Wolfgang Hübsch und Claudius von Stolzmann

RITA NEWMAN

"Monsieur Pierre geht online"

Cyrano im Cyber-Zeitalter

"Monsieur Pierre geht online" ist der Titel eines neuen Stückes, das morgen Abend in den Kammerspielen der Josefstadt Premiere hat. Es ist die Adaption einer französischen Filmkomödie, die vor drei Jahren mit Pierre Richard in der Hauptrolle in den Kinos zu sehen war - eine Internetzeitalter-Version des alten Cyrano-de-Bergerac-Themas. Die Rolle des alten Mannes, der im Internet eine junge Frau kennenlernt, spielt in den Kammerspielen Wolfgang Hübsch - Werner Sobotka führt Regie.

Morgenjournal | 28 10 2020

Katharina Menhofer

Der 80-jährige Monsieur Pierre bekommt einen privaten Computerkurs. Alex, der Freund seiner Enkelin, hat sich dazu bereit erklärt, und soll den einsamen, grantigen Witwer mit den Vorzügen des Internets vertraut machen. Schon bald erkundet Pierre die Weiten des World Wide Webs auf eigene Faust und lernt über ein Dating-Portal eine junge Frau kennen, mit der er eine romantische Chat-Liaison beginnt.

Coming of Age mit 80

Weil sich Pierre als deutlich jünger ausgegeben hat, schickt er beim ersten Treffen seinen jungen Computer-Lehrmeister vor, und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Die Freundschaft zwischen den Generationen steht für Regisseur Werner Sobotka im Zentrum der Komödie. "Es ist eine Coming-of-Age-Geschichte - das kennt man normalerweise zwischen 15-, 16-Jährigen. Aber hier sind es ein 31-Jähriger und ein 81-Jähriger, die zueinander finden, die sich zuerst, wie es in solchen Geschichten üblich ist, nicht leiden können, und am Ende wirklich eine schöne Freundschaft haben."

Als Katalysator zwischen den beiden Protagonisten, die von Wolfgang Hübsch und Claudius von Stolzmann verkörpert werden, steht Martina Ebm als junge Flora, die sowohl dem Schreibstil des alten als auch dem Sexappeal des jungen Mannes erliegt. "Dass das Mädchen sich in die Verse des alten Mannes verliebt, ist eine Verwandtschaft zu Cyrano, und dass sie dann am Ende den schönen jungen kriegt, ist auch so etwas in der Art", sagt Wolfgang Hübsch, der für den von ihm verkörperten Monsieur Pierre große Sympathien hebt.

Claudius von Stolzmann, Martina Ebm und Wolfgang Hübsch

Claudius von Stolzmann, Martina Ebm und Wolfgang Hübsch

RITA NEWMAN

Später Komödiant

Nicht nur in Bezug auf das Alter sei er authentisch besetzt, sondern auch im Hinblick auf die digitale Unbedarftheit. "Denn ich kenn mich bis heute mit dem Internet nicht aus, ich beherrsche gerade das Notwendigste, aber ich muss sagen, es interessiert mich auch nicht besonders."

Ernsthafte Rollen hat Wolfgang Hübsch, der viele Jahre am Volkstheater und Burgtheater engagiert war, in seinem Leben weit öfter verkörpert als komische. "Jetzt bin ich froh, dass ich die Chance habe, wiederentdeckt zu werden, denn als Anfänger in Klagenfurt und Salzburg, sind mir solche Stücke natürlich untergekommen; ich hab‘ Komödien immer sehr gerne gespielt. Dass ich das jetzt auf meine alten Tage noch einmal auferstehen lassen darf, freut mich sehr."

Filmästhetik für ein heutiges Publikum

Folke Braband, an den Kammerspielen als Komödienspezialist gehandelt, hat die französische Filmkomödie für die Bühne adaptiert, Werner Sobotka passt sich in seiner Umsetzung den Sehgewohnheiten des Publikums von heute an. "Aus Film und Fernsehen, ist man eine bestimmte Ästhetik gewohnt, die ich auch hier umzusetzen versucht habe. Ich möchte die nahtlosen Übergänge, die Schnitte und Blenden so einbauen, dass man den Eindruck hat, man sitzt in einem Film aber mit dem Bonustrack, dass es einem live vorgespielt wird."

Während Monsieur Pierre also beim Onlinegehen einiges riskiert, um Außergewöhnliches zu erleben, ist das Publikum eingeladen, den umgekehrten Weg einzuschlagen: offline zu gehen und sich hinaus ins reale Theaterleben zu wagen. Premiere ist morgen Abend in den Kammerspielen der Josefstadt.

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