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Film
"Minari - Wo wir Wurzeln schlagen"
Sechs Oscar-Nominierungen gab es heuer für das US-amerikanische Drama "Minari", ein "kleiner" Film, der damit für großes Aufsehen sorgte. Die koreanische Schauspielerin Youn Yuh-jung wurde dabei für ihre Rolle als unkonventionelle Großmutter als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Im Zentrum steht eine koreanische Einwanderer-Familie im Existenzkampf in der US-amerikanischen Provinz.
27. August 2021, 02:00

Alan S. Kim, Steven Yeun, Noel Cho und Ye-ri Han
A24/PROKINO/JOSH ETHAN JOHNSON
Ein aufgebocktes Haus mit Rädern irgendwo auf einer grünen Wiese im US-Bundesstaat Arkansas. Die Stiege in das Haus hinein fehlt, man muss also einen ziemlich großen Schritt machen, um in dieses neue Leben hineinzukommen. Als Farmer will sich der Vater (Steven Yeun) dieser vierköpfigen Familie mit koreanischen Wurzeln versuchen: Gemüse anbauen, selbständig werden, der Familie etwas bieten, den amerikanischen Traum stets vor Augen.

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Doch Anspruch und Wirklichkeit klaffen bald auseinander: Probleme mit dem Wasser, Sorgen um die Gesundheit des siebenjährigen David (Alan Kim), das Fremdsein in der US-Provinz und vor allem finanzielle Ungewissheit.
Originelle Oma
Regisseur Lee Isaac Chung, selbst Sohn koreanischer US-Einwanderer, erzählt in "Minari" einen Teil seiner eigenen, in den 1980er Jahren angesiedelten Geschichte. Die Geschichte eines Überlebenskampfs, der seine Dramatik nicht in einer Opferschablone anklagend vor sich herträgt, sondern als behutsame Auseinandersetzung mit den Ängsten und Zweifeln einer Familie.
Als Stimmungsaufheller in vielen Lebenslagen erweist sich die originelle Oma (Youn Yuh-jung), die gerne Wrestling schaut, Kartenspiele liebt, dabei flucht, schnarcht und sich schon mal über den Bettnässer David lustig macht: "Penis kaputt!"
Kirche als Stabilitätsfaktor
Regisseur Lee Isaac Chung hält den Ball flach, wenn es um gesellschaftliche und die Mentalität betreffende Stolpersteine der Reagan-Ära geht, "freilich ohne den Segen der Kirche gab es kaum Anschluss, sie ist ein Faktor der Stabilität gewesen", so Chung. In seiner letztlich konventionellen Erzählweise geht der Film "Minari" kein Risiko ein.
Die Familie und die Farm, irgendwie wird es sich schon ausgehen, so wie die titelgebende Minari-Pflanze, die auch erst einmal fast abstirbt, bevor sie dann erneut und umso stärker zu wachsen beginnt.
Gestaltung
- Arnold Schnötzinger