LandLuft zeichnet Österreichs Baukulturgemeinden aus.

LORENZ SEIDLER

"Boden g'scheit nutzen"

Baukulturgemeinde-Preis 2021

Unter dem Motto "Boden g'scheit nutzen" hat der Verein Landluft die österreichischen Gemeinden aufgerufen, besonders gelungene Beispiele zum Baukultur Gemeindepreis 2021 einzureichen. Aus 37 Einreichungen wurden gestern im Kuppelsaal der TU Wien vier Gemeinden für ihr baukulturelles Engagement ausgezeichnet: Feldkirch, Göfis, Mödling und Thalgau. Zudem gab es mehrere Anerkennungen.

Der Baukultur Gemeindepreis zielt darauf ab, baukulturelle Themen im öffentlichen Bewusstsein zu verankern und wurde heuer zum vierten Mal verliehen. Da Österreich im EU-Vergleich beim Bodenverbrauch Spitzenreiter ist, besteht hier dringender Handlungsbedarf. In Feldkirch in Vorarlberg etwa wird seit 25 Jahren aktive Bodenpolitik betrieben.

Rückwidmung von Bauland

Die Gemeinde kauft landwirtschaftliche Flächen, Wälder und demnächst einen See, wie Stadtbaumeister Gabor Mödlagl erklärt: "Der See soll genauso ungenutzt und natürlich bleiben, wie er jetzt ist. Er soll ein Lebensraum für Amphibien bleiben, private Interessen sollen hier keinen Platz haben. Teile des Sees sind derzeit als Bauland gewidmet, das würden wir zurückwidmen. Die Gemeinde Feldkirch hat in den letzten 20 Jahren bereits zwölf Hektar Bauland zurückgewidmet."

Feldkirch wird im Zentrum verdichtet. Das bietet auch Einsparungspotential: Es sind keine neuen Straßen und sonstige Erschließungen notwendig. "Wir machen die Stadtentwicklung im Stadtkern. Seit 1999 hat die Stadt Feldkirch keine zusätzlichen Bauflächen gewidmet, sondern im Gegenteil zurückgewidmet. Damals hatten wir noch 50 Prozent ungenutzter Bauflächen, jetzt sind es nur noch 29 Prozent, obwohl wir jedes Jahr um ein Prozent wachsen."

Aus einem Haus mach zwei

Auch in Göfis, nicht weit von Feldkirch, wird Fläche gespart, indem aus einem Haus zwei gemacht werden. Bürgermeister Thomas Lampert hat mit vielen Beispielen eine Ausstellung zusammengestellt.

"Wir haben Gebäude, in denen Eltern alleine wohnten, durch getrennte Eingänge in zwei Wohneinheiten geteilt, sodass dort jetzt mehrere Generationen zusammenwohnen können. Das bietet Vorteile beim Energieverbrauch, aber die Generationen können auch wechselseitig füreinander sorgen", sagt Lampert.

Straßenraum gerechter verteilen

Thalgau in Salzburg hat seinen Boden gerechter verteilt, indem der Durchzugsverkehr durch eine Begegnungszone mit Tempo 30 gebremst wurde. Es war die erste Begegnungszone auf einer Landesstraße. Die Unfallstatistik ist gleichgeblieben.

Dort, wo früher 8.000 Fahrzeuge durch den Ortskern brausten, entstand ein Dorfplatz mit Aufenthaltsqualität. Vizebürgermeisterin Lisa Maria Frenkenberger meint dazu: "Da ist viel Veränderung. Das empfinden die Bürger und Bürgerinnen im ersten Moment als ganz schlimm. Aber wenn dann alles gestaltet ist, sobald die Begrünung fertig ist und die bunten Stadtmöbel da sind, sind alle begeistert und sagen: Das hätten wir uns gar nicht so vorstellen können."

Diese und viele weitere Best-Practice-Beispiele zur Baukultur werden in einer Wanderausstellung in ganz Österreich zu sehen sein. Und hoffentlich Schule machen.

Service

Baukulturgemeinde-Preis 2021

Gestaltung