Altes SW-Porträt von Olivia de Havilland: Sie hält ihren Oscar in der Hand.

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1916-2020

Filmlegende Olivia de Havilland gestorben

Als Melanie Hamilton in "Vom Winde verweht" wurde sie weltberühmt. Ihre beiden Oscars erhielt sie aber für andere Filme. Als 19-Jährige wurde sie von Max Reinhardt entdeckt. Am Sonntag ist die gebürtige Britin im Alter von 104 Jahren gestorben.

Morgenjournal | 27 07 2020

Arnold Schnötzinger

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Die Filmlegende und Oscar-Gewinnerin Olivia de Havilland ist tot. Sie sei am Sonntag in Paris mit 104 Jahren eines natürlichen Todes gestorben, bestätigte ihre Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Bekannt war de Havilland für ihre Rolle als Melanie Hamilton im Südstaatenepos "Vom Winde verweht" (1939).

Olivia de Havilland hat ihre Leinwandpartner aus dem Südstaatenepos "Vom Winde verweht" aus dem Jahr 1939 lange überlebt. Clark Gable alias Rhett Butler starb 1960, gerade 59 Jahre alt.

Vivian Leigh, die die schöne Scarlett O'Hara spielte, war 53, als sie 1967 leblos neben ihrem Bett gefunden wurde. Leslie Howard, im Film der Gatte der klugen und tugendhaften Melanie Hamilton (de Havilland), kam schon im Zweiten Weltkrieg ums Leben.

Talent schon früh erkannt

Als Kind britischer Eltern am 1. Juli 1916 in Tokio geboren, zog Olivia de Havilland noch als Kleinkind nach Kalifornien. Der österreichische Theatermann Max Reinhardt entdeckte die 19-Jährige in der Rolle der Hermia von Shakespeares "Sommernachtstraum".

Das Filmstudio Warner Brothers nahm sie gleich für sieben Jahre unter Vertrag und brachte sie an der Seite von Eroll Flynn groß heraus. Acht Filme drehte sie mit dem Herzensbrecher, darunter die Abenteuerschinken "Der Verrat des Surat Khan" und "Robin Hood, König der Vagabunden". Auf der Leinwand knisterte es heftig, doch allen Gerüchten zum Trotz seien sie nie ein Liebespaar gewesen, beteuerte die Schauspielerin.

Olivia de Havilland (links) and Vivien Leigh (rechts).

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Der frühe Ruhm in Hollywood hatte seinen Preis. Der Zeitschrift "Vanity Fair" vertraute de Havilland im Jahr 2016 an, dass sie damals "keine richtigen Freunde" hatte und unter dem harten Wettbewerb litt. Zugleich sorgte die bittere Fehde mit ihrer Schwester Joan Fontaine für Schlagzeilen. Der Streit vertiefte sich, als beide 1942 für einen Oscar nominiert wurden und die jüngere Joan für ihre Rolle in dem Hitchcock-Thriller "Verdacht" gewann. In ihrer 1978 erschienenen Autobiografie "No Bed Of Roses" schrieb Fontaine, dass die beiden einander schon als Kinder nicht mochten. Da herrschte zwischen den Schwestern schon lange Funkstille.

De Havilland wies das in dem "Vanity Fair"-Interview vehement zurück. "Ich habe sie als Kind so sehr geliebt", meint die ältere der Schwestern. Doch mehr sagte sie nicht über den Bruch. Fontaine war 2013 mit 96 Jahren im kalifornischen Carmel gestorben.

Zweifache Oscar-Gewinnerin

1946 gewann sie ihren ersten Oscar in der Hauptrolle von "To Each His Own". Der Film lief auf Deutsch unter dem Titel "Mutterherz". Drei Jahre später kam die Auszeichnung als beste Schauspielerin in William Wylers "The Heiress" (Die Erbin). Viel Anerkennung wurde ihr auch als neurotische Exzentrikerin in "Der dunkle Spiegel" und "Die Schlangengrube" zuteil. Daphne du Maurier schlug sie 1952 für die Hauptrolle in der Verfilmung ihres Romans "Meine Cousine Rachel" vor. Das Stück wurde ein weltweiter Erfolg. Mit ihrer langjährigen Freundin Bette Davis spielte sie in "Wiegenlied für eine Leiche".

Die Vorstellung, ein ganzes Jahrhundert zu leben, gefällt mir sehr.

Aus der Ehe mit dem Schriftsteller Marcus Goodrich (1946 bis 1953) ging der Sohn Benjamin hervor. In Paris heiratete de Havilland den Journalisten Pierre Paul Galante und hatte die Tochter Gisèle mit ihm. Auch diese Ehe zerbrach. Gerüchte über eine Affäre mit dem früheren britischen Premierminister Edward Heath wurden indes nie bestätigt.

Olivia de Havilland 1986

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Streitbare Dame

Bis ins hohe Alter war de Havilland kämpferisch. Einen Tag vor ihrem 101. Geburtstag zog sie in Los Angeles im Streit um die TV-Serie "Feud" noch vor Gericht. Die im Stil einer Pseudo-Dokumentation gedrehte Serie handelte von der langjährigen Rivalität der beiden Hollywood-Diven Joan Crawford und Bette Davis, de Havilland wurde von Catherine Zeta-Jones dargestellt.

Sie sei immer um Integrität und Würde bemüht gewesen. Klatsch und Lügen habe sie abgelehnt. In der Serie jedoch würden ihr in einem erfundenen Interview falsche Aussagen in den Mund gelegt. Ihr guter Ruf werde dadurch geschädigt, machte die Schauspielerin, die mit 100 Jahren von der britischen Queen zur "Dame" geadelt wurde, in der Klage geltend. Doch im März 2018 erlitt sie vor einem Berufungsgericht in Los Angeles eine Niederlage.

Ihre Langlebigkeit schrieb sie laut "Vanity Fair" den drei L-Worten "Liebe, Lachen und Licht" zu. Wie die zweifache Mutter "Entertainment Weekly" vor ihrem 100. Geburtstag verriet, konnte sie ihr rundes Jubiläum kaum erwarten. "Die Vorstellung, ein ganzes Jahrhundert zu leben, gefällt mir sehr. Stellen sie sich das einmal vor. Was für eine Leistung."

Text: APA, red.