Szene aus "Unorthodox"

NETFLIX/ANIKA MOLNAR

Wienerisch, jiddisch oder spanisch

Wachsende Diversität auf dem Serienmarkt

Wienerisch, jiddisch oder spanisch. Längst wird auch in überregional erfolgreichen Serienproduktionen nicht mehr nur Englisch gesprochen. Eine der erfolgreichsten spanischen Serien der letzten Jahre ist "Casa de papel - Haus des Geldes". Am 3. April startet auf Netflix die vierte Staffel. Dort ist derzeit auch die zur Hälfte auf Jiddisch gedrehte Miniserie "Unorthodox" zu sehen, wie auch die ORF Koproduktion "Freud".

"Wie klingen für dich 2,4 Milliarden Euro?" - Mit dieser Frage begann 2017 die Erfolgsgeschichte von "Casa de papel". Eine Gruppe Krimineller rund um den planenden Kopf der Bande - den Professor - raubt die spanische Banknotendruckerei aus. Eine Serie zwischen spannungsgeladener Raubgeschichte und Telenovela, mit kapitalismuskritischen Zwischentönen. Eigentlich sollte nach zwei Staffeln Schluss sein, aber Netflix trommelte das Erfolgsteam für eine dritte Staffel und den noch spektakuläreren Überfall auf die spanische Nationalbank zusammen, der jetzt in Staffel vier weitererzählt wird.

Mehr Risikobereitschaft und Anknüpfungspunkte

"Wer hätte gedacht, dass so eine Serie wie ‚Casa de papel‘ in ganz Europa komplett durch die Decke geht?" Für Julia Fidel, Leiterin von Berlinale Series, ist "Haus des Geldes" ein Beispiel dafür, dass kulturell, thematisch vor allem aber auch sprachlich die Diversität auf dem Serienmarkt größer wird. Auch weil es Seitens der Studios immer mehr Risikobereitschaft brauche, um sich in der Masse an Produktionen abzuheben: "Es gibt immer mehr Anbieter und es kommen immer noch Neue dazu. Um Neukunden zu gewinnen braucht es natürlich wirklich herausragende Produktionen, aber man muss den Leuten auch Anknüpfungspunkte auf einer anderen Ebene bieten."

Im Gegensatz zu "Haus des Geldes" hat Netflix bei der aktuellen Miniserie "Unorthodox" auf eine vollständige Synchronisierung verzichtet. Die auf dem gleichnamigen Roman von Deborah Feldman basierende Serie über den Ausbruch einer jungen Frau aus einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaft, ist zur Hälfte auf Jiddisch gedreht. Alle chassidischen Figuren wurden mit jüdischen Schauspielern besetzt.

Emotionale Tiefe von Sprache

"Für mich war der Gedanke, dass deutsche Schauspieler, die deutsch sprechen und dann als chassidische Juden verkleidet werden, ein absolutes No-Go", meinte Koautorin Alexa Karolinski im Deutschlandradio Filmmagazin "Vollbild". Es gehe dabei nicht nur um eine Authentizität des Sichtbaren: "Es geht nicht nur darum, dass das Gebet dann richtig gemacht wird oder die Kleidung richtig ist - das ist nur die Oberfläche! Aber Sprache geht so viel tiefer."

"A Schas mit Quasteln"

Mit dem Satz "Dinge, die nur Österreicher sagen" und einem Videoclip mit Szenenausschnitten bewarb Netflix kürzlich die ORF-Koproduktion "Freud". Solche Koproduktionen zwischen Streamingdiensten und traditionellen Medienunternehmen sieht Julia Fidel als eine weitere Entwicklung auf dem Serienmarkt: "Ich glaube, wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem das sehr gut Hand in Hand zu gehen beginnt, und an dem traditionelle Medienunternehmer auch wieder beginnen, sich auf ihre Stärken zu konzentrieren und diese zu betonen."

Szene aus "Freud"

SATEL FILM GMGBH/BAVARIA FICTION GMBH/JAN HROMADKO

Neue Kooperationen

Traditionelle Medienunternehmen bringen Planungssicherheit und eine lokale Infrastruktur, auf die aufgebaut werden kann. Künstlerische Freiheit für die Macher, sei dabei die Voraussetzung, dass eine solche Kooperation funktionieren könne, sagt "Freud"-Regisseur Marvin Kren: "Im Vorfeld habe ich mir schon gedacht: Was kommt da auf mich zu? Aber es war einfach allen klar, dass das ein sehr komplexes Projekt ist. Und dass es darum geht, dass es hier eine klare Vision braucht."

Kooperation statt Produktionskonkurrenz also, oder wie es bei "Freud" heißt: "A Duell? Bist narrisch?"

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