Buch

TASCHEN/HARRY BESNON/MARK SEELEN

Fotoband "Maybe I'm Amazed"

McCartney porträtiert von Benson

Als 1968 US-Senator Bobby Kennedy erschossen wurde, stand der schottische Fotograf Harry Benson neben ihm im Ambassador Hotel in Los Angeles. Benson hat die Queen porträtiert und seit Dwight D. Eisenhower jeden US-Präsidenten abgelichtet.

Trotzdem kennt man ihn vor allem für das Bild einer Polsterschlacht. Darauf zu sehen: John, Paul, George und Ringo in einem Pariser Hotelzimmer, Jänner 1964. Ein Schnappschuss als Sinnbild für die verspielte Frühphase der Beatles. Nun veröffentlicht der deutsche Taschen-Verlag einen exklusiven Bildband Bensons über Paul McCartney. Ö1 hat den 92-jährigen in New York erreicht und mit ihm über sein Buch gesprochen.

Paul McCartney

Vorbereitung für den ersten Besuch der Beatles in New York, 7. Februar 1964

TASCHEN/HARRY BENSSON

Es gibt wohl nicht viele Menschen, die von sich behaupten können, John Lennon habe mit ihrer Kamera ein Foto gemacht. Noch dazu eines mit einem selbst inmitten der restlichen drei Beatles. Paul, George, Harry und Ringo. Harry Benson hat dieses Foto.

"Für mich war er immer der Blickfang, der, auf den sich alle Augen zuerst richteten."
Harry Benson

Paul McCartney und Harry Benson im Taxi.

Linda nahm Harrys Kamera und fotografierte die beiden auf der Fahrt zum Flughafen, Los Angeles, 1976.

TASCHEN/HARRY BENSON

Fast 58 Jahre ist Bensons erste Begegnung mit Paul McCartney her. Eigentlich waren die Koffer des Nachrichten-Fotografen schon für einen Auftrag in Afrika gepackt gewesen. Dann die neue Order: eine Foto Reportage über die Beatle-Mania in Frankreich. Von Anfang an war für Benson dabei klar, wer in der Band der Typ mit der magnetischen Ausstrahlung war. "Paul war der Attraktivste, eindeutig. Ich konnte ein Foto von drei der vier Beatles machen solange Paul dabei war. Für mich war er immer der Blickfang, der, auf den sich alle Augen zuerst richteten."

Bensons goldener Moment kam am 24. Jänner 1964. An diesem Abend erfahren die Beatles, dass sie es an die Spitze der US-Charts geschafft haben. Harry Benson ist mit der Band in einem Hotelzimmer in Paris und kramt die Idee einer Polsterschlacht hervor. Das Bild ziert die Titelseiten und sprüht vor Optimismus und Ausgelassenheit.

Paul Mccartney bei einer Polsterschlacht

Paul im Pariser Hotel nach einem Konzert im Olympia. "I Want to Hold Your Hand" stürmt die US-Charts. 18. Jänner, 1964.

HARRY BENSON

Eine Polsterschlacht für die Ewigkeit

Mit der Polsterschlacht schaffte es Benson in die Band-Ikonografie. In seinem berühmtesten Werk ortet der Fotograf ungezügelten Spaß, aber auch eine Dosis Gefahr. "Junge Männer haben etwas latent Gewalttätiges in ihrem Verhalten. Hier haben die Beatles Spaß, es schwingt aber auch etwas Gefährliches mit, die Situation hätte auch kippen können."

Heute fotografiere er nur noch seine Hunde, sinniert Benson in seinem New Yorker Apartment. In seinem aktuellen Buch kann man sehen, wie er als einer der wenigen Fotografen, Lennon und McCartney aus nächster Nähe bei der Arbeit ablichtete. Stets mit einem Motto: sei schnell und nutze den Moment. "Für mich ist es wichtig, nicht zu lange für ein Shooting zu brauchen. Geschwindigkeit ist nicht alles - sie ist das einzige!"

John und Paul am Klavier.

John und Paul komponieren in ihrer Suite, George und Ringo im Hintergrund. Paris, Jänner 1964.

TASCHEN/HARRY BENSON

Mit Chuzpe in die Arme von Cassius Clay

Die berühmte Foto-Session mit Boxer Cassius Clay hätte es ohne die Chuzpe von Harry Benson nicht gegeben. Vorgesehen war ein Shooting mit Altstar Sonny Liston, der sagte ab und Benson dirigierte die Band kurzerhand ins Trainingscamp von Clay, damals noch nicht Ali und klarer Underdog im Kampf gegen Liston. "Ich konnte die Band überallhin mitnehmen, es musste nur schnell gehen und man musste so agieren, als wisse man genau, was man tue", so der Fotograf.

Der Taschen Verlag präsentiert "Maybe I'm Amazed" vorerst als Luxusgut. Die ersten 100 Auflagen erscheinen mit einem signierten Print und kosten jeweils 3.500 Euro. Für vergleichsweise schlanke 600 Euro gibt es die von Harry Benson signierte Collector’s Edition, eine reguläre Ausgabe, für kleineres Geld soll noch folgen. Ob sich Paul McCartney in all den Jahren geändert habe? Kein bisschen, meint Harry Benson. "Er ist immer noch der Typ von damals, zumindest war er das bis vor sieben, acht Wochen."

Paul McCartney porträtiert von Harry Benson.

TASCHEN/HARRY BENSON

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Harry Benson, "Paul - Maybe I’m Amazed", Taschen Verlag

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