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Musik
Kick Jazz Festival im Porgy & Bess
Im Wiener Porgy & Bess präsentiert das Kick Jazz Festival in seiner fünften Ausgabe am 15. und 16. Dezember die vielversprechendsten der an Talenten nicht armen heimischen Jazz und Weltmusik-Szene.
16. Jänner 2021, 02:00
Für die je drei Formation pro Abend ist ihr Set auch eine einmalige Chance, sich internationalen Festivalorganisatoren zu präsentieren. Ende 2020 findet all das unter Corona-Vorzeichen und damit virtuell statt, was vor allem den Karrierestart für junge Künstler und Bands nicht einfacher gestaltet. Doch auch die Organisatoren rotieren, um trotz aller Widrigkeiten das Beste herauszuholen.
Bisher war das Kick Jazz Festival eine Erfolgsgeschichte, im Vorjahr verfolgten über 20 Festivalveranstalter/innen aus ganz Europa das Geschehen auf der Porgy-Bühne. Live und vor Ort. Dieses Jahr können sie das Geschehen maximal über den Livestream verfolgen und dabei auch dem Moritz Weiß Klezmer Trio auf die Finger schauen. Weiß, Gitarrist Niki Waltersdorfer und Bassist Maximilian Kreuzer sind seit 2016 in dieser Formation aktiv. 2020 hätten die drei nicht nur mit dem Klezmer-Großmeister Giora Feidman spielen, sondern auch Bulgarien, China oder die USA bereisen sollen.
Ein fragiles Dasein
Corona zeigte dem Klarinettisten, wie fragil eine Lebensgrundlage als Musiker sein kann. "Will ich wirklich einmal als freier Musiker tätig sein oder ist es nicht doch gescheiter, mir ein zweites Standbein aufzubauen?" Überlegungen wie diese prägten und prägen das Jahr vieler Musiker. "Die Perspektive ist einfach unglaublich schlecht", meint Weiß.
Diese Stimmung spürt auch Helge Hinteregger, der für mica Austria, das Festival mitprogrammiert. "Bis jetzt dachte man immer: Ok, wir müssen uns jetzt einige Wochen lang einschränken und dann können wir mit den Auflagen das Ganze wieder so gestalten wie es einmal war. Das wird wohl nicht so sein."
Für Europas Politiker ist die Kultur zweit- und drittrangig
Gerade die Jazz-, und Weltmusikszene, traditionell weltoffen angelegt, leidet - nicht nur in Österreich. Insgesamt wären Musikerinnen innerhalb der EU noch gut dran, weiß Hinteregger. "Die verantwortlichen europäischen Politiker und Politikerinnen agieren ähnlich, aber bei allen ist die Kultur nicht erstranging, sondern eher zweit- und drittrangig."
Musik ist Schall und eine physische, sinnliche Größe. Live-Streams mögen als kurzfristiges Substitut taugen, oder als Ergänzung - Ersatz sind sie keiner. Schon gar nicht finanziell. Viel zu viel hängt an Veranstaltungen, egal ob es nun um klassische Konzerte oder auch um Theater-, oder Filmmusik geht.
Wer Tickets verkaufen muss, hat schlechte Karten
Klarinettist Moritz Weiß kann dem musikalischen Geisterspiel im Porgy dennoch auch Positives abringen. "Das Festival bietet uns die Möglichkeit, eine tolle Videoproduktion zu machen, die wir über das Festival hinaus weiterverwenden können." Für den eigenen Online-Auftritt etwa. Doch je mehr sich die Musik ins Netz zurückzieht, desto schwieriger wird es für kleinere Akteure, sich im digitalen Dickicht zu behaupten. "Nur jene Festivals werden überleben, deren Budget nicht vom Ticketverkauf abhängig ist. Für alle anderen wird es nachhaltig problematisch", analysiert Helge Hinteregger von mica Austria.
Unterdessen macht die Szene das, was sie vielmals am besten kann - sie improvisiert. Wenn auch - noch - ohne allzu fokussierte Strategie. Helge Hinteregger wiederum lässt nicht locker, telefoniert und mailt bis zuletzt, um die hiesige Nachwuchsszene auch 2020 optimal zu präsentieren. "Ich lasse mich nicht lähmen. Ich versuche ganz einfach, andere Wege zu finden."