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Tao
Göttliche Kinder
Wundersame Geburten von Kindern mit göttlichem, himmlischem oder anderem Ursprung sind in der Religionsgeschichte keine Seltenheit, man entdeckt sie in zahlreichen Kulturen und religiösen Traditionen. Meist handelt es sich bei diesen unter besonderen Umständen entstandenen und geborenen Kindern um zukünftige Könige, besondere Helden, weise Persönlichkeiten - und eben auch Religionsstifter.
19. Jänner 2020, 02:00
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Tao | 21 12 2019
Die Überlieferung besagt, dass er der Sohn Gottes ist, ein Knabe, dem die Königsherrschaft gehört. Geboren worden ist er von einer unberührten Frau, einer Jungfrau. Sein Geburtstag wird am 25. Dezember und in der Nacht von 5. auf den 6. Jänner gefeiert. Zumindest in der Spätantike, denn tatsächlich ist das ein Beispiel aus der griechisch-römischen Mythologie: In der Geburtsschilderung des Gottes Aion Plutonios wird er, der Gottessohn, von der jungfräulichen Persephone, geboren.
Diese mythischen Geschichten einer besonderen Geburt oder eines göttlichen Kindes sind tausende Jahre alt und kommen in vielen Kulturen und religiösen Traditionen vor. Diese Geschichten beziehen sich nicht nur auf Religionsstifter, sondern auf viele besondere Persönlichkeiten, wie Könige, Helden, Weise. Beispiele wären der König Sargon von Akkad oder die ägyptischen Könige, die sich als Sohn des Sonnengottes Re verstanden haben. Aber auch Dschingis Khan, Augustus, Alexander der Große, Herakles oder der chinesische Weise Laotse waren laut Überlieferung göttlicher Abstammung.
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Buddha
Die Erzählung über die Geburt des Siddharta Gautama, eben des Religionsstifters Buddha aus dem 5. Jahrhundert vor Christus, reiht sich in den Reigen dieser besonderen Geburtsgeschichten ein. Die Geburt des Buddha soll seinen Eltern bereits angekündigt worden sein - sie gehörten zu den regierenden Familien in der kleinen Adelsrepublik der Shakya im Norden von Indien, im heutigen indisch-nepalesischen Grenzgebiet. Seine Mutter, die Fürstin Maya, spazierte kurz vor der Geburt noch durch den Wald bei Lumbini, Buddhas Geburtsort.
"Hier ging sie an den Fuß eines herrlichen Sala-Baumes. Sie streckte die Hand aus und erfasste den Zweig. Und nun begannen die Wehen. Und während sie so den Sala-Zweig haltend dastand, gebar sie ihr Kind. Während aber andere Wesen, wenn sie aus dem Mutterleibe hervorgehen, mit widerlicher Unreinheit behaftet aus dem Mutterleibe hervorgehen, war dies nicht so bei dem Bodhisattva. Dieser ging, wie ein Prediger vom Lehrstuhl oder wie ein Mann von der Leiter herabsteigt, aus dem Mutterleibe hervor, rein und weiß und strahlend wie ein auf ein Gewand von feiner Baumwolle gelegter Edelstein. Hierauf kamen, um den Bodhisattva und seine Mutter zu ehren, zwei Wolkengüsse herab und erfrischten seinen und seiner Mutter Körper".
Diese Erzählung soll zeigen, dass Buddha auf die denkbar reinste Weise auf die Welt gekommen sei, sagt die Religionswissenschafterin Birgit Heller. Die Geschichte des Siddharta Gautama ist im Buddhismus aber nicht die einzige, auch das Auf-die-Welt-Kommen mancher buddhistischer Meister wird als außergewöhnlich beschrieben. Im Unterschied zum Christentum finden diese Geburtsgeschichten aber keinen Niederschlag in den Lehren des Buddhismus.
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Jesus
Das Christentum tradiert eine spezielle Variante: Die Jungfrauengeburt ist eine allgemein christliche Lehre, Jesus von Nazareth wurde demnach von der Jungfrau Maria geboren. Wie das konkret gemeint ist, ob im biologischen Sinne oder nicht, immerwährend oder nicht, darüber scheiden sich die Geister und die christlichen Konfessionen.
Doch wo wurzelt die Überlieferung, dass es eine Jungfrau war, die dieses Kind, den Retter, geboren hat? Genaugenommen nur im Matthäus- und Lukasevangelium, denn nicht alle vier Evangelien erzählen von der Geburt Jesu, erklärt die Religionswissenschafterin Birgit Heller. Besonders prägend für die Rezeption der Erzählung war wohl das Lukasevangelium mit der Ankündigung des Engels.
"Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazareth zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden."
Wie genau die Zeugung vonstatten gegangen sein soll oder die Schwangerschaft verläuft, erzählen weder Lukas noch Matthäus, sagt die katholische Theologin und Bibelwissenschafterin Andrea Taschl-Erber. Aber durch die offenen Formulierungen habe sich ein großer Interpretationsspielraum eröffnet.
Ab dem vierten Jahrhundert entwickelt sich die Jungfrauengeburt und die Jungfräulichkeit Marias zum Glaubenssatz. Religionswissenschaftlich und auch theologisch betrachtet ist es nicht zuletzt das Motiv der absoluten, idealen Reinheit, das über die Jungfräulichkeit transportiert wird. Allerdings wurde das Ideal der Jungfräulichkeit auf problematische Weise lange gegen Frauen verwendet, weil keine Frau Jungfrau und Mutter zugleich sein könne.
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Krishna
Auch in den Hindu-Traditionen gibt es Geschichten über besondere Geburten wie zum Beispiel jene des Gottes Krishna. Auch er gilt als ein Wunderkind, von dem es ähnliche Legenden wie zur Kindheit Buddhas gibt. Überlieferungen, die bezeugen, das Krishna schon als Kind über besondere spirituelle Macht und Kräfte verfügte.
In den hinduistischen Traditionen wird die göttliche Abstammung sehr oft durch das Herabsteigen einer Gottheit in eine menschliche Form ausgedrückt. Das passiert immer wieder, in jedem Weltenzyklus, zum Beispiel steigt der Gott Vishnu in der Gestalt Krishnas oder Rama herab oder in der Form bestimmter Mystiker.
Laotse
Auch um die Geburt von Laotse, dem legendären chinesischen Philosophen und Begründer des Daoismus aus dem 6. Jahrhundert vor der Zeitrechnung, ranken sich viele Legenden. Seine Mutter soll demnach mit ihm schwanger geworden sein, als sie sich gegen einen Baum gelehnt und eine Sternschnuppe gesehen hat. Aber ein besonderes oder göttliches Kind kann man Laotse wohl nicht nennen: Der Philosoph soll 62 Jahre im Mutterleib geblieben und als alter Mann mit Bart und langen Ohrläppchen - ein Zeichen für Weisheit und langes Leben - geboren worden sein.
All diesen Erzählungen ist gemein, dass sie die Besonderheit des geborenen Kindes, oftmals des „göttlichen“ Kindes, hervorstreichen.