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1925-2020
Michel Piccoli ist tot
Er war eine der Leinwandikonen des französischen Nachkriegskinos. Nun ist Michel Piccoli im Alter von 94 Jahren an einem Schlaganfall verstorben, wie seine Familie bestätigt. Damit verliert das Kino einen seiner größten Darsteller, der an der Seite von Romy Schneider oder Brigitte Bardot zum Idol aufstieg und auch im hohen Alter als Papst unter Regie von Nanni Moretti noch reüssierte.
18. Juni 2020, 02:00
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Insgesamt spielte der am 27. Dezember 1925 geborene Piccoli in über 200 Filmen mit. In sechs davon stand er an der Seite von Romy Schneider - etwa in "Die Dinge des Lebens" oder "Das Mädchen und der Kommissar". Für "Der Sprung ins Leere" gewann er 1980 in Cannes die Goldene Palme als bester Darsteller. Einer seiner letzten großen Leinwandauftritte wurde die Rolle als frisch gewählter Papst in Morettis "Habemus Papam" 2011.
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Kulturjournal | 18 05 2020
An Michel Piccoli war alles vertraut: Die Art, wie er seine buschigen Augenbrauen zusammenzog, sich die Zigarette anzündete oder die Krawatte zurechtrückte. Piccoli hat in seiner mehr als 70-jährigen Karriere über 220 Filme gedreht und ist in fast jede Rolle geschlüpft. Dennoch hat er es geschafft, immer wieder aufs Neue zu überraschen. Die Regisseurin Agnès Varda brachte das schauspielerische Geheimnis des Stars auf den Punkt: "Er versteht es, seine Kunst zu verbergen, weil er die Gabe hat, sie sparsam einzusetzen."
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Flair der gewissen Undurchsichtigkeit
Piccoli gehörte zu den seltenen Akteuren, die das Talent besitzen, immer ein wenig geheimnisvoll zu bleiben, auch wenn sie zum zigsten Mal die Rolle eines Liebhabers, Mörders oder betrogenen Ehemanns spielen. Seine Gesten und Bewegungen wurden jedes Mal zu einer Offenbarung. Diese Kunst, ungeahnte Details zu enthüllen, haben viele Regisseure zu nutzen gewusst, unter ihnen Jean-Luc Godard. In "Die Verachtung", ein Film über einen Drehbuchautor, dessen Ehe bei den Arbeiten zu einem Odysseus-Projekt zerbricht, ließ er Piccoli an der Seite von Brigitte Bardot den schwächlichen Ehemann spielen.
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Nicht weniger erfolgreich arbeitete Luis Bunuel mit diesem Flair der gewissen Undurchsichtigkeit und drehte mit Piccoli gleich drei Klassiker der Filmgeschichte: "Tagebuch einer Kammerzofe", "Schöne des Tages" und "Der diskrete Charme der Bourgeoisie". 2010 bat ihn schließlich Regisseur Nanni Moretti vor die Kamera: als depressiven Papst in "Habemus Papam". Der Film kam 2011 in die Kinos.
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Perfekter Bourgeois
Gespielt hat der französische Schauspieler so ziemlich alles: den leidenschaftlichen Liebhaber, romantischen Verführer, kalten Zyniker, den Mörder, der Polizisten am Spieß brät ("Themroc"), und den verzweifelten Künstler in "Die schöne Querulantin". Seine Meisterhaftigkeit erreicht Piccoli jedoch in der Verkörperung des Bourgeois. Wie kein anderer beherrschte er das Spiel der Lebenslügen.
Piccoli hat mit allen Diven des Weltkinos gespielt: Brigitte Bardot, Catherine Deneuve, Sophia Loren, Ornella Muti oder Jeanne Moreau. Doch gehörte Romy Schneider zu den Darstellerinnen, mit denen er am häufigsten auf der Leinwand zu sehen war, etwas in "Trio Infernal", "Die Dinge des Lebens" und "Die Spaziergängerin von Sans Souci".
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Erfolg am Theater
Der Sohn einer Musikerfamilie italienischer Herkunft navigierte nicht nur mühelos zwischen den widersprüchlichsten Rollen, sondern wechselte ebenso häufig zwischen Film und Theater. Einige seiner größten Erfolge feierte Piccoli in Arthur Schnitzlers Tragikomödie "Das weite Land", die der Schweizer Theaterregisseur Luc Bondy auch für die Leinwand bearbeitet hat, oder in dessen Ibsen-Inszenierung "John Gabriel Borkmann". 2006 brillierte er als König Lear und 2009 in der Titelrolle von Thomas Bernhards "Minetti".
Text: APA, Red.; Audio: Arnold Schnötzinger
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