Wildblumenwiese

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Radiokolleg | 31 05 2021 bis 02 06 21

Biodiversität in Österreich

Alarmstufe Rot für das artenreichste Land Mitteleuropas

Teil 1

Teil 2

Teil 3

Österreich hat vielfältige Landschaften und Lebensräume und ist deshalb das artenreichste Land Mitteleuropas. Doch dieser Reichtum geht in dramatischem Ausmaß verloren, wenn nicht rasch gegengesteuert wird. Das "Barometer der Biodiversitätspolitik", das der österreichische Biodiversitätsrat erstellt hat, steht in vielen Bereichen auf Rot, was "schlechte politische Umsetzung" bedeutet. Die Gründe dafür sind ebenfalls vielfältig: Fehlende Maßnahmen gegen den hohen Flächenverbrauch, eine Bevorzugung großstrukturierter Landwirtschaft, kein bundesweites Naturschutzgesetz, zu wenig Geld für Nationalparks und Naturschutzgebiete und für die Biodiversitätsforschung, zu wenig Umweltbildung, kein eigenes Umweltministerium und einiges mehr. Es fehle an Wissen und am Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität und an einem politischen Bekenntnis dazu, analysiert der Biodiversitätsrat. Während die Klimakrise annähernd in allen Köpfen angekommen ist, fehlt bei der Biodiversitätskrise das Bewusstsein für die Dringlichkeit. Dabei geht es nicht um einzelne ikonische Arten, sondern um ganze Lebensräume. Denn vieles, was wir Menschen durch unser Tun oder Unterlassen ausrotten, kennen wir noch gar nicht oder verstehen Expertinnen und Experten noch nicht in ausreichendem Maß. Auch ist nicht im Detail klar, was es bedeutet, wenn die eine oder andere Art extrem dezimiert wird oder ausstirbt. Klar ist jedoch, dass eine große Vielfalt an Lebensräumen, Lebensgemeinschaften, Arten und Nahrungsnetzen entscheidend ist für die Anpassung an den Klimawandel und die Erholung von Ökosystemen nach Störungen, wie z.B. einem Hochwasser. Eine hohe Biodiversität ist auch die Grundlage für das Leben des Menschen, denn die Natur sorgt mit ihren sogenannten Ökosystemleistungen für sauberes Wasser, Luft, Nahrung und vieles mehr. Was ist notwendig, um den Artenverlust zu stoppen? Eine sozial-ökologische Steuerreform, eine naturverträgliche Landwirtschaft, mehr Naturschutz, mehr Forschung und Bildung, eine Berücksichtigung des Artenschutzes auf allen Ebenen und mindestens eine Milliarde Euro, um das Funktionieren der Ökosysteme zu sichern und den Verlust an Biodiversität zu bremsen. Zum Schutz der Biodiversität kann aber auch jede Bürgerin und jeder Bürger etwas beitragen, z.B. durch Ernährung und Kaufverhalten, durch Engagement in Vereinen und Initiativen oder durch die Verwandlung des eigenen Gartens in ein Naturparadies. - Gestaltung: Sonja Bettel

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