Mimu Merz mit dem Ö1 Hörspielpreis

ORF/JOSEPH SCHIMMER

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Ö1 Hörspiel-Publikumspreis 2020

Die Ö1 Hörer/innen stimmten auch heuer über das beliebteste Hörspiel ab. 18 höchst unterschiedliche und vielfältige Neuproduktionen stellten sich der Wahl: Studio- und Autorinnen-Produktionen, klassische Stoffe, Romanadaptionen und Originalhörspiele.

Gewählt wurde per Wahlkarte, online auf der Ö1 Website oder per E-Mail. Nun sind alle Stimmen ausgezählt, die Gewinner/innen stehen fest.

„Welcome to keeping it clean“

Die meisten Stimmen und somit den Publikumspreis erhielt „How to protect your internal ecosystem“ von Miriam Schmidtke und Mimu Merz. Im sogenannten „Cleanroom“, dem allegorischen Schauplatz dieses Hörspiels, eifern zwei namenlose Frauen, gesprochen von Naemi Latzer und Autorin Mimu Merz, dem digitalen Abbild ihrer selbst nach. Im Stakkato wiederholen sie Devisen der Selbstoptimierung. Bis zur vollkommenen Reinheit wird die Persönlichkeit gefeilt, geschliffen und geputzt - bis sie in den „Eierkarton des Lebens“ passt. Kann dieses gelingen? Die sehen zwar auch in ihrer Freizeit aus wie auf Instagram, doch die Fassade bröckelt. Wie das innere Ökosystem schützen, wenn Abgrenzung zwischen Innen und Außen, Körper und Technik, Privatem und Beruflichem aufgehoben ist? - Nicht ohne weiteres, denn wer nicht mitmacht, hört auf zu existieren.

„How to protect your internal ecosystem“ wurde im Oktober 2019 als Theaterperformance im Werk X-Petersplatz in Wien aufgeführt. Im Juli folgte die Erstausstrahlung des für das „Ö1 Kunstradio“ produzierten Hörspiels unter der Regie der Autorinnen mit Tonmeister Martin Leitner. Für Schnitt und Bearbeitung zeichneten Mimu Merz und Oliver Brunbauer verantwortlich.

Erneut und in voller Länge können Sie dieses Hörspiel am Samstag, den 27. Februar, ab 14.00 Uhr in Ö1 hören.

How to protect your internal ecosystem
von Miriam Schmidtke und Mimu Merz (R: die Autorinnen)

Sarah Viktoria Frick und Marie-Luise Stockinger

"Laute Nächte": Sarah Viktoria Frick und Marie-Luise Stockinger

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Die Geschichte zweier Liebender

Platz zwei der Publikumswahl ging an „Laute Nächte“ von Thomas Arzt. Regie führte Andreas Jungwirth. Die Geschichte erzählt von der gehörlosen Anna (Marie-Luise Stockinger) und Martin (Felix Kammerer), die sich in einem Club begegnen. „Laute Nächte“ ist nicht nur ein Hörspiel über Gehörlosigkeit. „Es verhandelt das Verhältnis von Menschen mit und ohne Behinderung im Kontext einer intimen Beziehung“, so die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste, die „Laute Nächte“ 2020 zum Hörspiel des Monats September kürte.

Die Musik stammt von der österreichischen Band Hearts Hearts, die im Rahmen von „Laute Nächte“ in Ö1 Hörspielpremiere feierte.
Im Rahmen einer „Radiophonen Werkstatt“ am 21. Juni 2021 im ORF RadioKulturhaus wird „Laute Nächte“ in Gebärdensprache übersetzt und per Video-Livestream einem breiten Publikum vorgestellt.

Laute Nächte
von Thomas Arzt (R: A. Jungwirth)

Erdachte Geografie

„Ein Berg, viele“ von Autorin Magdalena Schrefel und Regisseurin Teresa F. Hoerl belegte den dritten Platz der Publikumswahl. Erzählt werden die Geschichte des Geografen James Rennell, der Ende des 18. Jahrhunderts versucht, den Flussverlauf des Niger vom seinem Lehnstuhl aus zu beschreiben, und die Geschichte einer jungen Hörspielautorin in der Gegenwart, die sich auf die Suche nach einem folgenschweren wissenschaftlichen Irrtum begibt. „,Ein Berg, viele' ist vor allem ein Hörspiel darüber, dass es kein unschuldiges Erzählen gibt, dass das Geschichtenerzählen immer auch davon handelt, wer erzählen kann, wer gehört wird und wem man Glauben schenkt", so die Autorin.

Diese Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk wurde von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats Oktober gewählt.

Ein Berg, viele
von Magdalena Schrefel (R: T. F. Hoerl)

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