lynne gut aufgelegt beim Pressetermin in London.

Der Produzent der Stars

Lynne ist aber nicht nur musikalischer Veteran, sondern auch bekennender Nostalgiker. Seine erste Gitarre hat ihm sein Vater geschenkt - Jeff Lynne hat sie immer noch. Sein Erinnerungsalbum ist zweifelsohne einer der Prachtbände der Popgeschichte. Roy Orbison, Del Shannon, Brian Wilson oder Tom Petty. Sie alle hat Lynne produziert. Und natürlich George Harrison und Paul McCartney - auch Beatles-Produktionen tragen seine Unterschrift. Die "Anthology"-Serie der Band Mitte der 1990er hat Jeff Lynne produziert.

Working Class Hero und Heimwerkerkönig

Lynne galt in seiner Karriere oft als zu gefällig. John Lennons Kommentar, dass seine Band ELO die Kinder der Beatles wären, trug seinen Teil zur Verniedlichung des Künstlers bei. Nebst 50 Millionen verkaufter Alben helfen da nicht immer.

Auf "From Out of Nowhere”, dem bereits 14. ELO-Studio-Album, finden sich zehn Songs, geschrieben vor und nach den vergangenen Tourneen, die Lynne nach fast drei Jahrzehnten ohne Tourneen nun wieder aufgenommen hat. Lynne ist ein Arbeiter, der seinen nordenglischen "working class"-Zugang nie abgelegt hat. Wann immer er daheim ist, geht er ins Studio. "Nicht jeden Tag, ich bin ja auch nicht jeden Tag daheim", meint Lynne. "Aber wenn ich daheim bin, dann gehe ich regelmäßig ins Studio, um zu arbeiten." "From Out of Nowhere" zeigt einen Könner, der alles im Eigenbau herstellt. Gitarren, Bass, Piano, Drums, Keyboards und natürlich sämtliche Solo- und Harmoniegesänge stammen von Lynne höchstpersönlich.

Neue Musik höre er kaum, meint Lynne. "Ich kommuniziere noch immer mit Roy, Tom oder George in meinem Kopf", gesteht er. "Kann schon sein, dass ich an einem Auto vorbeilaufe und dort kommt gute Musik heraus. Dann bleibe ich auch kurz stehen und nehme das auf. Aber grundsätzlich höre ich keine neue Musik und auch kein Radio." Für ihn gibt es ohnehin nur ein Motto: weiter, weiter versuchen, weiter dran bleiben - keep trying.

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