Maryam (Mila Al Zahrani) möchte die Wahl zur neuen Gemeinderätin für sich entscheiden. Es gibt so viel, was getan werden muss.

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Film

"Die perfekte Kandidatin" - saudiarabisches Kino

Bis vor wenigen Jahren war es Frauen in Saudi-Arabien verboten, Auto zu fahren; die saudische Regisseurin Haifaa Al Mansour musste etwa bei Dreharbeiten ihre Regieanweisungen von einem Wohnwagen aus geben, wenn Männer vor Ort waren. Seit Ende 2017 dürfen Frauen nun Autofahren und auch sonst werden Regeln in den Geschlechterrollen gelockert. In Maßen freilich. Welche Fortschritte es dabei gibt, zeigt der Film "Die perfekte Kandidatin", in dem eine junge Ärztin ein politisches Amt anstrebt.

Einmal ist sie staubig, dann wieder schlammig. Die Straße zu einem Krankenhaus in einer kleinen Stadt in Saudi-Arabien ist ein echtes Ärgernis, Rettungstransporte sind schwierig. Auch die junge Ärztin Maryam ist genervt. Eigentlich sucht sie einen anderen Job, am besten in Dubai, doch für die Reisegenehmigung braucht sie männliche Unterstützung. Ein Verwandter als Beamter könnte helfen: Doch der empfängt nur Kandidaten für die Gemeinderatswahl.

Eher zufällig also bewirbt sich Maryam für den Gemeinderat, doch wenn schon, denn schon. Würde sie gewählt, könnte sich die junge Frau ihr wichtigstes Anliegen gleich selbst erfüllen: eine asphaltierte Straße.

Mila Al Zahrani

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Wahlrecht seit 2015

Eine Frau, ihre politische Betätigung und das Ganze noch dazu in Saudi-Arabien? Seit 2015 dürfen Frauen dort tatsächlich auf Gemeindeebene wählen und für politische Ämter kandidieren. Es tut sich also was im Verhältnis zwischen den Geschlechtern, wie auch Regisseurin Haifaa Al Mansour meint, "auch wenn Frauen nach wie vor Probleme mit einer aktiveren gesellschaftlichen Rolle haben".

Widerstand der Familie

An einer Modenschau sind die geladenen Frauen bei einer Wahlkampfveranstaltung sehr interessiert, doch für Maryams politische Ansagen wenig empfänglich. Freundlich, aber bestimmt lehnen sie eine Wahl Maryams ab. Auch sonst knirscht es im Wahlkampf: Tonprobleme bei einem Auftritt bekommen da einen symbolischen Charakter und selbst die eigene Familie leistet Widerstand.

Schlichter Gestus

"Trotz aller Fortschritte, so Haifa al Mansour, ist die Gesellschaft eben immer noch ziemlich konservativ" und männerdominiert. Exemplarisch jener störrische Alte, der sich von einer Frau Doktor keinesfalls behandeln lassen will. Am Ende - nach gelungener Operation - entpuppt er sich als ihr glühendster Wähler. Ein recht forscher und wenig glaubwürdiger Gesinnungswandel, bezeichnend für den etwas schlichten Gestus des Films "Die perfekte Kandidatin": legitim als Ansage zur Aufrüstung weiblichen Selbstbewusstseins, im künstlerischen Vortrag aber doch mit Luft nach oben.

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger