Kreuzung in Wien, 1945

AP

2. Juli 1995

Der Sieg der Antimoderne in Österreich 1945 bis 1955

Frühjahr 1945. Der Zweite Weltkrieg und damit die Existenz der "Deutschen Ostmark" sind zu Ende. Österreich ist ein in vier Zonen aufgeteiltes Land.

Die vier Besatzungsmächte sind auch vier Kulturnationen mit unterschiedlichen politischen und kulturellen Positionen, die sie in ein Land einbringen wollen, das nach neuen Grundlagen für seine Identität sucht. Will man die Vergangenheit reflektieren oder will man an ihr anknüpfen und vor allem die Zeit zwischen 1938 und 1945 verdrängen? Die österreichische Kulturpolitik hat sich für letzteres entschieden.

Die Zweite Republik hat sich - zumindest kulturell - nahtlos mit der Ersten verknüpft. Die Protagonisten des Ständestaates und zum Teil auch des NS-Regimes waren auch die Protagonisten des Wiederaufbaus, stets darum bemüht, rückwärts gewandt nach vorne zu schauen. Die Einflüsse der Besatzungsmächte, vor allem jene aus den USA und der Sowjetunion, haben nur für die zart aufkeimende Avantgarde eine Rolle gespielt. Aber diese wurde zumindest in den ersten zehn Jahren nach dem Krieg ziemlich rücksichtslos von der konservativen Welle überschwemmt.

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