Ein rosa Flamingo zwischen dem grauen Nachwuchs

APA/AFP/PASCAL GUYOT

"Kulturjournal"-Serie

Meine Insel

Menschen aus dem Kunst- und Kulturbetrieb verraten, wo sie derzeit geistig Erholung finden, wie sie abschalten und dem Lockdown-Alltag entfliehen.

Das können Bücher sein, die sie lesen, Musik, die sie hören, Serien, die sie schauen oder Gewohnheiten, die sie entwickelt haben, um sich kleine positive Auszeiten zu nehmen.

Opernsängerin Angelika Kirchschlager …

… versucht positiv zu bleiben. Dabei helfen ihr Ziele - zum Beispiel den rundumadum-Wanderweg um Wien zu bewältigen: 120 Kilometer in 24 Etappen. Außerdem hat sie sich einen Plattenspieler zugelegt und hört Musik aus Teenegertagen - keine Klassik.

Buchhändlerin Petra Hartlieb …

… findet einen "Hauch von Realität" im Schreiben. "Vieles davon wird wahrscheinlich nie veröffentlicht werden, aber es kann einem helfen, sich in andere Welten zu beamen."

Autorin Barbara Zeman …

… feilt an ihrer olfaktorischen Wahrnehmung und verrät entsprechende Übungen.

Regisseur Thomas Birkmeir …

… vertieft sich in die Lektüre von Tom Hollands Buch "Herrschaft", das unserer Art des Denkens nachspürt, und aufzeigt, wie wir von christlichen Idealen geprägt wurden.

Schauspielerin Andrea Eckert ...

… schafft sich ihre Insel in Form einer Bücherkiste, die sie kontinuierlich befüllt - mit bewegender, aber auch aufwühlender Literatur: z.B. mit "Ein wenig Leben" von Hanya Yanagihara oder "Sein oder Nichtsein" von Klaus Pohl über die legendäre Hamlet-Produktion von Peter Zadek, mit Angela Winkler als Hamlet. "... ein Denkmal an das Theater, wie ich es liebe", so Eckert.

Andrea Eckert

Andrea Eckert

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Choreografin Doris Uhlich …

… unterzieht - inspiriert durch Donna Haraways Buch "Unruhig bleiben" - das vermeintlich Bekannte einer genaueren Betrachtung. Außerdem liebt sie es, etwas, das sie nicht kann, "langsam zu können", und wagt den Tanz mit den Kochlöffeln.

Literaturkritikerin Katja Gasser …

… bastelt literarische Dialoge - halbfiktive Alltagsgeschichten, die sie gemeinsam mit ihrem Kind literarisch überspitzt.

Publizist Claus Philipp …

… widmet sich dem Vorlesen. Seine schönste Erfahrung war zuletzt "Herscht 07769" von Laszlo Krasznahorkai - eine in einem Satz verfasste "schelmenartige Tragikomödie aus Thüringen".

Rudi Klein, Cartoonist

Sex, Tschicks und Alkohol - der Zeichner hat im Lockdown Netflix auswendig gelernt und Stubenfliegen prämiert.

Rudi Klein

Rudi Klein

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Wiener Albertina

Im Lockdown hörte Klaus Albrecht Schröder Schubertlieder und beschäftigte sich intensiv mit dem Freiheitsbegriff.

Alfred Dorfer, Kabarettist und Schauspieler

Im Lockdown gab Alfred Dorfer der Klassischen Musik den Vorzug vor "sogenannten" Nachrichten. Fritz Wunderlich und Mozart stehen auf seiner Liste ganz oben.

Alfred Dorfer vor einem mit Graffiti besprühten Marktstand am Wiener Naschmarkt

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Das Literaturpaar Monika Helfer und Michael Köhlmeier ...

... empfiehlt französische Literatur, um den österreichischen Lockdown zu übertauchen.

Burgschauspielerin Regina Fritsch ...

... berichtet über ihre Faszination für den Organismus Wald und über ihr Bestreben, die Sprache der Bäume zu verstehen. Die Lektüre zur harmonischen Koexistenz von Mensch und Natur ist für Fritsch unter anderem Peter Wohllebens "Geheime Sprache der Bäume".

Volkstheater-Direktor Kay Voges ...

... nimmt Sie mit auf die schönen, aber abgründigen Strände einer einsamen Insel der Mystery-Adventure-Serie "Lost", die in Hawaii gedreht worden ist. Wenn mal Zeit ist, am nächsten Tag nicht arbeiten gehen zu müssen, dann empfiehlt Voges, sich der "Lost"-Sucht hinzugeben.

Kathrina Menhofer

Wien-Modern-Chef Bernhard Günther …

… findet Trost in der Musik. Der Intendant greift auf eine ältere Einspielung von Christian Fennesz zurück, dem Altmeister der elektronischen Musik in Österreich: "Musik, die einen in den Arm nimmt, und gleichzeitig sagt, 'das ist keine heile Welt'."

Sebastian Fleischer

Burgtheater-Direktor Martin Kusej ...

... frönt der Ornithologie. "Ein positiver Effekt der Sache wäre Zeit für Kontemplation - die Beobachtung von etwas, das man sonst nicht so richtig mitbekommt." Und so hat sich Kusej eine entsprechende App zugelegt und lernt Vogelstimmen. Inzwischen kann er an die zwanzig.

Katharina Menhofer

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