Jüdisches Museum Hohenems

JÜDISCHES MUSEUM HOHENEMS

Das Objekt der Begierde

Jüdisches Museum Hohenems

Im Jüdischen Museum in der Vorarlberger Stadt Hohenems befindet sich in einem der vielen Schaukästen eine Lederhose. Sie ist einfach gefertigt, wirkt unscheinbar und ist mit einem Hirsch-Emblem versehen. Ihr ist anzusehen, dass sie bereits oft getragen wurde.

Die Lederhose gehörte einst Harry Weil. Der 1898 geborene Hohenemser ging gerne in die Berge. Erhaltene Familienfotografien zeugen von Ausflügen in der Lederhose. Wie sein Vater war auch Harry Weil Kantor, also Vorsänger und Vorbeter in der jüdischen Gemeinde. Außerdem engagierte er sich in lokalen Theater- und Musikvereinen und gründete 1924 den Hohenemser Arbeitergesangsverein "Nibelungenhort".

Fluchthelfer und Flüchtling

Mehreren Hohenemsern verhalf Harry Weil über den Rhein zur Flucht in die Schweiz. Im Juni 1938 musste er selbst emigrieren. Ein Jahr später schaffte er es, mit seiner katholischen Frau, mit seinem Kind - und der Lederhose im Gepäck - weiter in die USA. Später wurde er dort Vertreter für Vorarlberger Schmelzkäse der Firma Rupp.

Harry Weil war bis zu seiner Emigration ein äußerst aktives Mitglied der Gemeinde und pflegte auch danach noch enge Kontakte zu Hohenems. Vergeblich versuchte Weil nach dem Krieg, Restitutionsanträge für sich und andere Überlebende zu stellen. Mit der dreisten Begründung, er sei 1938 ja "freiwillig ausgereist", wurde sein Ansuchen abgelehnt.

Ausstellungsansicht

JÜDISCHES MUSEUM HOHENEMS

London, Paris, Triest - und Hohenems

Im 17. Jahrhundert wurden in der damaligen Reichsgrafschaft Hohenems gezielt Juden angesiedelt. So entstand dort bis ins 18. Jahrhundert hinein eine große, jüdische Gemeinde. Durch Heirats- und Migrationsnetzwerke war sie mit den großen, europäischen Metropolen eng verbunden. "Das brachte urbane Kultur in diesen recht kleinen Ort", so Hanno Loewy, der Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems.

Wohlhabendere Familien der jüdischen Gemeinde lebten in Hohenems einst vom internationalen Textilhandel. So auch die Familie Heimann-Rosenthal, in deren 1864 erbauten Villa sich seit 1991 das Jüdische Museum Hohenems befindet. Seit 17 Jahren wird es vom Frankfurter Publizisten und Literatur- und Filmwissenschaftler Hanno Loewy geleitet. Es versteht sich als Zentrum für Geschichte und Gegenwart.

Service

Hohenems Genealogie - Jüdische Familiengeschichte in Vorarlberg und Tirol

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