Zwei Frauen am Strand

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Film

Porträt einer jungen Frau in Flammen

1770 begibt sich eine junge Malerin aus Paris auf eine Insel an der Küste der Bretagne, um eine junge Frau zu malen. Doch was wie ein simpler Auftrag aussieht, entpuppt sich im Film "Portrait de la jeune fille en feu" (Originaltitel) schon bald als emotionales Abenteuer. Bei den heurigen Filmfestspielen in Cannes wurde der Film von Regisseurin Celine Sciamma mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet.

Morgenjournal | 10 12 2019

Arnold Schnötzinger

Bei der Anreise über das Meer stemmt sich ein kleines Ruderboot gegen die hohen Wellen. Die Werkzeuge der Porträt-Malerin Marianne (Noemie Merlant) gehen über Bord, können aber aus dem Wasser gerettet werden.

"Ich möchte von Schönheit, Sanftheit und der Kraft der Blicke erzählen"
Celine Sciamma

Schon am Anfang des Films "Porträt einer jungen Frau in Flammen" kann man die Turbulenzen erahnen, die das Leben von Marianne bald ereilen werden. Heloise (Adele Haenel), die Tochter einer italienischen Gräfin, soll nach Mailand verheiratet werden. Dafür braucht es ein gemaltes Porträt. Problem: Heloise weigert sich Modell zu sitzen, weil sie die Hochzeit ablehnt.

Menschen am Strand

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"Vorstellungen, Regeln und Konventionen"

Marianne muss also genau hinschauen, Heloise intensiv beobachten, sie malen, ohne, dass sie es bemerkt. Blicke sind die Währung für den möglichen künstlerischen Erfolg, aber auch für das sich langsam anschleichende erotische Begehren zwischen den beiden Frauen, bei ausgedehnten Strandspaziergängen etwa.

Doch was für die Malerei im 18. Jahrhundert gilt, - Zitat: "Vorstellungen, Regeln und Konventionen"- gilt auch für die Gesellschaft dieser Zeit, die Heiratspolitik über persönliche Zuneigung stellt. was Regisseurin Celine Sciamma im Subtext des Films kritisch hinterfragt. "Natürlich habe ich einen politischen Anspruch, es ist aber kein vordergründig politischer Film, denn hauptsächlich möchte ich von Schönheit, Sanftheit und von der Kraft der Blicke erzählen."

Nicht gelebte Liebe

Weil diese Liebe keine Zukunft haben kann und darf, bleibt nur die Erinnerung. Ein Motiv, das sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film zieht: Da muss Marianne Heloise aus ihrem visuellen Gedächtnis heraus malen, da spekulieren die beiden Frauen ob Orpheus sich umgedreht hat, um Eurydike vor allem in seiner Erinnerung zu verewigen, da werden Porträt-Zeichnungen der Liebenden zu Brandbeschleunigern für zukünftige Sehnsuchtsanfälle, schmerzhaft als Gedenken an eine nicht gelebte Liebe, tröstend als Erinnerung an eine kurze gemeinsame Leidenschaft.

Regisseurin Sciamma packt diese Gefahr, dieses Chaos der Gefühle in Bilder von ausgesuchter Sinnlichkeit: Gesichter als ausdrucksstarke Porträts, Landschaften wie Gemälde. "Die Analogie zwischen Malerei und Kino, zwischen der Malerin und der Filmemacherin hat sich geradezu angeboten", so Celine Sciamma. Von kurzer Freiheit in Zeiten weiblicher Unfreiheit erzählt dieses "Porträt einer jungen Frau in Flammen", ein Porträt, das die Malerin tatsächlich anfertigt. Aber freilich kostet der Film lieber seine titelgebende Doppeldeutigkeit spielerisch aus, bis adelige Strenge als Feuerwehr ausrückt, um den verbotenen Funken der Liebe (auszu)löschen.

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger