CÄCILIA BROWN
Talentestipendium
Juliana Lindenhofer, Performative Kunst & Bildhauerei
Geboren 1987 in Graz, lebt und arbeitet in Wien
2. September 2020, 20:19
Meine Skulpturen und DJ Sets adressieren Verletzungsmöglichkeiten und hybride Formen zwischen Mensch und Nicht- Mensch, als künstlerische Strategie, um Ohnmacht entgegenzuwirken – und um Deformationen als etwas Positives zu eröffnen. Wie ich bildhauerisch arbeite, beeinflusst meine DJ-Praxis und umgekehrt. Momente der Verletzlichkeit mischen sich mit harten, präzisen Techniken, und sind oft beeinflusst von der Ästhetik des Nachtlebens und dem Club als Chance, Gemeinschaften zu finden.
BOYS WITHOUT FRUIT BASKET, 2020
3-teilige Skulpturenserie, Paraffinwachs, Pigmente, geschmiedeter Stahl, Aluminium, persönliche Boxbandagen, ca. 80 x 90 x 2 cm
JULIANA LINDENHOFER
Nach einer persönlichen Begegnung mit Caravaggios "Knabe mit Früchtekorb" in Rom, entsteht diese dreiteilige Skulpturenserie. Die androgynen, überlebensgroßen Reliefs aus abstrahierten und transformierten dicken Hälsen, Oberkörpern und Früchten sind allerdings weder männlich, noch von einer perfektionierten Schönheit wie Caravaggios Junge. Die persönlichen roten Boxbandagen halten die unharmonisch gelben, fragil flachen Wachskörper ohne Fruchtkorb beschützend fest.
SOUNDPERFORMANCE AUF DORIS, 2018
Sound, Lautsprecher, Soundmixer, Laptop, Skulptur "Doris" von Maruša Sagadin, "O2-Shoes" von Maruša Sagadin, Dauer: 35 Minuten
JULIANA LINDENHOFER
Juliana Lindenhofer hat auf Einladung von Maruša Sagadin auf deren Skulptur DORIS im Künstlerhaus Graz ein DJ-Set performt. Sie collagierte Sounds marginalisierter Stimmen zu dichten, rhythmischen, dystopischen Flächen: queerer Punk trifft auf Voguing Samples der homosexuellen Ballroom Subkultur, apocalyptisches Computerspiel-Ambient, auf cyborgishen R’n’B, auf Techno. Es entsteht ein Morphing von Samples, die zusammen eine Spannung im Raum schaffen und Gleichberechtigung fordern
THE AMBIENT PIG TONGUE KISSING THE DJ, 2019
Paraffinwachs, Stahl, Pigmente, ca. 1 x 0,25 x 0,12 m
JULIANA LINDENHOFER
Abstrahierte, hybride Körperteile formen eine neue, genderlose Anatomie: überlebensgroßes Muskelfleisch aus Wachs, in dünnen, prekären Schichten zwischen gelb und grün im Verlauf gegossen, wird fast primitiv vom Meißel unterbrochen, angekratzt, zerhämmert. Wachs und Stahl bilden nichtsdestotrotz eine skulpturale Bindung, schützen sich gegenseitig, begrüßen ihre Deformation und Verletzlichkeit. Mit dem Titel, ein Verweis an die Clubkultur als wichtigen Einfluss auf JLs skulpturale Arbeitsweise.
Ausbildung
- seit 2013 Akademie der bildenden Künste Wien, Studium Performative Kunst & Bildhauerei (Iman Issa, Monica Bonvicini), Video und Videoinstallation (Dorit Margreiter)
- 2008 Universidad de Valladolid/Spanien (Erasmus-Aufenthalt)
- 2006–2009 FH St. Pölten, Studium Medienmanagement
Ausstellungen, Auftritte (Auswahl)
- 2020 Austrian Cultural Forum London, tba
- Boys Without Fruit Basket, WAF Galerie, Wien
- 2019 Performative Screenings #62, school, Wien
- The Magic meets the Conceptual, Festung Hohensalzburg, Salzburg
- DJ Set – Monica Bonvicini: I cannot hide my Anger, Belvedere 21, Wien
- Studio 1.11, Akademie der bildenden Künste, Wien
- Who Am I If Not With Somebody
- Bibliothek der Akademie der bildenden Künste Wien/Riot Festival, Closing Event,
- Wien/Dead Mall Radio, Wien/Convo Club, Künstlerhaus Graz
- 2018 Unsafe + Sounds Festival, Wien
- DJ Set und Performance für Tymek Borowski/Maruša Sagadin, Künstlerhaus, Halle für Kunst und Medien, Graz
- Mala Sirena – The Ghosts Within, Wiener Festwochen Wien
- FAREWELLWELLWELL, wellwellwell, Wien
- Wrap Yourselves In Me, Rundgang, Akademie der bildenden Künste, Wien
- 2017 Female Pressure, ausland, Berlin
- Floating Points, Raum für drastische Massnahmen, Berlin
- HYPERREALITY Festival, Wiener Festwochen, Wien
- Benz, Barichgasse 6, Wien
- Clinic, Schönbrunnerstraße 6, Wien
- 2016 Universalism, Bauhaus Berlin-Bernau, Berlin-Bernau
- Line Finderup Jensen + Juliana Lindenhofer, fAN Kunstverein, Wien
Arbeitsvorhaben
In einem Jahr mit 10.000 Euro, möchte ich Proportionen nicht mehr üben, vielmehr weiter neue Formen suchen, gießen und morphen. Hybride, prekär unvollendete Skulpturen, die ohne Geschlecht ihre Verletzbarkeit feiern. Weiterhin werde ich viel im Atelier arbeiten, neue Skulpturen und Zeichnungen schaffen. Laufend recherchieren zu Gender-Hacking, Malerinnen der Renaissance und Autofi ktion. Und last but not least, möchte ich mittels Selbstexperiment aus meiner sozialen Klasse aus- und aufsteigen.
Übersicht
- Ö1 Talentestipendium 2020