Star Wars Screen

DISNEY

Märchenonkel in der Streamingära

Disney+ startet mit Familienangebot

Netflix oder Amazon Prime - lange hat der Disney-Konzern zugesehen, wie sie und andere ihm das Filmgeschäft online abgegraben haben. Dann, aber doch: Mitte November wurde Disney+ vorgestellt - das Streamingservice soll mit kreativer Wucht Netflix & Co. in die Schranken weisen. Heute startet Disney+ in Österreich und sechs weiteren europäischen Ländern. Mit Corona-Ausnahmezustands bedingter verringerter Bandbreite zwar, dafür aber mit der ganzen Entertainment-Pracht des Hauses und Angeboten vor allem für Familien mit Kindern.

500 Filme, 350 Serien und 25 exklusive Disney+ Originals. Inklusive des Marvel-Katalogs, des Fox-Archivs und sämtlicher Pixar-Werke. Dazu kommt die Welt von "Star Wars", Dokus von "National Geographic" und alle 600 Folgen "The Simpsons". Für Bob Iger, der Disney + auf den Weg brachte und vor einem Monat als CEO abgelöst wurde im Grunde ein Angebot, das konkurrenzlos ist. "Wir sind zwar im Konkurrenzkampf mit anderen Anbietern. In Wirklichkeit gibt es aber nur ein Disney mit so einzigartigen Vorzügen."

Nach nur einem Tag hatte der Dienst in den USA 10 Millionen Abonnenten, nach drei Monaten waren es knapp 29 Millionen. Viele von ihnen Familien mit Kindern. Für sie will Disney+ der virtuelle Märchenonkel fürs Wohnzimmer sein. In drei Jahren wird Disney 100 - und noch immer gilt Walt Disneys Credo - familienfreundlich für Kinder produzieren, bei den Eltern kassieren.

Baby-Yoda oder die Kunst des Recyclings

Aushängeschild aus dem eigenen Haus ist die "Star Wars"-Serie "The Mandalorian" - produziert für rund 14 Millionen Euro pro Folge. Star dieses galaktischen Westerns ist Baby Yoda. Er sagt zwar nichts, wirkt aber so vertraut und eroberte das Internet im Sturm. Überhaupt sind viele Helden im neuen Disney-Universum alte Bekannte in neuen Kleidern. Sieben Spin-Off-Serien soll es allein von der "Avengers"-Reihe geben. Und auch "Toy Story" oder die "Monster AG." werden als Serien neu verpackt noch einmal kredenzt. "Timmy Failure" ist dagegen neu. Vor fünf Jahren bekam Schöpfer Tom McCarthy für sein Zeitungs-Drama "Spotlight" den Oscar - sein neuer Film kommt mit einer Empfehlung des Sundance Filmfestivals zu Disney+.

Walt Disneys Credo - familienfreundlich für Kinder produzieren, bei den Eltern kassieren

185 Milliarden Euro flossen in den vergangenen eineinhalb Jahren im Zuge der Neupositionierung von Medienhäusern. Für den Kabelkanal FX und die 20th Century Fox Studios überwies etwa Disney 66 Mrd. Euro an Rupert Murdoch. Pro Jahr werden künftig über zwei Milliarden in die Entwicklung neuer Formate fließen.

Disney+ Screen

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Streaming und Corona - keine garantierte Win-Win-Situation

Aktuell sind allerdings nicht nur die Disney-Länder der Welt geschlossen und Filmstarts verschoben, auch ganze Produktionen wie jene der ersten Marvel-Serie auf Disney+ "The Falcon and the Winter Soldier" sind ausgesetzt. Dazu kommt, dass Abo-Zahlen durch Social Distancing zwar kurzfristig stark ansteigen, bei einem möglichen wirtschaftlichen Abschwung die monatlichen Gebühren jedoch schnell wieder eingespart werden könnten.

Noch aber wird auf der Erfolgswelle gesurft. In den USA hat Disney+ bereits "Die Eiskönigin 2" auf seine Plattform gestellt. Drei Monate vor dem geplanten Zeitpunkt. Eine zweite Staffel von "The Mandalorian" ist für den Herbst angekündigt.

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