APA/DPA/PHILIPP SCHULZE
Kulturpolitik
Pläne für Film Preservation Center
Von der Einrichtung eines "Film Preservation Centers" ist im Kulturteil des Regierungsprogramms etwas sperrig die Rede. Dahinter steckt die Realisierung eines Analog-Filmlabors, das vom österreichischen Filmarchiv, dem Filmmuseum und Vertretern der heimischen Filmbranche schon lange gefordert wird. Geht es doch um die Sicherung des heimischen Filmerbes und den Zugang zu diesem.
22. Februar 2020, 02:00
Morgenjournal | 22 01 2020
Oft gefordert, immer wieder angekündigt, aber nie realisiert: Schon 2015 gab es erste -Gespräche über ein Film Preservation Center. 2016 kündigte der damals für die Kulturagenden zuständige Kanzleramtsminister Thomas Drozda eine Inbetriebnahme für 2017 an, und Pläne wurden konkretisiert. 2018 war dann Gernot Blümel für die Kulturagenden zuständig und versprach eine erneute Evaluierung des Projekts.
Woran die Umsetzung bisher gescheitert sei? Michael Loebenstein, Direktor des Filmmuseums ortet fehlendes politisches Verständnis für die Kunstform Film: "Die Bewahrung des filmischen Erbes sollte endlich im selben Ausmaß ernst genommen werden, wie die Bundesmuseen oder die Nationalbibliothek. Es gab hier in den vergangenen Jahren mangelnde Vorstellungskraft, mangelndes Wissen und mangelnde Ambitionen."
Kulturjournal | 22 01 2020
Die Direktoren von Filmarchiv und Filmmuseum, Ernst Kieninger und Michael Loebenstein, im Gespräch über Herausforderungen der Archivarbeit, die Anforderungen und Pläne für das Film Preservation Center und über die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen.
"Dreifacher Filmerbenotstand"
Ernst Kieninger, Direktor des Filmarchiv Austria, spricht von einem Filmerbenotstand. Einerseits mangle es an Lagerflächen - allein die Sammlung des Filmarchivs umfasst derzeit 550.000 Filmrollen, das Preservation-Center würde Platz für zusätzliche 250.000 Titel bieten. Die Sammlung von privaten Filmaufnahmen aus dem Zeitraum 1930er bis 1980er Jahre in einzelnen Bundesländern habe den Bestand zuletzt noch einmal anwachsen lassen.
Andererseits hat 2016 das letzte analoge Kopierwerk Österreichs geschlossen. Derzeit müssten Filmemacher, die auf analogem Material arbeiten, oft in andere Länder ausweichen und auch die Langzeitarchivierung von aktuellen Filmen sei derzeit nicht gesichert: Eine rein digitale Archivierung bringe wegen wechselnder Speicherformate zu viele Unsicherheiten mit sich, hier gebe es auch Druck von Filmemachern und Produzenten: "Die machen sich jezt auch schon Sorgen und fragen sich: Was passiert mit meinen Filmen in zehn, 15, 20 Jahren?" Im Film-Preservation-Center soll die Struktur für ein Kopierwerk für analoge Filme geschaffen werden.
2 in 1: analog und digital
Das 2016 ausgearbeitete Konzept wurde bereits in Richtung eines Studien- und Vermittlungszentrums weitergedacht und vereint damit zwei Ansätze, so Kieninger: "Die analoge Langzeitarchivierung einerseits und die digitale Erschließung, Sichtbarmachung und Präsentation des Filmerbes auf der anderen Seite."
Auch die Bedürfnisse anderer Archive - etwa des ORF Archivs oder der österreichischen Mediathek - seien in diesem Konzept berücksichtigt, so Michael Loebenstein.
ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
Standort Laxenburg, Errichtungskosten vier Millionen Euro
Schon 2016 wurde in einer vom Bundeskanzleramt in Auftrag gegeben Studie das niederösterreichische Laxenburg als idealer Standort genannt, wo Filmarchiv und Filmmuseum derzeit bereits ein gemeinsames Nitrofilmarchiv betreiben und das Filmarchiv einen eigenen Standort hat.
Als Errichtungskosten für das Film Preservation Center wurden vier Millionen Euro errechnet, zusätzlich müsste für den laufenden Betrieb die jährliche Fördersumme der beiden Institutionen von derzeit gemeinsam rund drei Millionen auf sechs Millionen Euro verdoppelt werden. "Es ist international sehr stark wahrgenommen worden, wie dieses Konzept ausschauen soll - die sinnvolle Verbindung von analogen und digitalen Strategien. In Ländern wie Deutschland wird es als Referenzprojekt."
Differenzen aus der Vergangenheit zwischen Filmarchiv und Filmmuseum seien ausgeräumt und die Zusammenarbeit zuletzt intensiviert worden - quasi ein Probelauf für das gemeinsame Ziel Film Preservation Center.