Pumuckl

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Menschenbilder

Die Mutter des Pumuckl

Eine Erinnerung an die Autorin Ellis Kaut in den "Menschenbildern".

Er hat seinen fixen Platz in unzähligen Kinderstuben - der kleine freche Pumuckl, der stets für heilloses Durcheinander sorgt. Der 30 Zentimeter große Kobold mit dem roten Wuschelkopf - aus dem Geschlecht der Klabautermänner stammend, stets barfuß und mit rundem Bäuchlein und losem Mundwerk - kann getrost als eine der berühmtesten Kinderbuchfiguren der Welt bezeichnet werden.

Vor 100 Jahren, am 17. November 1920, wurde Ellis (Elisabeth) Kaut, die geistige Mutter des Kobolds Pumuckl, geboren. Der Pumuckl wurde zum Markenzeichen der Autorin. Eine Erinnerung an Ellis Kaut, die vor fünf Jahren, am 24. September 2015, gestorben ist.

Inspirierender Winterspaziergang

Die Geschichte des Pumuckl nahm ihren Anfang während eines Winterurlaubs Anfang der 1960er Jahre in der Schweiz. Als Ellis Kaut dick eingemummelt mit Stiefeln und Zipfelmütze durch den Schnee stapfte, meinte ihr Mann: "Du schaust aus wie ein Pumuckl!" Kurz darauf schrieb sie die ersten Pumuckl-Hörspiele fürs Radio. Eine Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf.

Als Ellis Kaut im Februar 2007 bei einem Gespräch für die "Menschenbilder" in ihrer Wohnung in München von den Anfängen des Pumuckl erzählte, schien sie selbst immer noch erstaunt über den großen Erfolg ihres Kobolds. Dabei hat sie auch zahlreiche andere Bücher und Hörspiele geschrieben. Sie hat als Fotografin Bildbände veröffentlicht, sich ein eigenes Labor zum Entwickeln der Filme eingerichtet, sie hat sich intensiv der Malerei und Bildhauerei gewidmet, sie hat die schwierige und selten gewordene Kunst der Heliogravur erlernt.

Ellis Kaut

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Ellis Kaut, 2007

Berufswunsch: "Heilig - oder weltberühmt"

1920 wurde Ellis Kaut in Stuttgart geboren, zwei Jahre später übersiedelte ihre Familie nach München. Als kleines Mädchen nannte sie früh zwei Berufswünsche: "Heilig werden - oder weltberühmt sein!" Es waren schwierige Zeiten, um 1920. Ein großer Krieg war gerade vorbei, ein zweiter sollte bevorstehen.

Noch in die Zeit der Jugend fiel eine Begegnung, die ihr Leben entscheidend verändern sollte: Sie verliebte sich in den Schriftsteller Kurt Preis, der vor allem durch sein Buch "München unterm Hakenkreuz" bekannt wurde. Im November 1939 heirateten Ellis Kaut und Kurt Preis.

Die Arbeit beim Radio geliebt

Noch vor Beginn des Krieges hatte Kaut als Kanzlei-Dienstanwärterin gearbeitet, um sich eine Schauspielausbildung zu finanzieren. Bis 1944 studierte sie außerdem Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München. Im März 1945 kam Tochter Ursula zur Welt.

In den Jahren danach war Ellis Kaut als Sprecherin für Hörspiele und Kindersendungen beim Rundfunk tätig. "Ich habe die Arbeit beim Radio geliebt", schwärmte Kaut. "Damit hat alles begonnen!" Bald schrieb sie eigene Novellen, Erzählungen und Hörspiele. Allein 120 "Geschichten vom Kater Musch" entstanden, eine beliebte Reihe, die jahrelang im Radio zu hören war.

Im Grunde des Herzens gut

Bei einem Winterspaziergang mit ihrem Mann entstand dann also die Idee zum frechen Kobold aus dem Geschlecht der Klabautermänner. Am 21. Februar 1962 war der kleine, für die meisten unsichtbare Kobold Pumuckl zum ersten Mal im Radio zu hören. Schallplatten und Hörspielkassetten, die ersten Pumuckl-Bücher, eine Reihe fürs Fernsehen und Kinofilme sollten folgen.

"Was ist eigentlich ein Pumuckl?", wurde die Autorin oft gefragt. Ihre Antwort: "Das ist ein Wesen, das ein wenig frech, ein wenig respektlos, ein wenig hinterlistig, sehr vergnügt und im Grunde seines Herzens gut ist. Ein Kobold eben." Was ihr selbst am besten am Pumuckl gefiel? "Sein Humor", sagte sie mit Bestimmtheit. "Und dass er sich gegen Autoritäten zur Wehr setzt ..."

Gestaltung: Heinz Janisch