Jimmy Wales

AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS

Matrix

20 Jahre Wikipedia

Am 15. Januar 2001 ging die Onlineenzyklopädie Wikipedia an den Start und nicht nur wir hier im Sender können uns nicht mehr daran erinnern wie arbeiten, lernen oder auch einfach nur „recht haben“ vorher ging. Aus einem Vorhaben das am Anfang wie ein Witz klang, ist eines der erfolgreichsten Mitmachprojekte der Menschheitsgeschichte geworden.

Frau mit Rucksack steht vor Wikipedia-Plakat

AFP/JOHN MACDOUGALL

Wie groß die Wikipedia ist, kann man sich eigentlich nicht wirklich vorstellen: zwei Millionen Artikel, das klingt schon nach viel aber irgendwie auch abstrakt. Wie wär es mit einer anderen Zahl: 3.406 Bände. Auf die hat es der US-amerikanische Künstler und Wikipedia-Autor Michael Mandiberg gebracht, als er allein die deutschsprachige Wikipedia ausdruckte. Und das war 2016, heute käme man an auf mehr als 4.000 Bücher denn die deutschsprachige Wikipedia ist mittlerweile bei zweieinhalb Millionen Artikeln angekommen.

„Allein die Artikel zur DDR erstrecken sich über drei Bände, schrieb die Süddeutsche zum Projekt, das Mandiberg in einer Galerie ausstellte. Und die analoge Wikipedia ist zur Zeit ihrer Drucklegung im Vergleich zur digitalen Version schon wieder überholt. Denn Wikipedia-Inhalte verändern sich ständig, wenn Freiwillige Fehler verbessern, Informationen ergänzen oder neue Artikel anlegen.

Arbeitssame Wikipedianerinnen und Wikipedianer setzten sich nicht nur mit (Text) Inhalten auseinander. Viele tragen Fotos bei, die unter einer freien Lizenz in die Wikipedia kommen, andere jagen Beistrichfehler oder Vandalismus.

"Wikipedia funktioniert nicht in der Theorie nur in der Praxis."

Pavel Richter hat rechtzeitig zum 20. Geburtstag ein Buch über die Wikipedia herausgebracht. „Die Wikipedia Story: Biografie eines Weltwunders.“. Er ist seit fast 20 Jahren Wikipedianer und sogar mehrere Jahre Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland, dem deutschen Förderverein von Wikipedia. Eine fast unmögliche Erfolgsgeschichte steht auf der Rückseite seines Buches. Was meint er denn damit?

„Also es gibt den schönen Spruch. Wikipedia funktioniert nicht in der Theorie nur in der Praxis. Wenn sie sich vorstellen 2001 hätte ihnen jemand von so einem Projekt erzählt, hätten Sie ihn doch für einen Spinner abgetan.“

Eine Enzyklopädie an der jeder mitschreiben kann, die allen auf der Welt umsonst zur Verfügung steht, und die es noch dazu mit der altehrenwerten Enzyklopädie, wie der Encyclopedia Britannica aufnehmen soll, ja das klingt auch heute noch nach einer Idee von und für Wahnsinnige.

„hello world“

Jimmy Wales

Jimmy Wales

AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS

Das waghalsige Vorhaben kam vom US-amerikanischen Philosophen Larry Sanger und dem Internet-Unternehmer Jimmy Wales. Und in ihm steckt viel von den Utopien des frühen Internets: Wissen für alle, hierarchiefrei. 2001 ging Wikipedia an den Start, drei Jahre nach einer Suchmaschine mit dem eigenartigen Namen Google und drei Jahre vor einem Online-Jahrbuch, das Facebook hieß. Am 15. Jänner tippte Jimmy Wales „hello world“ auf wikipedia.com, nachdem er die Webseite kurz vorher registriert hatte.

Die deutschsprachige Wikipedia startet zwei Monate später, als zweite Sprachversion überhaupt. Und die deutschsprachige Wikipedia Community in Deutschland, der Schweiz und in Österreich zählt zu den aktivsten Communities weltweit. In Österreich zählen knapp 600 Menschen zu regelmäßigen Wikipedia Pflegern und Pflegerinnen. Eine davon ist Marlene Potye aus Linz. Zur Wikipedianerin würde Marlen Potye durch ihren Mann. Sie wurde dadurch neugierig herauszufinden wie Wikipedia denn so funktioniert.

Seither schreibt Marlen Potye regelmäßig, und wenn sie an einem neuen Artikel sitzt kann sie schon mal zehn Stunden am Stück dranhängen, wie sie sagt. Warum tut sie sich das an? „Warum geht wer anderer laufen? Mir macht es einfach Spaß zu recherchieren und ich nutze einerseits die Wikipedia und sehe das als Beitrag die Enzyklopädie auszubauen.“

"Ich schreib vorrangig über Frauen weil sie zu wenig repräsentiert sind."

Am meisten Arbeit steckt Marlen Potye in die Themenfelder Kunst und Kultur. „Ich habe Kunst studiert, mit dem Thema beschäftige ich mich schon immer und ich schreib vorrangig über Frauen weil sie zu wenig repräsentiert sind. Es gibt über jeden neuen Fußballer einen Artikel aber über renommiert Künstlerinnen, die schon lange im Geschäft sind, gibt es oft keinen.“

Mangelnde Diversität ist eines der größten Probleme der Wikipedia und das von Anfang an. Frauen sind massiv unterrepräsentiert und machen nur zehn Prozent der Autoren aus. Der typische Wikipedianer ist männlich, weiß, Akademiker und über 40. Und die mangelnde Diversität ist eines der Probleme mit denen sich Wikipedia seit Jahren herumschlägt und nach Lösungen sucht mit bisher wenig Konsequenzen.

Wer versucht, das ganze Wissen der Menschheit abzubilden, der tut sich mit so einer Truppe zugegeben schwer. Und gerade Neulinge werden von der oft ruppigen Gesprächskultur abgeschreckt. Die Wikipediacommunity und die Wikimedia Stiftung unternehmen seit Jahren viel, um das zu ändern. Da hilft nur Ärmel hochkrempeln und selber (mit)machen.

Service

Wikipedia

Gestaltung