Michael Niavarani

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Ö1 Hörspiel

Niavarani über Nestroy

Viele Hörerinnen und Hörer haben sich gewünscht, einmal ein Hörspiel mit Michael Niavarani hören zu können. Monatelang haben wir versucht den beliebten und vor allem vielbeschäftigten Schauspieler, Kabarettisten, Autor und Theaterdirektor, denn das alles ist er, für ein Hörspiel von Johann Nestroy zu gewinnen - jetzt endlich ist es soweit.

Wo alle Bühnen - auch seine eigenen, das Kabarett Simpl und das Globe - immer noch geschlossen halten müssen, bietet Ö1 dem Nestroy-Verehrer Michael Niavarani eine Bühne. Ein "Ö1 Hörspiel" über Nestroy sollte es werden, denn Nestroy, der ist für Niavarani "der österreichische Nationaldichter".

Nestroy hat Niavarani geprägt - schon den pubertierenden Gymnasiasten Niavarani. Begonnen hat es mit Nestroys "Die schlimmen Buben in der Schule" - Niavarani durfte den schlagfertigen, frechen Willibald spielen, eine Rolle, die Nestroy 1847 für sich selbst geschrieben hatte. Der 16-jährige Niavarani kauft sich eine Nestroy-Gesamtausgabe und liest fast alle der fast 80 Theaterstücke Nestroys.

Michael Niavarani und Gerhard Kasal bei den Aufnahmen im Ö1 Hörspielstudio. Die Stimmen aus dem off gehören Julia Edtmeier und Kurt Reissnegger, der (tatsächlich) Regie führte.

Gymnasium vorzeitig verlassen

Über sein Verhältnis zu Nestroy - oder genauer gesagt über seine Liebe und Bewunderung und Begeisterung Nestroy gegenüber, hat Michael Niavarani während des Lockdowns ein Buch geschrieben, das dieser Tage erscheint. Nestroy hätte ihn über seine Zeit als Gymnasiast hinweggerettet, so Niavarani und tatsächlich: Nestroy hat ihm die Schulzeit verkürzt - Niavarani verlässt das Gymnasium vorzeitig und ohne Matura.

Liest man Niavaranis Buch über Nestroy, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, der 167 Jahre vor Niavarani geborene Dramatiker, Schauspieler, Sänger und Theaterdirektor Johann Nepomuk Eduard Ambrosius Nestroy sei so etwas wie ein "Alter Ego" Niavaranis.

Beide lieben den Erfolg

Die Gemeinsamkeiten sind beachtlich: Beide sind Schauspieler, Kabarettisten, Theaterdirektoren, beide sind mit einer tiefen Stimme ausgestattet. Beide sind kritische Geister, satirisch und manchmal zynisch, beide lieben den Erfolg und das Extemporieren - von Nestroy weiß man, dass er deshalb mehrmals verhaftet wurde und Auftrittsverbot bekam.

"Es glaubt kein Mensch, was ein jeder Mensch glaubt, was er für ein Mensch ist" heißt das Nestroy Buch von Michael Niavarani in dem man viel über Nestroy und über Niavarani erfährt.

Michael Niavarani

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Eine lebenslange Beziehung

Mit den "Schlimmen Buben in der Schule" hat alles begonnen, lesen wir und weiter: "Ein toter Komiker Namens Johann Nepomuk Eduard Ambrosius und ich, ein ausnehmend schlechter, von Desinteresse und Langeweile gezeichneter Gymnasiast, sind eine lebenslange Beziehung eingegangen, in der er mir immer ein väterlicher Freund war, der mir mit Ratschlägen fürs Leben genauso zur Seite stand, wie mit Tipps fürs Komödienschreiben."

Welche das waren erfährt man auch im Buch. Natürlich sei es manchmal etwas mühsam Nestroy-Texte, die ja Texte aus dem 19. Jahrhundert sind, zu lesen, schreibt Niavarani, aber diese Mühe werde "mit großem Vergnügen" belohnt.

Was es werden sollte …

Die Sprache und der Umgang mit der Sprache ist ein wichtiger Bestandteil der Nestroyschen Komik. Nestroy, so Niavarani, erlaube es dem Dialekt sich zum Pathos des Burgtheaters aufzuschwingen. Weil ihm aber "im ersten Stock" die Luft zu dünn ist, landet er rasch wieder "zu ebener Erde".

Apropos "zu ebener Erd‘": Ein Hörspiel sollte es für Ö1 werden, das Einblicke in die Nestroysche Gedankenwelt gibt, vor allem in "Liebesgeschichten und Heiratssachen", denn erstens erfahren wir so auch etwas über die Person Nestroy und zweitens gibt es nichts größeres als die Liebe.

Trotz Corona-Lockdown war es aber mehr als schwierig einen Studiotermin mit Michael Niavarani zu finden. Warum? Fragen Sie mich nicht. Erst diesen Dienstag wäre es möglich, hieß es von seinem Management - und live müsse es sein. Hören Sie selbst, wie es dann war, im Hörspielstudio des Wiener Funkhauses … Wir von Ö1 waren jedenfalls alle da ...

Service

Michael Niavarani, "'Es glaubt kein Mensch, was ein Mensch glaubt, was er für ein Mensch ist' - Eine Liebeserklärung an Johann Nestroy", Schultz & Schirm

Gestaltung

  • Kurt Reissnegger

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