Daunen Federn wirbeln in der Luft

AFP/IROZ GAIZKA

Moment am Sonntag

Wie man sich bettet

"Moment am Sonntag" über das Bett und seine unendlichen Möglichkeiten

Fast ein Drittel unseres Lebens verbringen wir "in den Federn", besagen Studien. Das Bett begleitet den Großteil der Menschheit ein Leben lang, von der Zeugung und Geburt bis zum Sterben. Dennoch fristet das Möbelstück ein verschämtes Dasein hinter meist geschlossenen Schlafzimmertüren. Zerwühltes Bettzeug, das Nachtgewand, Wärmflasche und Wasserglas auf dem Nachttisch sind tabu für die Augen von Besucher/innen. Das Bett ist nicht nur ein Möbelstück. Es ist ein Ort der Intimität, der Zurückgezogenheit, der Zwei- und auch der Einsamkeit.

Erst die Moralvorstellungen der bürgerlichen Revolution verbannten das Bett ins Schlafzimmer.

Die kunstvoll geschnitzten Liegen der Alten Ägypter dienten vor 4.500 Jahren nicht nur zum Schlafen, sondern auch zum Speisen. Das war genauso bei den Griechen und Römern; sie schliefen, aßen und tranken, fläzend, bereits auf Matratzen aus Schilf, Wolle oder Federn. Das Bett war ein Möbelstück der Eliten. Könige und Fürsten regierten von ihren erhabenen Prunk- und Paradebetten aus, Alexander der Große ebenso wie Ludwig XIV. Das überdimensionierte Bett des Sonnenkönigs war Mittelpunkt des Hofes von Versailles, wo ihm beim täglichen Ritual des Aufstehens und Schlafengehens 150 Untergebene huldigten.

Die Mächtigen und Reichen schliefen jahrhundertelang mehr sitzend und lehnend als liegend, jedenfalls aber weich, bequem und warm. Das Volk hingegen legte sich nachts auf Felle, Strohsäcke oder Matratzen aus Laub. Geschwister teilten sich die Bettstatt, Dienstboten sowieso, und bis ins 19. Jahrhundert schlüpften Schichtarbeiter/innen als Bettgeher/innen in das noch warme Nachtlager ihrer Vermieter/innen. Es war keine Rede von einem eigenen Bett, geschweige denn von einem eigenen Schlafzimmer.

Eine auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit bedachte Gesellschaft will gut schlafen

Heute bettet sich jeder nach seinem Geschmack: weich oder hart, auf einer Hightech-Matratze, einem japanischen Futon oder im Zirbenschlafzimmer. Eine auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit bedachte Gesellschaft will gut schlafen und ist durchaus bereit, Betten zum Preis eines Kleinwagens zu kaufen. Ob man es in einem Luxusmodell leichter aushält, krank zu sein oder Liebeskummer zu haben? Acht lange Jahre war Heinrich Heine bettlägerig und schrieb von seiner "Matratzengruft" aus.

Was bedeutet für Sie ein Bett, Ihr Bett?

Und Sie? Was bedeutet für Sie ein Bett, Ihr Bett? Was tun Sie am meisten darin, wenn Sie nicht schlafen? Sich über die Chefin ärgern und den Kollegen XY? Bürounterlagen studieren für den nächsten Arbeitstag? Sorgen wälzen? Schnupfen auskurieren? Von der Südseeinsel träumen? Ein besserer Mensch werden? Sonstiges (ähem ...)? Nicht für alle Menschen ist das Bett Genuss und wärmendes Nest, für viele ist es eine Stätte der Taten- oder Schlaflosigkeit. Ein hoch psychologischer Ort, nicht wahr?

Text: Johanna Steiner