Sommerbühne Melk

DANIELA MATEJSCHEK

10. Juli bis 15. August

Sommerspiele Melk - "pandemic edition"

In der Wachauarena Melk starten die Sommerspiele Melk in ihre 60. Saison. Coronabedingt wurde das große Feiern auf kommendes Jahr verschoben, für heuer hat man sich zu einem Experiment entschlossen, zu einer "x-periment pandemic edition". Auf dem Spielplan stehen sechs kurze Stücke, die von sechs verschiedenen Regisseurinnen und Regisseuren in jeweils einer Stunde und mit einer Probenzeit von nur fünf Tagen umgesetzt werden. Die Bandbreite reicht dabei von Aristophanes über Hugo von Hofmannsthal bis Jura Soyfer.

Kulturjournal | 10 07 2020 - Intendant Andreas Hauer im Gespräch

Katharina Menhofer

Die Not in eine Tugend wandeln und den Herausforderungen der Zeit mit sportlichem Ehrgeiz begegnen, das war für Intendant Alexander Hauer der Leitgedanke für die heurige Ausgabe der Sommerspiele Melk. Und so hat man aus dem roten Kreuz, das bei vielen Festivals für "durchgestrichen" und "abgesagt" steht, das x von "x-periment" gemacht und bietet statt einem großen Jubiläumsstück, sechs komprimierte Theaterabende an. "Wir haben Stücke ausgesucht, die mit einem kleinen Ensemble realisierbar sind, es dauert nur eine Stunde und wir proben nur eine Woche."

"Wir landen auch beim Publikum weich"
Intendant Alexander Hauer

Alexander Hauer leitet die Sommerspiele Melk seit 2002 und konnte dem ältesten niederösterreichischen Theaterfestival mit Uraufführungen und großen Stoffen aus der Weltliteratur ein unverwechselbares Profil verleihen. Vor zehn Jahren hat er mit der Gründung einer eigenen GmbH die Festspiele vor einer finanziell bedingten Zwangspause gerettet. Heuer haben Land und Gemeinde finanzielle Absicherung zugesagt. Das verschafft eine gewisse Gelassenheit

"Und eigentlich haben wir, da wir das Ganze 'Experiment' genannt haben, einen unglaublichen Fallschirm, also wir landen auch beim Publikum weich, weil sie froh sind, das was passiert. Ich glaub, dass in der Woche ganz konzentrierten Arbeitens ganz viel entstehen kann", freut sich der Intendant.

Von "König Ubu" bis zu "Simply the Pest"

Entstehen wird etwa Jura Soyfers "Weltungergang", Alfred Jarrys absurdes Stück "König Ubu", das seit der Ära Trump an Aktualität gewonnen hat, oder Aristophanes "Frauenvolksversammlung", bei dem die Frauen die Macht ergreifen. Alexander Hauer selbst gestaltet einen Nestroy-Abend und beginnt heute Abend mit Hugo von Hofmannsthal Mysterienspiel "Das Salzburger Große Welttheater", das immer im Schatten des großen Jedermann gestanden ist. "Es ist berührend, wenn man bedenkt, dass Helene Thimig dieses Festival aus der Taufe gehoben und auch die Regie von diesem Stück 1961 gemacht hat, und man darf in der großen Tradition dieser Grande Dame sein", sagt Alexander Hauer.

Musikalisch sorgen Mnozil Brass für Unterhaltung und statt der großen Rockoper gibt es heuer die musikalische Revue "Simply the Pest". "Wir haben Tina Turner und Camus gemixt und schöne Songs und Zitate, die wir gesammelt haben, unplugged Musikrevue - gute 20 Songs ein vergnügen."

Bei Ausstattung und Kostümen wurde bewusst gespart, die wenigen Einnahmen sollen in die Künstlergagen fließen, denn statt 560 Sitzplätzen gibt es heuer nur 250, statt der Tribüne eine individuelle Sessel-Bestuhlung für jedes Stück. Heute Abend starten die Sommerspiele Melk mit ihrer "pandemic edition". Möge das Experiment gelingen!

Service

Die "x-periment - pandemic edition" der Sommerspiele Melk findet von 10. Juli bis zum 15. August in der Wachauarena Melk statt.

Gestaltung