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Radiokolleg, 02 03 2021
Positionen in der Kunst: Jonathan Meese
Seine Malerei ist expressiv und wirkt zuweilen wie der spontane Kreativausbruch eines Kleinkinds. Doch Jonathan Meeses grelle Farbexplosionen sind nicht so harmlos, wie sie auf den ersten Blick scheinen.
13. Dezember 2021, 13:35
Doch Jonathan Meeses grelle Farbexplosionen sind nicht so harmlos, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Sie verweisen auf deutsche Mythen und Symbole und schöpfen aus einem kryptischen Zitatschatz. Nationale Symbole wie das Eiserne Kreuz sind im visuellen Baukastensystem des Künstlers fix verankert, genauso wie eine mitunter martialische Rhetorik. Meeses Umgang mit der deutschen Geschichte polarisiert. Tatsächlich kann man sich streckenweise nicht des Eindrucks erwehren, dass die Erinnerungsarbeit des Künstlers trotz ästhetischer Brechung auch von einer gewissen Faszination für das Monströse getragen wird. In seinem "Mondparsifal" wirft Jonathan Meese die große Zitatmaschine an, verwurstet deutsche Mythen, Symbole und Narrative in einem großen schrillen Bombardement der Zeichen, lässt Trash auf Hochkultur treffen, Klamauk auf Pathos.