Ausstellungsansicht Dürerzeit. Österreich am Tor zur Renaissance

BELVEDERE WIEN/SANDRO ZANZINGER

Ausstellung

"Dürerzeit" im Belvedere

Anlässlich des 550. Geburtstags von Albrecht Dürer (1471-1528) zeigt das Belvedere die Ausstellung "Dürerzeit - Österreich am Tor zu Renaissance". Die Schau macht deutlich, dass auf dem Gebiet des heutigen Österreich in der Dürerzeit bedeutende Kunstwerke von international renommierten Künstlern wie Albrecht Dürer, Lucas Cranach der Ältere oder Albrecht Altdorfer entstanden sind. Darüber hinaus hat Dürer viele heimische Künstler inspiriert.

Zwei kleine Landschaftsbilder von Albrecht Dürer mit heimischen Motiven beweisen, dass er zumindest durch Österreich gereist sein muss, um nach Italien zu gelangen. Dass Dürer Vorbild für viele Maler seiner Zeit war, zeigt unter anderem das früheste autonome Selbstporträt aus Österreich. Es stammt aus dem Jahr 1530 und zeigt Paul Dax in selbstbewusster Pose, mit der Faust in die Hüfte gestemmt und einem Blick, der das Publikum wach fixiert.

Dieses neu entstandene künstlerische Selbstbewusstsein, das Dürer in seiner weltberühmten Signatur AD manifestierte, zeigt sich etwa in der Signatur von Urban Görtschacher aus Villach in Form einer blauen Zichorie.

Mehrere Episoden vereint

Görtschachers "Susannenlegende" ist das Plakatmotiv der Ausstellung, weil es ganz besonders die Reize des Übergangs von der mittelalterlichen Kunst zur Renaissancekunst anschaulich macht. Wie in einer mittelalterlichen Simultanerzählung sind mehrere Episoden der "Susannenlegende" auf einer einzigen Bildtafel vereint.

"Man sieht alles auf einmal", erklärt Kurator Björn Blauensteiner: Da wird Susanna bedrängt von den beiden Alten. Diese beschuldigen sie, sie sei es gewesen, die die beiden Alten bedrängt habe. Es folgt der göttliche Eingriff und die richterliche Erkenntnis, die Männer getrennt zu befragen. Da die Aussagen der beiden nicht übereinstimmen, fällt der Richter das Urteil, Susanna sei unschuldig. Im Hintergrund sieht man dann noch die Steinigung der beiden Alten. Spannend ist, wie sich hier eine mittelalterliche Erzählweise einfügt in eine schon sehr renaissancehafte Perspektive." Für Björn Blauensteiner ist die Kunst dieser Übergangszeit vom Mittelalter zur Renaissancezeit wesentlich spannender als dann später die reine Renaissancekunst.

Eine Wette auf die Schönheit

Zu sehen sind prächtige Buchmalereien, Schnitzereien und eine Bronzefigur aus dem Joanneum, die ganz besonders einen der Kernaspekte der Ausstellung repräsentiert: In der Dürerzeit gilt die unmittelbare künstlerische Meisterschaft und nicht mehr die mittelalterlich religiöse Andachtsübung.

Björn Blauensteiner: "Es ist genau dokumentiert, wie diese Skulptur in Auftrag gegeben wurde. 1525 schloss Erzherzog Ferdinand eine Wette mit den Augsburger Bürgern, dass er mit Stefan Godl den besten Bronzegießer in den deutschen Landen habe. Er beauftragt Stefan Godl, der schon für das Grabmalprojekt von Kaiser Maximilian gearbeitet hat, diese Skulptur als Kunstkammerstück, als Ehrenbild anzufertigen. Damit Erzherzog Ferdinand diese Wette gewinnen kann."

Ausstellungsansicht Dürerzeit. Österreich am Tor zur Renaissance

BELVEDERE WIEN/SANDRO ZANZINGER

Neu entdeckte Kunstwerke

Im Zuge der Vorbereitungen zu dieser Schau hat man einen Altar aus der Sammlung des Belvedere neu zusammengefügt und restauriert. Gezeigt werden auch meisterliche Wandmalereien, die kürzlich im Stephansdom entdeckt, von manchen Kunsthistoriker/innen Albrecht Dürer selbst zugeschrieben werden.

Eine hochinteressante Ausstellung im Belvedere, die aus den Corona-Erfahrungen eine Tugend macht: Statt auf aufwändige Ferntransporte zu setzen, fand man die Pracht in den heimischen Depots uns Kirchen.

Service

Die Ausstellung "Dürerzeit - Österreich am Tor zur Renaissance" ist vom 21. Oktober 2021 bis zum 30. Jänner 2022 im Oberen Belvedere zu sehen.

Gestaltung