Hugo Portisch

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1927-2021

Hugo Portisch ist gestorben

Der wohl bekannteste österreichische Journalist Hugo Portisch ist tot. Der breiten Öffentlichkeit wurde Portisch als Chefkommentator des ORF bekannt. Wie kein Zweiter beherrschte er bis zuletzt die Kunst, komplizierte Sachverhalte in einfachen Worten zu erklären und Wissen mit hoher Kompetenz, aber ohne erhobenen Zeigefinger zu vermitteln.

Vielen Österreichern galt Hugo Portisch als der Vermittler österreichischer Zeitgeschichte schlechthin. In die Annalen der Medienpolitik hat er sich als Initiator des Rundfunk-Volksbegehrens eingetragen. Fraglos war er der bedeutendste Journalist der Zweiten Republik. Und auch in Sachen Schwammerl war er Experte: Nun verstarb Hugo Portisch im Alter von 94 Jahren.

Unumgänglich sind in dem Zusammenhang seine Fernsehserien "Österreich II" und "Österreich I", mit denen der Journalist zur Inkarnation eines kollektiven österreichischen Geschichtsbewusstseins wurde. 2013 wurde auf ORF III die Neuauflage von "Österreich II", technisch und inhaltlich aktualisiert, ausgestrahlt. Im Jahr 2005 lieferte Portisch mit der vierteiligen Reihe "Die Zweite Republik - Eine unglaubliche Geschichte" ein "spätes Meisterstück öffentlich-rechtlicher TV-Kultur", so der ORF damals. Unvergessen sind auch - vor allem in den Sechziger- und Siebziger-Jahren, als Berichte aus fernen Ländern noch selten waren - seine außenpolitischen Reihen "So sah ich ...", die ihn von Afrika nach Vietnam, von London bis Peking führten.

Hugo Portisch

In den 1960er Jahren wechselte Portisch als Chefkommentator zum ORF

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"Check, Recheck, Doublecheck"

"Die erste Grundvoraussetzung für einen Journalisten ist: die Wahrheit ist das Um und Auf. Nur wenn er mit all seinen Möglichkeiten versucht die Wahrheit herauszufinden, nur dann hat er ein Recht zu publizieren. Das war die erste Lektion. Das war das Motto: Check, Recheck, Doublecheck. Die Zweite: Wenn du glaubst es ist die Wahrheit musst du auch die andere Seite anhören, du musst wissen wie die andere Seite denkt. Nie darfst du eine Meldung nehmen, die du nur von einer Seite hörst. Und die dritte Lektion: Wenn es nicht sicher ist, wer im Recht ist, dann muss 'im Zweifel für den Angeklagten" gelten," erzählt Hugo Portisch.

Steile Karriere als Journalist

Der am 19. Februar 1927 in Preßburg geborene Hugo Portisch studierte in Rekordzeit Geschichte, Germanistik, Anglistik und Publizistik. Bereits 1948 begann er als Redaktionsaspirant der "Wiener Tageszeitung", zwei Jahre später wurde er Leiter der Außenpolitik. Nach einer Zwischenstation als Leiter des Österreichischen Informationsdienstes in New York begleitete Portisch in einem kurzen, aber historisch bedeutsamen Zeitraum Bundeskanzler Julius Raab als Pressesprecher bei Staatsbesuchen in den USA.

1955 holte ihn Hans Dichand, damals Chefredakteur, als Stellvertreter in den neugegründeten "Kurier". Nach Dichands Abgang aus der damals größten Tageszeitung wurde Portisch 1958 Chefredakteur.

Proponent des Rundfunkvolksbegehrens

Portisch war maßgeblicher Proponent des erfolgreichen Rundfunkvolksbegehrens, das in die Rundfunkreform unter Generalintendant Gerd Bacher mündete. 1967 wechselte er als Chefkommentator in den ORF - und wurde eines der Aushängeschilder der Bacher'schen Informationsoffensive.

Für seine Arbeit wurde Portisch u.a. mit dem Karl-Renner-Preis, dem Österreichischen Staatspreis, der Goldenen Kamera und dem Fernsehpreis "Romy" ausgezeichnet. Unter seinen zahlreichen Büchern befindet sich auch durchaus unpolitisches: 1989 verfasste er zusammen mit seiner Frau Gertraude den Band "Pilzesuchen - ein Vergnügen".

Anfragen von SPÖ und ÖVP, ihn zum gemeinsamen Bundespräsidentschaftskandidaten zu machen, weist der Vollblutjournalist dankend zurück. Immer wieder hat er Angebote dieser beiden Parteien für politische Ämter erhalten und jedes Mal abgelehnt, denn Fraktionszwang und Parteidisziplin sind nichts für Hugo Portisch.

"ich werde doch nicht in einen politischen Job gehen."

"Um Gottes Willen, ein Mensch, der im freien Journalismus groß geworden ist, der die Politik immer kritisch betrachtet hat, weil es notwendig ist. Weil die Presse die Politik kritisch betrachten muss, sie ist ein Korrektiv für die Politik. In der Demokratie ist es wertvoll, dass die Presse die Politik kontrolliert und aufdeckt wenn etwas schief geht. Wenn der freie Journalismus nicht wäre, war würde da an Korruption, Proporz zusammenkommen. Also ich werde doch nicht in einen politischen Job gehen", sagt Hugo Portisch.

"Teil der österreichischen DNA"

Seine Autobiografie "Aufregend war es immer" wurde zu seinem 90. Geburtstag ergänzt und neu aufgelegt Damals legte er auch mit "Leben mit Trump - ein Weckruf" eine damals hochaktuelle Betrachtung des Umbruchs in den USA und dessen internationale Folgen vor.

2018 wurde er zum Wiener Ehrenbürger ernannt, im Herbst 2019 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Republik. "Hugo Portisch und sein Werk sind Teil der österreichischen DNA", formulierte damals Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP), "er hat das Geschichtsbewusstsein einer ganzen Nation geprägt!"

Text: apa/red.

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