Musiker im Studio

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Jazznacht

Soundin' good - Die Soundästhetik im Jazz

Vor ziemlich genau 103 Jahren erschien der allererste Jazztonträger, eine Aufnahme des "Livery Stable Blues" von der Original Dixieland Jass Band. Eine rauschende Mono-Aufnahme, für die sich die fünfköpfige Musikergruppe hinter einem Mikrofon versammelte und das Stück in dezenter Lautstärke in einem Take einspielte. Seither hat sich viel getan in der Welt der Aufnahmetechnik, nein, eigentlich ist es nicht mehr dieselbe Welt.

Original Dixieland Jass Band

GEMEINFREI

Original Dixieland Jass Band

Während es zu Beginn des Aufnahmezeitalters aufgrund von zu hoher Lautstärke noch verboten war, die Basstrommel des Schlagzeugs im Studio zu spielen, wird ebenjene heute standardmäßig mindestens mit zwei Mikrofonen ausgestattet. Während früher die gesamte Band in einem kleinen Raum in ein Mikrofon hineinspielte, werden die Musiker/innen nun oft akustisch wie räumlich sauber voneinander getrennt, um eine höchstmögliche Differenzierung in der Klangmischung erreichen zu können. Das Tonband wurde durch digitale Aufnahmeverfahren ersetzt, und heutzutage sind viele der ehemals raumfüllenden Aufnahmegeräte in einem Laptop verfügbar.

Warum so kalt und scharf?

Doch warum klingen viele Aufnahmen aus den 1980er Jahren so kalt und scharf? Was ist das Geheimnis eines wohlklingenden Kontrabasses? Und wann ist der Hall eigentlich zu viel? Zu Gast in dieser "Jazznacht" im Rahmen des Ö1 Schwerpunkts zum Thema "Hören!" ist der Tontechniker und Produzent Werner Angerer. Er zeichnet für einen nicht unwesentlichen Anteil der klanglich feinsten Jazzproduktionen des Landes in den vergangenen Jahren verantwortlich. Er kennt die Antwort auf solche Fragen und weiß dank jahrelanger Erfahrung um die Unterschiede zwischen der mathematischen, technischen Theorie und den nie vorhersehbaren emotionalen Komponenten einer Aufnahmesession.

Musikalisch bietet Ihnen diese "Jazznacht" zum guten Ton alles von ganz frühen Mono-Tondokumenten über legendäre, obwohl tontechnisch verwerfliche Aufnahmen bis hin zum Hochglanzsound. Unter anderem eine vom ORF-Team eingefangene Konzertaufnahme des Saxofonisten Nils Berg mit seinem Trio Cinemascope beim Festival der Grazer Jazzwerkstatt 2019 sowie das Keith Jarrett Trio 1994 im Jazzclub Blue Note in New York City demonstrieren auch die Kunst des guten Livesounds.

Werner Angerer

Werner Angerer

ANGERER

Beeinflusst der Klang unser Zuhören?

Doch wie stark beeinflusst die Beschaffenheit des Klangs die Konzentration beim Zuhören? Haben undifferenzierte, intransparent klingende Aufnahmen eine geringere Sogwirkung als auditiver Hochglanz? Ich lade Sie ein, den Unterschied im Rahmen dieser knapp siebenstündigen "Jazznacht" bewusst zu erfahren und zu erhören! "The most beautiful sound next to silence" heftet sich das Münchener Label ECM an die Brust. Dass das auf viele verschiedene Klangarten zutreffen kann, wird diese "Ö1 Jazznacht" unter Beweis stellen.

Gestaltung

  • Xavier Plus