
ORF/MARKUS VEINFURTER
Memo
Patene, Kelch und Hostienzange
Im christlichen Gottesdienst wird im Grunde gegessen und getrunken - wenn auch nur symbolisch und stark ritualisiert. Besteck und Geschirr wird dafür aber genauso benötigt. Zu „Fronleichnam“ gewährt „MEMO - Ideen, Mythen, Feste“ einen Blick „hinter die Kulissen“, in eine Welt voller griechisch-lateinischer Fachbegriffe.
3. Juli 2021, 02:00
Ein Becher für den Wein und ein Teller für das Brot: So sieht die Grundausstattung in praktisch allen christlichen Kirchen aus. Der Kelch (als Trinkgefäß) ist oft aus Gold und reichverziert - oder bewusst schlicht gehalten (für den täglichen Gebrauch). Die Patene hat ihren Namen vom griechischen Wort für Schale: Sie tritt oft in sehr flacher Form in Erscheinung, mit einer eher symbolischen Vertiefung. In den orthodoxen Ostkirchen wird sie Diskos (Scheibe) genannt.

Kelche mit Patene, Palla und Purifikatoriun – in der Sakristei von St. Elisabeth in Wien.
ORF/MARKUS VEINFURTER
Süßer Wein und ungesäuertes Brot
Als Brot werden in der Westkirche in der Regel ungesäuerte, runde Oblaten, so genannte Hostien, gereicht (weil sie haltbarer sind). Früher waren sie strahlend weiß, heute sind eher brot-ähnliche Brauntöne üblich. Klassische Messweine sind extrem süß. Im Gottesdienst werden sie immer mit ein wenig Wasser verdünnt. Die Verwendung von Rotwein wird von vielen grundsätzlich abgelehnt, weil er echtem Blut rein farblich doch zu ähnlich sieht.
„Hoc est corpus meum“ - „Das ist mein Leib, das ist mein Blut“: Aus den zentralen Worten des christlichen Gottesdienstes leitet sich angeblich der Zauberspruch „Hocuspocus“ ab, denn mit diesen Worten kann der Priester Brot und Wein tatsächlich in Leib und Blut Christi „verwandeln“. Dahinter steht die gemeinsame Überzeugung praktisch aller Strömungen des Christentums, dass in den Gaben am Altar Jesus Christus tatsächlich gegenwärtig wird.

So schlicht sieht’s "hinter den Kulissen" aus - ein Blick in den Kasten der Sakristei der Pfarrkirche St. Ägyd in Wien Gumpendorf:
Der Kelch mit Patene und Palla, recht der Messwein, links die Hostien.
ORF/MARKUS VEINFURTER
Im Moment des gläubigen Empfangs
An den theologischen Feinheiten scheiden sich dann freilich die Geister. Das zeigt sich auch in der Einrichtung: In katholischen und orthodoxen Kirchen gibt es ein eigenes Kästchen, Tabernakel genannt und in der Regel reich verziert, in dem der „Leib Christi“ nach dem Gottesdienst aufbewahrt werden muss. In den Kirchen der Reformation kommt man ohne ihn aus, da in ihrer Sichtweise Christus nur „im Moment des gläubigen Empfangs“ in Brot und Wein präsent ist.
Das Fest „Fronleichnam“ macht diesen Unterschied noch einmal deutlich: Auch wenn seine Wurzeln in die Zeit vor der Reformation zurückreichen, wird es nur in der römisch-katholischen Kirche gepflegt. Für die einen ist es ein schönes Zeichen, gleichsam Gott selbst (selbstverständlich in einer entsprechend prachtvollen „Monstranz“) hinaus zu den Menschen zu tragen; für die anderen haben diese Umzüge und Prozessionen theologisch einfachen keinen Sinn.

Ein Blick in die Sakristei der Pfarrkirche St. Elisabeth in Wien-Wieden.
ORF/MARKUS VEINFURTER
Liturgie, Messe, Eucharistie
Entsprechend vielfältig ist auch die Terminologie: Im evangelischen Bereich ist schlicht von „Gottesdienst“ die Rede; in katholischen Kirchen wird meist die „Heilige Messe“ gefeiert; und in den Ostkirchen spricht man von „Göttlicher Liturgie“. Ein weitestgehend über alle konfessionellen Grenzen hinweg akzeptierter Überbegriff für das Altarsakrament lautet „Eucharistie“ - was im Griechischen soviel wie „Danke sagen“ bedeutet.
Ihren Ursprung hat die zentrale Form liturgisch verfassten, christlichen Gottesdienstes im „Letzten Abendmahl“. Daher braucht man für seine Feier auch einen Tisch. In der römisch-katholischen Kirche steht der Altar seit 50 Jahren (seit der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil) möglichst in der Mitte der Kirche, damit sich die Gemeinde um ihn versammeln kann. In der Ostkirche ist er hingegen hinter einer Bilderwand, der Ikonostase verborgen.
Korporale und Purifikatorium...
Weil es immerhin um „Leib und Blut Christi“ geht, wird vielerorts großer Wert auf die „Altarwäsche“ gelegt: Das „Korporale“ wird als zusätzliches kleines Tischtuch am Ort der Gabenbereitung ausgebreitet; das „Purifikatorium“ dient als Serviette; und mit der „Palla“ kann der Kelch zum Schutz vor Fliegen zugedeckt werden. Auch (oft reich verzierte) Hostienzangen gibt es schon lange, um die Hostien nicht direkt berühren zu müssen, sie wurden aber bis vor kurzem nur selten verwendet.
Neben dem Altar gibt es in katholischen Kirchen noch den Ambo besonders hervor - ein leicht erhöhtes Lesepult. Hier werden die Lesungen aus der Bibel vorgetragen und in der Predigt ausgelegt. In evangelischen Kirchen ist beides oft im sogenannten Kanzelaltar miteinander integriert: Der Altar als Ort der „Abendmahlsfeier“ (mit der aufgeschlagenen Bibel) in der Mitte – und darüber die Kanzel der Ort der Verkündigung.
… und ein Löffel
Vieles bei der Feier des Gottesdienstes ist allen christlichen Kirchen gemeinsam - auch wenn die theologischen Deutungen oft weit auseinander gehen. Ein Löffel wird hingegen nur in den Ostkirchen verwendet. Dort wird nämlich das gesäuerte, eucharistische Brot klein geschnitten und im Kelch mit dem Wein vermengt – und dann mit dem einem Löffel direkt in den Mund der Gläubigen „gespendet“.
Gestaltung
- Markus Veinfurter