Du holde Kunst

Andrea Eckert liest Marina Zwetajewa

"Ich nehme, wie ich gebe: blindlings" - Andrea Eckert liest Gedanken von Marina Zwetajewa.

Als Marina Zwetajewa entscheidet, aus dem Exil in die stalinistische UdSSR zurückzukehren, stellt sie aus ihren Schriften alles ihr Wichtige zusammen und erschafft so eine Art Nachlass zu Lebzeiten, den sie dann 1939 mit nach Russland nimmt, während sie ihre literarischen Manuskripte bei Freunden im Ausland lässt. Diese Schreibhefte bestehen aus Skizzen und Entwürfen, aus noch roh und fragmentarisch geäußerten Gedanken zu Seele, Liebe, Poetik u.v.m., die in ihrer Eigenwilligkeit und Tiefe dem dichterischen Werk Zwetajewas in nichts nachstehen. Zu hören sind Auszüge aus den "Unveröffentlichten Schreibheften" sowie aus der Tagebuchprosa der Dichterin. Aus dem Russischen und Französischen übersetzt wurden sie von Felix Philipp Ingold und Marie-Luise Bott.
Zu den Gedanken von Marina Zwetajewa erklingt Musik von Dimitri Schostakowitsch, Domenico Scarlatti, Johann Sebastian Bach, Leo Brouwer, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Wolfgang Amadeus Mozart.

Im Pariser Exil 1925, wo sich ihr berühmter Briefwechsel mit Rainer Maria Rilke und Boris Pasternak entspinnt, gerät Marina Zwetajewa - nach anfänglich großen Erfolgen - durch ein missverstandenes Statement zu Wladimir Majakowski, das ihr als UdSSR-Propaganda ausgelegt wird, ins Abseits. "Hier ohne Leser, in Russland ohne Bücher" kämpft sie ums materielle und künstlerische Überleben. Als ihr Mann, der in sowjetische Geheimdienstaktivitäten verwickelt ist, Paris verlassen muss und ins stalinistische Russland zurückgeht, folgt ihm Zwetajewa im Juni 1939. Mann und Tochter werden verhaftet, sie selbst mit ihrem Sohn nach dem Einmarsch der Deutschen ins tatarische Jelabuga evakuiert. Am 31.08.1941 nimmt sich Marina Zwetajewa dort das Leben.

Service

Marina Zwetajewa, Unsre Zeit ist die Kürze. Unveröffentlichte Schreibhefte. Hrsg. und aus dem Russischen und Französischen übersetzt von Felix Philipp Ingold. Suhrkamp, Berlin, 2017.
Marina Zwetajewa, "Ich schicke meinen Schatten voraus". Tagebuchprosa und autobiographische Erzählungen. Hrsg. von Ilma Rakusa. Aus dem Russischen von Hilde Angarowa, Marie-Luise Bott, Elke Erb, Regine Kühn, Ilma Rakusa und Margarete Schubert. Suhrkamp, Berlin, 2018.

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