Wander Bertoni

APA/HANS KLAUS TECHT

1925-2019

Bildhauer Wander Bertoni gestorben

Seine Schaffensperiode umfasste sieben Jahrzehnte, seine Werke finden sich an öffentlichen Plätzen sowie in Museen und Galerien rund um den Erdball. Der in Italien geborene Bildhauer Wander Bertoni, der im Zweiten Weltkrieg nach Österreich kam und sich 1965 in Winden im Burgenland niedergelassen hatte, starb nur einen Tag vor Weihnachten im Alter von 94 Jahren. Dies teilte seine Familie in einer Aussendung mit. Seine letzte Ruhestätte soll er Anfang Jänner auf dem Areal seines Freilichtmuseums in Winden im Nordburgenland finden.

Bertoni wurde am 11. Oktober 1925 in Codisetto (Provinz Reggio Emilia) geboren. Während der Kriegsjahre kam der ausgebildete Feinmechaniker 1943 als italienischer Zwangsarbeiter nach Wien. Nach Kriegsende widmete sich Bertoni der Bildhauerei, absolvierte die Meisterklasse von Fritz Wotruba an der Akademie der bildenden Künste und wurde 1946 zum Gründungsmitglied des "Art Club", in dem sich Künstler/innen aller Stilrichtungen zusammenfanden.

"Kunst ist eine Charaktersache"
Wander Bertoni

Um sich seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, betätigte Bertoni sich 15 Jahre lang als Restaurator und arbeite unter anderem in der Oper, im Burgtheater und im Belvedere. 1951 war ihm in der Secession zum ersten Mal eine Personalausstellung gewidmet, im selben Jahr bezog er sein erstes Atelier in Wien. Bertoni beteiligte sich an Ausstellungen im In- und Ausland und erhielt zahlreiche Preise.

Intermezzo | 01 04 2013 | Zu Besuch bei Wander Bertoni in der Gritsch-Mühle in Winden am See

Anna Soucek

Auftragsarbeiten für Roland Rainer

Unter den Auszeichnungen, mit denen der Künstler bedacht wurde, sind der Bildhauerpreis der Biennale Sao Paulo, die 1986 verliehene Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold und das Große Ehrenzeichen des Landes Burgenland (1991). 1999 zeichnete die Republik Italien den Bildhauer mit dem Orden "Cavaliere d'Italia" aus. 2005 erhielt Bertoni die Ehrenmitgliedschaft der Universität für Angewandte Kunst, 2009 verlieh ihm die damalige Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse.

Zu den Werken Bertonis gehört eine große Zahl von Auftragsarbeiten, die sich an öffentlichen Plätzen und vor Gebäuden finden. Dazu zählen mehrere Arbeiten für den Architekten Roland Rainer, wie die Stahlplastik "Bewegung" vor der Wiener Stadthalle. Zu den sakralen Werken des Künstlers gehören Altar und Ambo der barocken Stiftskirche in Herzogenburg sowie ein Volksaltar der Kirche in Winden am See.

Skulptur

Wander Bertoni, "Bewegung"

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Museum in Winden am See

In der nordburgenländischen Gemeinde fand Bertoni 1965 eine dauerhafte Bleibe. Nachdem im Atelier in Grinzing der Platz zur Neige ging, erwarb der Bildhauer in Winden die Gritsch-Mühle, die er selbst restaurierte. In den vergangenen Jahrzehnten entstanden neben dem Atelier des Künstlers auch Schauräume und ein Ausstellungspavillon. Auf dem etwa sechs Hektar großen Gelände legte Bertoni ein Freilichtmuseum mit einem für die Öffentlichkeit zugänglichen Skulpturenpark an.

"Man kann erreichen, was man will"
Wander Bertoni

Von 1965 bis zu seiner Emeritierung 1994 leitete er die Meisterklasse für Bildhauerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Seinem Credo - "Kunst ist eine Charaktersache. Durch Willen, Charakter und Beständigkeit kann man erreichen, was man will" - ist er bis zuletzt treugeblieben. Bei der Verleihung des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst beschrieb Architekt Friedrich Kurrent die Konstante im künstlerischen Lebensweg des Bildhauers: "Er arbeitet mit geregeltem Tagesablauf, wie ein Bauer."

In seiner Wahlheimat Winden erfüllte sich Bertoni zu seinem 85. Geburtstag im Jahr 2010 einen langgehegten Wunsch: Der leidenschaftliche Sammler von Eiern, die er seit Jahrzehnten aus allen Regionen der Erde zusammengetragen hat, ließ sich sein eigenes "Eiermuseum" bauen. In dem mittlerweile preisgekrönten Bauwerk der Architekten Ulrike Schartner und Alexander Hagner vom Wiener Büro gaupenraub stellte er mehr als 3.000 seiner Sammlerstücke aus.