Caroline Peters

Caroline Peters in "Die Empörten" bei den Salzburger Festspielen 2019, APA/BARBARA GINDL

Diagonal stellt vor

Zurück ins pralle Leben! Werkstattgespräch mit Caroline Peters

In Elfriede Jelineks Ibiza-Stück "Schwarzwasser" verkörperte sie den Exzess einer politischen Entgleisung und bewies, dass man auch im pinken Gorilla-Kostüm Sex-Appeal versprühen kann. Diesen Sommer wird Caroline Peters die Buhlschaft am Salzburger Domplatz geben. Clarissa Stadler und Christine Scheucher sprechen mit der Schauspielerin über die aktuelle "Jedermann"-Inszenierung und das Theater in Zeiten von Corona, in dem die Vokabel "Selbstverantwortung" groß geschrieben wird.

Werkstattgespräch mit Caroline Peters

Das waren mit Abstand die seltsamsten Monate meines Lebens.

Das "Hochfahren" des Alltags, das Leben in dieser Halbwelt, in der man alles "so halb" macht und "so halb auch nicht", erlebt die Schauspielerin jetzt als belastender, als die Zeit des Lockdown.

Gerade die Köperlichkeit, die das Schauspiel bedinge, erfordere nun "wahnsinnig viel" gegenseitiges Vertrauen in Zeiten von Corona, bekennt Peters und lässt im Gespräch auch deutlich werden, dass sie selbst dazu noch ein durchaus ambivalentes Verhältnis habe.

Caroline Peters

Die Aufnahme des "Diagonal"-Gesprächs fand - natürlich unter Wahrung des Sicherheitsabstands - im Ö1 Hörspielstudio statt. Für Caroline Peters war das eine "Klammererfahrung", hatte sie doch hier knapp vor dem Lockdown Hörspielaufnahmen für Ö1 gemacht und nehme jetzt hier langsam wieder die reguläre Arbeit wieder auf.

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Der schnelle Wechsel zwischen Krimi und "Jedermann", zwischen high and low, ist typisch für Caroline Peters. Der Lockdown hat sie bei Dreharbeiten für einen ZDF-Krimi ereilt. Im ORF war sie erst am 5. Juni in der Komödie "Womit haben wir das verdient?" an der Seite von Simon Schwarz zu sehen.

Ich kann den heiligen Ernst der Kunst nicht in mir verspüren.

Das sagt Caroline Peters über ihren unverkrampften Wechsel zwischen E und U.

Ihrem Auftritt als Buhlschaft im "Jedermann" bei den heurigen Salzburger Rumpffestspielen sieht sie mit Spannung entgegen, weil auf der Rolle zwischen wenig Text und viel Sexappeal ein hoher Erwartungsdruck liege. Peters zeigt sich aber durchaus sportlich herausgefordert und will ihre Rolle weniger als "die Verführung schlechthin", sondern - vor dem Corona-Hintergrund - viel mehr "als den Wunsch nach dem prallen Leben" anlegen. Dass die Rolle vergleichsweise klein ist, das sei sie aus dem klassischen Repertoire, in dem sie sich sonst aufhalte durchaus gewohnt:

Im normalen klassischen Repertoire geben die Typen den Ton an und fertig.

Das Geschlechterverhältnis sei erst in den neuen, zeitgenössischen Stücken zurechtgerückt worden, so Peters, die von sich bekennt, ihre halbe Karriere mit Auftritten im zweiten und dritten Akt bestritten zu haben - eben weil das klassische Theater so laufe.

Um bei dieser Entwicklung selbst ein wenig mehr aufs Tempo zu drücken, brachte Peters im Oktober 2019 gemeinsam mit Gesine Danckwart "Theblondproject" auf die Bühne des Burgtheater Kasinos. Dass blond nicht nur die Farbe von Marylin und Madonna, sondern auch von Brexit-Boris und Trump ist, dass Blondinenwitze über Angela Merkel nicht so recht funktionieren wollen, dass man der Tochter dann eben doch die verhängnisvolle Barbie kauft und beim Sing-Along im Kasino-Flur zu "I'm a Barbie Girl" niemand Textprobleme hat, reflektierte dieser dicht gepackte Theaterparcours.

Die Beschäftigung mit dem Feminismus sei vergleichsweise spät in ihr Leben getreten. Die #metoo-Debatte habe zwar ihren Alltag nicht verändert, aber plötzlich konnte sie all die tausenden Schattierungen männlicher Übergriffigkeit sehen, sagt Peters. Durchaus selbstkritisch merkt sie im Gespräch mit Christine Scheucher und Clarissa Stadler an, dass die hart erkämpften gesellschaftlichen Veränderungen, die es erst möglich gemacht hatten, dass eine Frau wie Helga Rabl-Stadler Präsidentin der Salzburger Festspiele geworden sei, von den nachfolgenden Generationen, also auch von ihrer eigenen als selbstverständlich angesehen wurden -"und, zack, sind die Sachen wieder weg!"

Service

Post-Punk aus Texas, Marie Kreutzer über Dreharbeiten nach Corona und ein Porträt des USS-Enterprise Steuermanns George "Sulu" Takei sind die weiteren Schwerpunkt des "Diagonal"-Monatsmagazins.