Schilfberge

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

9 x Österreich

Durch Österreichs jüngstes Bundesland

Burgenland-Erkundungen im Rahmen der Ö1 Schwerpunktreihe "9 x Österreich".

Wer heute durch Frauenkirchen oder Rechnitz fährt, ist im ehemaligen Königreich Ungarn. Im Vertrag von Trianon von 1920 wurde festgelegt, das damalige Deutsch-Westungarn an die neue Republik Österreich abzutreten. Die Komitate Wieselburg (Moson vármegye), Ödenburg (Sopron vármegye) und Eisenburg (Vas vármegye) sollten Teil Österreichs werden - und den Namen des jüngsten Bundeslandes bestimmen.

Über die Volksabstimmung zum Verbleib Ödenburgs scheiden sich bis heute die Geister. Es dauerte lang, bis sich so etwas wie eine burgenländische Identität ausbildete: Die Dorfidentitäten (inklusive der jeweiligen Minderheitensprache als Klammer) waren weit stärker als die Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Burgenland. Der Weg von Kittsee, das beinahe zu Bratislava/Pressburg gehörte, nach Kalch, das sich der Steiermark näher fühlte als dem Seewinkel, war nicht nur geografisch, sondern auch in den Köpfen weit.

Boote beim Neusiedler See

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Sprachen, Musik, Ökosystem

Weit ist auch der Bogen, den das "Radiokolleg Spezial" in der vierten Ausgabe von "9 × Österreich" spannt. Fest steht: Seit der Jahreswende 1921/22 trägt das 3.962 km2 kleine Burgenland eine Menge zur österreichischen Vielfalt bei. Da sind das Burgenlandkroatische, das Ungarische, Roman (die Sprache der Burgenland-Roma) - und das Hianzische, die charakteristische Ui-Mundart, die auch heute noch vielerorts zu hören ist.

Die Streifzüge führen vom Norden des lang gestreckten Bundeslandes in den Süden. Joseph Haydns Eisenstadt ist der Ausgangspunkt; wir erfahren von Menschen, die sich gegen die Allmacht von Großkonzernen wehren, und untersuchen das Ökosystem des immer flacher werdenden Neusiedler Sees - der gerade auch wegen des umstrittenen Bauvorhabens auf ungarischer Seite in den Schlagzeilen ist. Mit jedem Beitrag und jedem Kilometer über Hügel, durch pannonisches Tiefland, vorbei an Windparks - auch sie werden Thema sein - versucht das "Radiokolleg"-Team dem jüngsten Bundesland näherzukommen.

Windpark in Burgenland

APA/GEORG HOCHMUTH

Border(hi)stories

Kulinarisch-Historisches findet Platz - die populäre Uhudler-Traube (als Heckenklescher wagt kaum mehr einer sie zu bezeichnen) gehört inzwischen zu den Erfolgsgeschichten einer Region, die jahrhundertelang von Armut und Abwanderung geprägt war.

Eines von vielen traurigen Kapiteln der burgenländischen Geschichte: Im südburgenländischen Rechnitz wurde in den vergangenen Monaten - bisher erfolglos - nach den Leichen der rund 200 ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter/innen gegraben, die im März 1945 erschossen wurden. Das große "Anschluss"-Denkmal in Oberschützen wurde ein Mahnort, das Projekt "border(hi)stories" beleuchtet die unterschiedlichen Sichtweisen und Narrative der vergangenen hundert Jahre auf beiden Seiten der Grenze: Es tut sich viel bei der Aufarbeitung. Und natürlich auch kulturell: Die 1515 erbaute Cselley Mühle ist seit 45 Jahren Ort für Alternativkultur, burgenländische Bands wie Cari Cari oder Ja, Panik haben dort ihre ersten Konzerte gespielt.

Herbststimmung am Csaterberg

Herbststimmung am Csaterberg

BURGENLAND TOURISMUS/GÜNTHER IPPISCH

Sendungsübergreifend

Dem "Radiokolleg" schließen sich auch weitere Sendungen bei den Burgenland-Erkundungen an: "Betrifft: Geschichte" genauso wie das "Pasticcio" oder "Apropos Klassik", wo (auch weniger bekannte) Musikstücke mit Burgenland-Bezug gespielt werden, oder die Lebenskunst, die unter dem Titel "Einzigartig und zweisprachig" die Reformierte Pfarrgemeinde Oberwart porträtiert. Und auch diesmal werden in der Rubrik "Akustische Bodenproben" wieder sprachliche Eigenheiten der verschiedenen Regionen zu hören sein. Tune in - oder besser: Duits na duin (Lasst euch nicht aufhalten)!

Gestaltung