
APA/HERBERT PFARRHOFER
'S klane Glücksspiel
Neues Album von Vodoo Jürgens
Drei Jahre nach seinem Debutalbum "Ansa Woar" veröffentlicht der Musiker Voodoo Jürgens heute sein zweites Album mit dem Titel "'S klane Glücksspiel". Reifer und immer noch mit pointierter Beobachtungsgabe setzt der Sänger darauf seinen Weg fort
9. Dezember 2019, 02:00
Morgenjournal | 08 11 2019
Kulturjournal | 08 11 2019
Vodoo Jürgens im Gespräch
"Ansa Woar" - das bedeutet auf gut Wienerisch die erste Garnitur, den besten Anzug, das schönste Kleid, das man besitzt. "Ansa Woar" hieß auch das Debütalbum von David Öllerer, der als Voodoo Jürgens damit auch über Nacht bekannt wurde. Nicht nur hierzulande war das Publikum von seinen poetischen Tönen und vor allem seinen Legenden aus dem Wiener Halbdunkel fasziniert. Konzerte bis nach Hamburg zeigen, dass der Wiener Schmäh mittlerweile Kultur-Exportware erster Güte ist.
40er mit Ansage
Ein grüner Resopal-Tisch aus Omas Zeiten, darauf eine Flasche Wein, ein gut gefüllter Aschenbecher, ein paar Euroscheine und vier kartenspielende Männer - Voodoo Jürgens entführt schon auf dem Cover in die schummrig-gemütlichen Ecken des Wienerherzens. 15 Lieder befinden sich auf dem Album, für ein Pop-Werk dieser Tage eher viel. Es gibt zwar auch Ausflüge ins Surreale, die meisten dieser Geschichten kommen aber mit einem Authentizitäts-Zertifikat daher.
"Das ist mir schon wichtig, dass die Geschichten zumindest aus meinem Umfeld kommen. Das kann ich dann viel genauer beschreiben." Um "Erlaubnis" gefragt hat Voodoo Jürgens aber nur einmal - als er die Gefängnis-Episode seines Vaters im Lied "Tüll" verewigt hat. Der "fast gescheiterte Hallodri" - ein Zitat von Labelchef Stefan Redelsteiner, ist einer, der das Große im Kleinen nicht nur sieht sondern auch besingen kann. "Das ist schon interessant", meint der Sänger, "dass man dann doch in kleinen Geschichten auch das Große verhandeln kann und dass man damit das Leben von vielen streift."
Voodoo und der "Watzmann"
Drei Jahre waren Voodoo Jürgens und seine Konsorten mit dem Debüt Ansa Panier unterwegs. Die Band ist heute mehr Band als je zuvor - das hört man in den mühelos klingenden, aber komplexen und ausladenden Arrangements. Geschrieben war das Album dann recht schnell, in nur zwei Monaten. Aus dem Rhythmus war Voodoo Jürgens also nicht. Auch die neuen Songs sind wieder voller filmreifer Szenen. Jürgens hat ja nicht nur Theatererfahrung, sondern spielte auch selbst in einer "Tatort"-Folge mit. "‘S klane Glücksspiel" könnten auch problemlos als Soundtrack eines Films, eines Fernsehspiels oder eines Musicals a la "Watzmann" dienen - etwas, das Jürgens auch gern machen würde. "Ich habe mir vor wenigen Tagen erst die Platte ‚Schaffnerlos‘ von Wolfgang Ambros gekauft und mir auch gedacht, so etwas ginge heute nicht mehr. Die Zeiten sind einfach andere." Doch auch wenn das Format "heute ja niemand kauft", reizen würde es den Tullner.
Eine zweite Platte also wieder im Wiener Idiom getränkt, voller Geschichten aus halbdunklen Gassen bevölkert von schillernden bis skurrilen Charakteren. Angst vor der eigenen Klischeewerdung hat Voodoo Jürgens nicht. Die Frage komme aber immer wieder. "Ich mache das worauf ich Lust habe - und wenn eine neue Idee kommt, dann wird man sich der widmen." Neben der Musik findet Jürgens auch in der Malerei immer mehr eine für ihn stimmige Ausdrucksform.
"‘S klane Glücksspiel" ist weder klein noch ein Glücksspiel. Es ist ein großer Wurf, der mit Glück wenig gemein hat. Voodoo Jürgens setzt vielmehr seinen Weg als charmant-taumelnder Geschichtenerzähler konsequent fort.