Ö1 Sprechstunde startet wieder

16. Dezember 2021, 02:00

Nachdem ich selbst die Ehre hatte, als Gast bei zahlreichen Podcasts eingeladen worden zu sein, um als Journalistin und ehemalige Lehrerin über Migrant/innen, Muslimin/innen, Diskriminierung und unser ungerechtes Bildungssystem zu sprechen, freut es mich besonders, dass in meinem Podcast auch mal andere zu diesen Themen zu Wort kommen. Denn ich bin weder die Pressesprecherin aller Migrant/innen in diesem Land, noch gebe ich ihnen eine Stimme - den anderen wird nur oft nicht zugehört.

Dieser Podcast ist der Versuch, einen Raum zu schaffen, diversen Stimmen, die es alle in Österreich längst gibt, Gehör zu verleihen. So habe ich mich in den vergangenen Folgen mit Schülerinnen und Schülern über die Diskriminierung im Schulsystem unterhalten, oder darüber, wie vorurteilbehaftet es ist, im Gemeindebau aufzuwachsen. Mit Pädagoginnen und Pädagogen über die Missstände in ihrer Ausbildung und im Job gesprochen und natürlich auch ganz oft mit meinen Gästen über Schule in der Pandemie geredet.

Da es ja zu keinen Schulschließungen mehr kommen soll, wird Corona hoffentlich keinen so großen Stellenwert in Staffel zwei mehr einnehmen. Spannend bleibt aber, wie wir jetzt mit den Ungerechtigkeiten umgehen, die in der Pandemie sichtbar geworden sind.

Das frage ich in der ersten Folge von Staffel zwei Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr und Elternvertreter Erwin Sixthofer. Mit Schülerin Melisa Mete und dem Logopäden und Deutsch als Zweit- und Fremdsprache Lehrer Ali Dönmez unterhalte ich mich über den Umgang mit Mehrsprachigkeit in Österreichs Bildungsinstitutionen und der Bestseller-Autor, Soziologe und Bildungswissenschaftler Aladin El-Mafaalani erklärt. woher die Ungleichheit in unserem Bildungssystem überhaut kommt und wie wir sie überwinden könnten. Das nur als kleiner Auszug aus Staffel Zwei.

Die Geschichten von Migrant/innen in diesem Land sind vielfältig und beeinflussen alle Lebensbereiche. Damit sie erzählt werden, müssen sie sich sicher und richtig verstanden fühlen. Zu oft haben marginalisierte Gruppen die Erfahrung gemacht, dass über sie hinweg berichtet wird, ihre Geschichten bloß aus einem einzigen Blickwinkel erzählt werden, der gerade zur allgemeinen Stimmungslage passt.

Es ist also eine große Ehre für mich, wenn meine Gäste, die ja größtenteils nicht prominent sind, nach der Podcastaufnahme sagen, dass sie das Gefühl hatten, sich etwas, was sie lange begleitet hat, von der Seele geredet zu haben oder mich E-Mails und Nachrichten auf Social-Media von Menschen erreichen, die ihre Geschichten im Podcast wiedererkannt haben oder umgekehrt, einen völlig neuen Einblick in ein Thema bekommen haben. Nichts Geringeres als dieses Feedback ist der Ansporn für die zweite Staffel der Sprechstunde.

Gestaltung: Melisa Erkurt