ORF/URSULA BURKERT
Ö1 Reiseatlas
Turin (Italien)
Die Stadt der Kaffeehäuser, Schokoladenmanufakturen und Geburtsort von Eataly. Ein kulinarischer Streifzug durch die Stadt im Piemont.
24. Dezember 2021, 13:10
Turin (Italien)
Turin war lange Zeit als die "Fiat-Stadt" bekannt, immerhin wurden in den 1960er Jahren noch rund eine Million Autos produziert. Nach dem Niedergang der Autoindustrie musste sich Turin neu orientieren und startete einen großangelegten Transformationsprozess. Kultur, Kulinarik & Tourismus sind die neuen Triebfedern der Wirtschaft. Von der Produktion zu Dienstleistung war die Devise der letzten 15 Jahre und die Turiner Altstadt mit ihrem eindrucksvollen Architektur-Mix aus Neoklassizismus, Barock, Jugendstil und Gebäuden aus der Mussolini Ära mutierte zur Stadt der Flaneure. Dank ihres reichen kulinarischen Angebots in den Markthallen und in den vielen geschmackvollen Lokalen zum Treffpunkt Slow-Food Travellern.
Caffè Al Bicerin ist das älteste und wohl auch schönste Kaffeehaus Turins. Gegründet wurde das Café auf der Piazza Consolata im Jahr 1763. Hier verkehrten illustre Gäste wie König Umberto I, Friedrich Nietzsche, Giacomo Puccini und Umberto Eco. Er verewigte das Lokal, in dem heute noch Einheimische wie Touristen die berühmte heiße Schokolade schlürfen, in seinem Roman "Der Friedhof in Prag". 1850 soll es schon 200 Kaffeehäuser in Turin gegeben haben, u.a. das Café San Carlo an der gleichnamigen Piazza. Hier unter dem opulenten Kristallluster, sagt man, sei auch der Aperitif erfunden worden.
Turin ist auch die Stadt der Schokolade: überall erhält man "ginadujotto", die berühmte Turiner Nougat Spezialität, deren Rezepte es viele und natürlich wohlgehütete gibt. Einer der innovativsten Hersteller, der aber auch die Traditionen nicht vernachlässigt, ist Guido Gobino. Seine Manufaktur mitten in der Stadt kann unter fachkundiger Führung besichtigt werden. In dem winzigen, aber höchst produktiven Betrieb werden die Geheimnisse der Schokoladenherstellung zwar nicht vollkommen gelüftet, aber ein Verständnis für Qualitätsprodukt Schokolade stellt sich - spätestens nach der Verkostung ein.
"Der italienische Ausdruck "avere riguardo per qualcuno" bedeutet so viel wie "auf jemanden Rücksicht nehmen". Das ist unsere Interpretation des Respekts: alles, was uns umgibt, zu respektieren und zu pflegen." Diese Philosophie ist Teil des Geschäftsmodells von "Eataly" Turin, eines Zusammenschlusses kleiner Unternehmen, die in verschiedenen Bereichen der Önogastronomie tätig sind. Ihnen ist gemeinsam, dass sie versuchen Produkte regionaler Küchen wiederzuentdecken, ihren Wert bewusst zu machen und auch diese Produkte für einen sanften Tourismus zu nützen.
Untergebracht ist Eatly etwas außerhalb des Stadtzentrums von Turin, in direkter Nachbarschaft zur ehemaligen Fiat-Zentrale, in einer ehemaligen Wermut-Fabrik. Die enge Verbindung zur Nonprofit-Organisation SLOW FOOD ist spürbar. Ein Besuch von Eataly, diesem großen Markt der regionalen Lebensmittel darf bei einer kulinarischen Reise nach Turin nicht fehlen.
Ö1 Ambiente Sendung vom 20. Dezember 2020
Gestaltung & Redaktion: Ursula Burkert
Service
Buchtipp:
Umberto Eco:
Der Friedhof in Prag.
Verlag Carl Hanser
Übersetzung: Burkhart Kroeber
Links:
Guido Gobino Schokoladenmanufaktur
Via Cagliari 15/b - 10153 Torino (To), Italy
Caffè Torino
Piazza S. Carlo, 204, 10123 Torino TO, Italien
Caffè San Carlo
Piazza S. Carlo, 156, 10123 Torino TO, Italien
Caffè Al Bicerin
Piazza della Consolata, 5, 10122 Torino Italien
Eataly Turin
Via Nizza 230, 14, 10126 Torino TO, Italien
Sonia Bruna