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Spielräume
Das berühmteste Pop-Piano
Der wohl berühmteste Flügel der Popgeschichte stand in den Londoner Trident Studios, die von 1968 bis 1981 existierten. Ein Flügel der deutschen Firma Bechstein aus dem 19.Jahrhundert, der mit seinem unverkennbaren hellen und knackigen Klang die anwesenden Musikerinnen und Musiker zu musikalischen Höchstleistungen inspirierte.
30. Dezember 2020, 02:00
Von dem Klavierpart von "Hey Jude", einer der besten Kompositionen des Beatle Paul McCartney über epische Songs und Aufnahmen von Elton John, Queen oder David Bowie, der Bechsteinflügel aus den Trident Studios ist unverkennbar zu hören. Dieses Klavier hat in den 1970er Jahren sozusagen Popgeschichte geschrieben.
Das damals schon 100 Jahre alte Instrument hatte eine Wiener bzw. Deutsche Mechanik. Diese Mechanik ist schwergängiger als die heute üblichen Repetitionsmechaniken. Aus diesem Grund mussten die Pianistinnen und Pianisten im wahren Sinne des Wortes stärker in die Tasten greifen. Das hat den hellen, durchklingenden Klang des Klaviers wohl zusätzlich verstärkt.
I don´t like Mondays
So wie in dem epischen „I don´t like Mondays“ von den Boomtown Rats, inspiriert von einer wahren Begebenheit. Ein 16-jähriges Mädchen hatte am 29.Jänner 1979 zwei Menschen mit einem Gewehr erschossen und neun Personen verletzt. Der von Bob Geldof geschriebene Song wurde nur wenige Monate später in den Trident Studios aufgenommen, und der Bechsteinflügel spielt hier eine tragende musikalische Rolle.
Noch bekannter als „I don´t like Mondays“ ist ein Song, welcher 1968 von den Fab Four aus Liverpool in den Trident Studios aufgenommen worden ist. „Hey Jude“, einer der besten Kompositionen des Beatle Paul McCartney
Hey Jude
In den Londoner Trident Studios war Anfang der 1970er der Pianist Rick Wakeman öfter als Sessionmusiker beschäftigt. Wakeman soll später als Mitglied der Progressive Rock Band „Yes“ und als Solokünstler berühmt werden.
Als seine größte musikalische Tat hat er jedoch vor kurzem seinen großartigen Klavierpart auf der Nummer „Life on Mars“ seines Freundes David Bowie bezeichnet. Zu finden auf Bowie´s Album „Hunky Dory“ aus dem Jahr 1971.
Life on Mars
Der helle, durchklingenden Klang des Klaviers ist auch sehr schön bei der David Bowie Nummer „Suffragette City“ zu hören, wo der Gitarrist Mick Ronson ein hämmerndes Rock´n Roll Piano in bester Little Richard Tradition spielt. Trotz der lauten E-Gitarren ist das relativ leise gemischte Klavier sehr gut zu hören.
Suffragette City
1970 hat Elton John das rührende „Your Song“ angeblich in zehn Minuten komponiert, Bernie Taupin schrieb den Text für „YS“ am Frühstückstisch von Elton Johns Mutter. Auch dieses Stück wurde auf dem Flügel der deutschen Firma Bechstein aufgenommen.
Drei Jahre später produziert David Bowie für seinen Kumpel Lou Reed das legendäre „Transformer“ Album. Bei der unsterblichen Ballade „Perfect day“ spielt wieder Mick Ronson Klavier. Ronson hat auch das majestätische Streicherarrangement zu verantworten.
Musik Perfect Day
Etliche berühmte Bands haben in den 1970er Jahren in den Trident Studios mit dem Bechstein Flügel Aufnahmen gemacht: Yes, Genesis, die Bee Gees, Supertramp und auch „Queen“. Prominent zu hören ist das Klavier auf der Instrumentalversion von „Seven seas of Rhye“, zu finden auf dem ersten Queen Album aus dem Jahr 1973.
Seven seas of Rhye
Der Bechstein Flügel aus dem 19.Jahrhundert hat sich von 1968 bis 1981 in den Londoner Trident Studios befunden und dort Musikgeschichte mitgeschrieben. Dieses legendäre Instrument dürfte sich mittlerweile in den USA in privater Hand befinden und noch immer in gutem Zustand sein.