
APA/HERBERT NEUBAUER
Tigerente und Co.
Janosch wird 90
Mit krakelig-kunstvollem Strich erweckte er Tiger, Bär und Tigerente zum Leben: Der Kinderbuchautor, Schriftsteller und Zeichner Janosch feiert am 11. März seinen 90. Geburtstag. Das Karikaturmuseum Krems und die Wiener Galerie Augustin würdigen ihn mit Ausstellungen - und bringen auch weniger bekannte Facetten des Künstlers zum Vorschein.
11. April 2021, 02:00
Es ist eine liebevolle, warmherzige und tröstliche Welt, die Janosch für ein Millionenpublikum kreiert hat - rund um den kleinen Bären, der gerne angelt, den pilzesammelnden kleinen Tiger, Schnuddel oder die Tigerente, als Holzspielzeug die wohl populärste Nebenfigur im Janosch-Universum.
Seine Bücher, aber auch "Janoschs Traumstunde" im Fernsehen dienten Generationen ab den 1980er-Jahren als wohltuender Seelenbalsam - nicht zuletzt auch dem Künstler selbst. "Weil ich ein saumäßiges Leben zuhause hatte", meinte Janosch einmal dazu. "Dann hab‘ ich mir was erfunden, was anders ist. Einen Ausweg, eine Notlösung."
1931 wurde Janosch als Horst Eckert in der oberschlesischen Bergarbeiterstadt Zabrze im heutigen Polen geboren. Gewalt gehörte für ihn zum Alltag: Die Eltern schlugen ihn, eine streng katholische Erziehung brachte ihm die Angst vor dem Fegefeuer bei, in der Hitlerjugend wurde er nach eigener Aussage "geschliffen bis zum Umfallen". Seine Erlebnisse verarbeitete Janosch in mehreren Romanen.
TV-Hinweis
BR - Doku zum 90. Geburtstag
"Janosch - ja ist gut, nein ist gut"
Kitschbuch als Racheakt
Künstlerische Erfolge ließen lange auf sich warten: Die Kunstakademie in München lehnte ihn ab, frühe Kinderbücher stießen auf wenig Resonanz. Janosch rächte sich an der Welt auf seine Weise: "Ich wollte ein Kitschbuch machen", erinnert sich der Künstler im Filmporträt "Janosch - ja ist gut, nein ist gut" des Bayerischen Rundfunks. "Da gibt’s ja so ein paar Regeln: Es muss ein Kuschelbär dabei sein, und der Bär muss eine Reise machen, und er muss einen Freund haben, und schon fangen die Weiber an zu heulen."
Und tatsächlich: Mit seinem - später verfilmten - Buch "Oh, wie schön ist Panama" gelang Janosch 1978 der Durchbruch. Bald schon zierten seine Kultfiguren Tassen, Teppiche, Schnuller und vieles mehr. Seine über 300 Bücher wurden in rund 40 Sprachen übersetzt, und Janosch wurde zum Lebensberater für Klein und Groß. Von 2013 bis 2019 gab er mit seinem Latzhosen-Helden Wondrak im "Zeit-Magazin" Antworten auf alle Lebenslagen. Bisher unveröffentlichtes Material bringt das Magazin in seiner Ausgabe vom 11. März heraus. Janosch selbst lebt seit über 40 Jahren mit seiner Frau zurückgezogen auf Teneriffa.

JANOSCH FILM UND MEDIEN AG
"Ich liebe dich, du olle Achterbahn"
"Am liebsten wär‘ mir, wenn mich keiner sieht. Werden Sie gern interviewt, oder gesehen?", fragte Janosch vor fünf Jahren etwa bei einem seiner raren öffentlichen Auftritte in der Wiener Galerie Augustin, die ihn seit 2004 vertritt - und ihm auch zum 90er eine Ausstellung widmet: mit zahlreichen Radierungen, handkolorierten Entwürfen und weiteren Unikaten. Und da lassen sich noch ganz andere Facetten des Künstlers erkennen, etwa seine Hinwendung zur Pornografie.
Ein wichtiger Teil seiner Arbeit sei "auch das Spiel mit der Sprache und die Integration von Text", sagt Melanie Kalman von der Galerie Augustin. "Mir gefallen die kreativen Liebesbekundungen besonders gut, die er zu Papier bringt, wie: 'Ich liebe dich, du olle Achterbahn.' Die anderen lese ich jetzt besser nicht vor."
Einen Monat lang läuft in der Galerie Augustin in der Wiener Innenstadt die Janosch-Ausstellung, während im Karikaturmuseum Krems noch bis Anfang nächsten Jahres Originale zum Herrn Wondrak zu sehen sind.
Service
Karikaturmuseum Krems - Herr Wondrak von Janosch, 21. Februar 2021 bis 30. Jänner 2022
Galerie Augustin - Janosch, 11. März bis 10. April 2021
Die Zeit - Herr Janosch, was machen Sie denn da?