Globe Wien, Außenansicht

JAN FRANKL

Kulturpolitik

Globe, Simpl & Co: Privattheater fordern Hilfe

Das Globe Wien und das Kabarett Simpl, der Wiener Stadtsaal oder das Kabarett Niedermair, Kulisse, Orpheum und Casanova: Das sind nicht nur wichtige Spielstätten für die Wiener Kabarett- und Musikszene, es sind auch die einzigen Theater Wiens, die keinerlei öffentliche Förderungen oder Subventionen erhalten. Nun wenden sich die Privattheater mit einem dringenden Appell an die Öffentlichkeit: Um nach langer Schließzeit nicht in den Konkurs zu schlittern, brauche es eine finanzielle Überbrückung.

Ein paar Wahnsinnige, die aus eigener Tasche ein Theater aufbauen und davon leben, dass Leute gern hingehen: Das sind für den Kabarettisten Michael Niavarani die Betreiber der sechs Wiener Privattheater, und zu denen zählt er als Eigentümer des Globe Wien und des Kabarett Simpl auch selbst. Lange Zeit habe das sehr gut funktioniert: 580.000 Besucherinnen und Besucher zählten die Häuser laut eigenen Angaben gemeinsam, mehr als das Burg- und das Akademietheater zusammen. Dann kam das coronabedingte Berufsverbot.

"Wir finden das positiv, weil wir dadurch Menschenleben gerettet haben",

so Niavarani gegenüber Ö1. "Und jetzt sind wir erstmals in der Situation, dass wir eine Art Unterstützung brauchen - eine Ausfallsversicherung oder vielleicht eine Subvention über die Zeit hinweg, in der es unmöglich ist, Theatersäle komplett voll zu machen."

Stadtsaal Wien

APA/GEORG HOCHMUTH

Wiedereröffnung mit ungewissem Ausgang

Von den bisherigen Hilfsfonds haben die Theater praktisch nicht profitiert - die Kulisse etwa erhält 19.000 Euro an Fixkostenzuschuss über mehrere Monate verteilt. "Das ist nicht einmal die Miete, die bis dahin anfällt", so die Betreiberin Doris Ringseis. "Sich damit zu retten, ist etwas schwierig. Das geht sich nicht aus."

Trotz ungewisser Zukunft wollen die meisten Theater ihre Pforten schon bald wieder öffnen: Der Stadtsaal Wien startet schon am 25. Juli mit dem neuen Konzertprogramm von Ernst Molden und Willi Resetarits - "Hurra", so der passende Titel. Am 1. August öffnet das Casanova in der Wiener Innenstadt. "Aber halt nicht rentabel", erklärt Geschäftsführer Martin Reiter. "Wir legen drauf und können das sicher nicht lange in dieser Größenordnung vollziehen, weil wir dann jeden Monat mit dem Kopf immer näher an die Wand kommen."

Michael Niavarani und Georg Hoanzl

Michael Niavarani und Georg Hoanzl

MARKUS WACHE

Tradition des Privattheaters

Das Gleiche gilt für Kulisse, Orpheum und Kabarett Niedermair, die Ende August, Anfang September ihre Pforten wieder öffnen. Michael Niavarani und Georg Hoanzl betreiben über den Sommer ein Theater im Park beim Belvedere; das von ihnen geführte Kabarett Simpl und Globe Wien wollen sie im Herbst nur dann wieder öffnen, wenn eine finanzielle Unterstützung zugesagt ist.

"Es gibt eine sehr lange Tradition des Privattheaters. Und es geht auch darum, dass wir diese Form aufrechterhalten wollen", sagt Hoanzl. "Wir sind froh, dass es in Österreich hunderte Theater gibt, die trotz dieser Problematik offenhalten können. Wir erheben für unsere sechs Privattheater den gleichen Anspruch und wollen für unsere Mitarbeiter, unsere Kunden, unsere Künstlerinnen und Künstler kämpfen, um eine Lösung zu finden."

Auf dauerhafte Subventionen wolle man auch weiter verzichten, betont Michael Niavarani: Vieles sei in der Geschichte nämlich nur durch Privatinvestitionen zustande gekommen - von Mozarts "Zauberflöte" bis hin zu Niavaranis aktuellem "Theater im Park": "Allein bis die Subvention bewilligt ist, vergehen ungefähr 15 Jahre", scherzt Niavarani. "Dann gibt’s den Park gar nicht mehr, weil der schon verödet ist durch den Klimawandel."

Von der Politik erfahre man jedenfalls Wertschätzung, erklären die Betreiber der sechs Privattheater. Deren Schließung, so offenbar der Konsens, wäre nicht nur ein Schlag für die Mitarbeiter, sondern auch für das Kulturleben.

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