Barbara Frischmuth

APA/BARBARA GINDL

Hörspiel und Menschenbilder

Zum 80. Geburtstag von Barbara Frischmuth

Am 5. Juli feiert Barbara Frischmuth ihren 80. Geburtstag. Ihr Debütband "Die Klosterschule," erschienen 1968, wurde von Kritikern und Lesern gleichermaßen begeistert aufgenommen. Viele Romane und Erzählungen folgten und heute ist Barbara Frischmuth eine der namhaftesten österreichischen Autorinnen der Gegenwart.

„Wo immer man einen Schnitt macht, bleibt eine Wunde, aber manchmal fördert der Schnitt auch das Wachstum.“ Es gibt Sätze von zeitloser Gültigkeit. Dieser Satz von Barbara Frischmuth findet sich im schmalen Band Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen, der kürzlich im Residenz Verlag erschienen ist.

Nach langen Jahren in Wien lebt Barbara Frischmuth heute wieder in ihrem Geburtsort, in Altaussee, freilich nicht direkt am See, so wie damals, als Kind, aber dafür hat sie von ihrem Haus, das ein wenig höher gelegen ist, einen wunderbaren Blick übers Land.

Barbara Frischmuth

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Garten in Altaussee

Die große Erzählerin Barbara Frischmuth ist, wie man so sagt, zu ihren Wurzeln zurückgekehrt, wobei man diese Formulierung durchaus wörtlich nehmen könnte. In mehreren Büchern erzählte sie zuletzt von ihrem Garten in Altaussee. Mit diesen Büchern betritt man einen verwunschenen Ort des Staunens, des Blühens und Vergehens. Steht man dann selbst im leuchtenden Grün ihres Gartens, versteht man den Wunsch, der Natur nicht nur mit den Händen zu begegnen, bei der intensiven Gartenarbeit, sondern auch mit dem Werkzeug der Sprache.

Das Erleben der Natur, es wird ein wichtiges Thema sein beim Gespräch für die Menschenbilder, von der prägenden Kindheit am See wird zu reden sein – und von Träumen. „Literatur und Traum gehören uranfänglich zusammen. Vielleicht war die erste Erzählung überhaupt der Versuch, einen Traum zu erzählen.“ „Traum der Literatur – Literatur des Traums" nannte Barbara Frischmuth ihre Poetik-Vorlesungen, die sie im November 1990 an der Münchner Universität hielt.

Die Traumgrenze

In ihren Büchern, Theaterstücken und Hörspielen ist die „Traumgrenze“, wie eines ihrer Bücher heißt, nicht immer leicht auszumachen. Da erscheinen Feen und Hexen, da greifen Luft- und Wassergeister ins Geschehen ein, da scheinen Zeit und Raum mitunter aufgehoben.

Im Roman Die Schrift des Freundes wird einmal die Frage gestellt: „Was ist schon die Wirklichkeit?" Die Antwort: „Ein etwas intensiverer Traum mit Spielcharakter." In Büchern wie Die Mystifikationen der Sophie Silber, Amy oder Die Metamorphose, Die Frau im Mond, Herrin der Tiere Kopftänzer,Unzeit oder Hexenherz wird man mit hineingenommen in diese „intensiveren Träume“.

„Ich fand meinen Mond auf Erden. Was habe ich im Himmel zu suchen?“

Am 5. Juli 1941 wird Barbara Frischmuth in Altaussee in der Steiermark geboren, eine Kindheit am Rande des Sees. Die Eltern leiten ein Hotel am See, das Park-Hotel. Das Wasser, es kommt oft vor in ihren Büchern.

Die Begeisterung für das Schreiben, für die Literatur ist früh da. 1962 ist Barbara Frischmuth als einzige Frau an der Gründung des Forum Stadtpark in Graz beteiligt. Mit ihrem Roman Die Klosterschule, erschienen 1968, sollte die junge Schriftstellerin ein erstaunliches Debüt feiern. Bis heute wird der schmale Band immer wieder neu aufgelegt.

Ihrem erfolgreichen Erstling sollten zahlreiche viel beachtete Romane und Erzählungen folgen. Das Verschwinden des Schattens in der Sonne, Haschen nach Wind, Bindungen, Über die Verhältnisse, Mörderische Märchen, Einander Kind – die Liste ist lang und beeindruckend. Zuletzt erschien unter dem Titel Dein Schatten tanzt in der Küche ein Band mit Erzählungen. Ihrem Roman Die Schrift des Freundes hat Barbara Frischmuth ein bemerkenswertes Zitat von Yunus Emre vorangestellt: „Ich fand meinen Mond auf Erden. Was habe ich im Himmel zu suchen?“

Gestaltung

  • Heinz Janisch