
AP/NICK PERRY
Praxis
Schattenseiten im Inselparadies Vanuatu
Der tropische Inselstaat Vanuatu im Südpazifik ist bei uns eher unbekannt. Es ist ein Inselparadies mit herrlichen Sandstränden, aber es gibt auch Schattenseiten. Häusliche Gewalt gegenüber Frauen ist stark verbreitet, die Gesellschaft nach wie vor sehr patriarchal geprägt. Außerdem leidet der Inselstaat bereits enorm an den Auswirkungen des Klimawandels. In den Fokus gerückt wird das Land beim diesjährigen Ökumenischen Weltgebetstag der Frauen am Freitag, dem 5. März.
2. April 2021, 02:00
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Praxis | 03 03 2021
Aus circa 80 Inseln besteht das Land Vanuatu im Südpazifik, östlich von Australien gelegen, mit rund 300.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Einst britisch-französisches Kolonialgebiet, ist Vanuatu seit 1980 unabhängig. Die Hauptstadt Port Vila befindet sich auf der Hauptinsel.
Die meisten Menschen leben von kleinen Landwirtschaften, haben etwa ein paar Schweine, oder bauen etwas Gemüse an. Darüber hinaus ist für Vanuatus Wirtschaft auch die Fischerei und der Tourismus wichtig, nennenswerte Bodenschätze hat das Land keine.
Problem: Gewalt gegen Frauen
Vanuatu ist ein Inselparadies mit Vulkanen und wunderbaren weißen und schwarzen Sandstränden. Zugleich zählt das Land zu den armen Ländern dieser Welt, laut Human Development Index liegt es auf Platz 140 von 189 Ländern. Die Gesellschaft ist nach wie vor sehr patriarchal geprägt. Im Parlament ist aktuell keine einzige Frau vertreten.
Ein massives Problem auf Vanuatu sei häusliche Gewalt gegenüber Frauen, sagt Verena Bauer, Projektreferentin des Weltgebetstags der Frauen in Österreich. Laut einer Studie seien 60 Prozent der Frauen davon betroffen: „Viele Frauen haben körperliche Schäden, unter denen sie lange leiden. Generell ist es so, dass Frauen weniger Wert sind als Männer.“

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Einsatz für Frauenrechte
Gegensteuern will unter anderem das Frauen-Netzwerk femLINKpacific, das sich nicht nur in Vanuatu, sondern insgesamt im Pazifikraum für Frauenrechte stark macht. Einer der Bereiche ist feministische Medienarbeit. So wird unter anderem eine eigene Radiostation betrieben, wo in den Berichten die Situation von Frauen thematisiert wird.
Außerdem gehe es um Lobbyarbeit für Frauen sagt Susan Grey, Direktorin von femLINKpacific, die von den Fidschi-Inseln aus, auch Projektpartnerinnen auf Vanuatu betreut: „Es gibt eine Menge zu tun, um Gewalt gegenüber Frauen zu beseitigen und auch um Frauen zu unterstützen, damit sie in die nationale politische Führung hineinkommen oder aber auch auf regionaler Ebene."
Weltgebetstag der Frauen
In den Mittelpunkt gerückt wird die Situation von Frauen auf Vanuatu beim diesjährigen Ökumenischen Weltgebetstag der Frauen, der am Freitag, dem 5. März weltweit von Frauen begangen wird, mit Gottesdiensten und Gebeten, bei denen auch Spenden für Frauenförderungsprojekte gesammelt werden. Die Liturgie für die Gottesdienste wurde diesmal von Frauen auf Vanuatu vorbereitet.
Größte ökumenische Basisbewegung von Christinnen
Hinter dem Ökumenischen Weltgebetstag der Frauen verbirgt sich zugleich auch die größte ökumenische Basisbewegung von Christinnen auf der Welt. Ihre Wurzeln liegen in Amerika, Ende des 19. Jahrhunderts.
Heute sind Frauen der verschiedenen christlichen Konfessionen in rund 170 Ländern der Welt daran beteiligt. Zu den Zielen gehöre, weltweite Solidarität durch Förderung von Frauenprojekten, sagt Brigitte Zinnburg, die Österreich-Vorsitzende des Weltgebetstags der Frauen: „Wir wollen Frauen in ihren Rechten stärken, damit sie zu Bildung und Arbeit kommen. In vielen Ländern sind Frauen und Mädchen nach wie vor benachteiligt.“
Auch in Österreich engagieren sich Frauen der unterschiedlichen christlichen Konfessionen beim Ökumenischen Weltgebetstag der Frauen, neben evangelischen Christinnen auch katholische, sowie Frauen aus der Altkatholischen und Anglikanischen Kirche und den Baptistengemeinden.
Vanuatu: Besonders vom Klimawandel betroffen
In den Fokus nimmt der Weltgebetstag der Frauen den Inselstaat Vanuatu auch als eines vom Klimawandel bereits sehr stark betroffenen Land. Tropische Wirbelstürme haben an Intensität zugenommen und 2015 und 2020 zu großen Verwüstungen und Zerstörungen geführt. Insgesamt würde es durch zunehmende Wetterextreme, wie Starkregen und Dürren, immer wieder auch zu Ernteausfällen kommen, sagt Verena Bauer, Projektreferentin des Weltgebetstags der Frauen.
Zugleich weist sie darauf hin, dass Vanuatu selbst kaum etwas zum Klimawandel beitrage, aber eben massiv unter den Folgen leide. Deshalb habe das Land 2018 beschlossen, vor den Internationalen Gerichtshof zu ziehen, um jene Länder zu klagen, die den Klimawandel verursachen.
Gestaltung: Andreas Mittendorfer