Geigenhals

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Ausgewählt

Klassikfans und Ihre Meinungen im Web

Ein Blick in Online-Klassikportale und Social-Media-Plattformen, in denen eifrig über Musik, Aufnahmen und Interpretation diskutiert wird.

Teilweise heftige Diskussionen um Aufnahmen, ‚richtige‘ und ‚falsche‘ Interpretationen finden sich in „Fachportalen“ zu bestimmten Musikgenres oder auf Youtube.

Oftmals sind es auch einfach nur Tipps, Raritäten, Besonderheiten, auf die sich die User der Klassikportale gegenseitig hinweisen: Im Tamino Klassikforum tauschen sich Fans klassischer Gitarrenmusik vor kurzem über das Phänomen des Tremolos auf der Gitarre aus. Aufnahmen mit den spektakulärsten Tremoli gespielt von Andres Segovia oder Pavel Seidl werden ausgetauscht.

Auf dem Portal Musiktreff.Info werden spitzfindige und komplexe Fragen zum Beispiel zu einer Ouvertüre Rossinis erörtert. Man mokiert sich über eine Formulierung aus einer anderen Website: opera-online, wo zu lesen ist, dass Rossini die Oper „Eine Italienerin in Algier“ in nur 20 Tagen komponiert habe, was „einiges erklären würde“.

Was einiges? - fragen die Teilnehmer von Musiktreff. Soll das etwas heißen, diese Musik sei schlecht komponiert? Allgemeine Empörung!

Immer wieder verweisen die Diskussionen in den Klassik-Portalen auf Aufnahmen und Konzertmitschnitte auf youtube. Die entsprechenden Filme werden zumeist gleich in den Beitrag eingefügt. Youtube funktioniert längst wie ein gigantisches Nachschlagewerk. Aber nicht nur das: folgt man den jeweiligen Links zu den youtube-Filmen, so entdeckt man dort bei den Kommentaren zur jeweiligen Aufnahme oder zu Konzertmitschnitten eine überraschende Vielfalt von Meinungen, Kommentaren und kontroversen Diskussionen.

Mehr als in den Klassikportalen wird auf Youtube wirklich über Interpretationen gestritten. Zum Beispiel: ganz aktuell ist eine hitzige Diskussion über das Tempo in Lang Langs Interpretation von Beethovens „Für Elise“ entbrannt. Steinway hat eigens zur Präsentation eines besonderen Flügels eine Filmaufnahme mit Lang Lang am Klavier veröffentlicht, in der der chinesische Superstar „Für Elise“ langsamer spielt als andere Interpreten/innen, langsamer auch als er selbst in CD-Aufnahmen.

Die meisten schwärmen von dem langsamen Tempo, andere finden es spannungslos. Aber eines überhören alle -, außer ein Teilnehmer des „Capriccio Kulturforums“: Er entdeckt gleich zweimal einen handfesten Fehler bei Lang Lang. Töne, die Beethoven nicht komponiert hat!

Natürlich wird auch im Feld der Social Media eifrig über Musik diskutiert. Aber große Institutionen wie Konzerthäuser oder Orchester nutzen Facebook oder Instagram meistens lediglich für Werbezwecke, um zu informieren und auf irgendetwas aufmerksam zu machen.

Hier findet sich kaum Diskussion unter den Usern oder mit etwa dem Orchester, den Musikern/innen. Das New York Philharmonic hat allerdings vor ca. einem Jahr via Instagram direkt seine Follower angesprochen und eine Frage gestellt: Welche Musik hat Dir in Zeiten von Trauer und Streit geholfen? Die Reaktionen waren erstaunlich.

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