
JOLANDA RENDL
Jubiläum
40 Jahre Theater Drachengasse
Ein emanzipatorischer und feministischer Geist prägt seit mittlerweile vier Jahrzehnten das Theater Drachengasse in der Wiener Innenstadt. 1981 gegründet von Emmy Werner feiert es dieser Tage sein 40-jähriges Bestehen. Kürzlich durfte sich das aktuelle Leitungsteam aus Beate Platzgummer und Katrin Schurich auch über zwei Nestroy Nominierungen für Drachengasse-Produktionen freuen. Gründe zum Feiern gäbe es also reichlich, das geht zurzeit aber nicht in gewohnter Form. Das Jubiläum wird dennoch zelebriert, nämlich mit einer Podiumsdiskussion, die heute Abend ab 19:30 Uhr im gratis Livestream auf YouTube verfolgt werden kann.
10. Jänner 2022, 02:00
Leiterinnen Beate Platzgummer und Katrin Schurich im Gespräch
„Für mich gab es eigentlich nix anderes als Theater“, erinnert sich die Theatermacherin Emmy Werner. Das zeigt auch der Werdegang der Schauspielerin, Regisseurin und Gründerin des Theater Drachengasse. Seit nunmehr 40 Jahren besteht das kleine Theater in der gleichnamigen Sackgasse in der Wiener Innenstadt, in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Tapezier-Werkstatt, die sie mit der Hilfe von Mitstreiterinnen und – wie sie mit Nachdruck betont – deren Männern zu einem kleinen Theater umgewandelt hat.
Ein Unterfangen, das damals mit wenigen Mitteln von Statten gegangen ist. Umso dankbarer war Emmy Werner daher immer für die Unterstützung ihrer Familie, die an das Projekt geglaubt und ihr Vertrauen entgegengebracht hat, während sie andere nur ungläubig fragten, was sie denn „mit der Ruine“ wolle.
Frauen fördern, ohne Männer auszuschließen
eröffnet. Dieser Gründungsgedanke von Emmy Werner blieb auch bestehen, nachdem sie 1988 Direktorin des Wiener Volkstheaters wurde. Und bis heute stand und steht die Drachengasse immer unter weiblicher Führung, derzeit zeichnen Katrin Schurich und Beate Platzgummer für die künstlerische Leitung verantwortlich.
Der Zugang war dabei immer ein niederschwelliger und ist es heute noch. Frauen hätten also von Anfang inszeniert, Bühne gemacht und waren, so Beate Platzgummer, „sozusagen nicht nur Regieassistentinnen, die sich nach oben gedient haben.“ Frauen in künstlerischen Berufen zu fördern ist ein Anspruch, der auch heute noch besteht – notwendigerweise, so die Theaterdirektorin, da gerade das nach wie vor ein Bereich sei, von Verlagen bis ins Theater, wo noch keine Ausgewogenheit herrsche.

KÖHLER WD
Zeitgenössische Texte vom Theaternachwuchs
Daneben spielt auch die Nachwuchsförderung eine wichtige Rolle am Haus, beispielsweise in Form eines jährlich stattfindenden Wettbewerbs, der für 2022 unter dem Motto "Einfach radikal" steht. Und mit zahlreichen Erst- und Uraufführungen bietet man in der Drachengasse jungen Autorinnen und Autoren eine Bühne. Die Literatur war immer ein Schwerpunkt, erklärt dazu Katrin Schurich. Das Interesse an zeitgenössischer Dramatik ziehe sich durch alle Leitungsgenerationen und sei auch unter ihrer Führung sehr stark ausgeprägt. Aber es würde sich mit anderen Produktionsweisen anreichern, so Schurich weiter. Stücke würden beispielsweise vermehrt geteilt geschrieben oder im Kollektiv entwickelt werden.
In den vergangenen vier Jahrzehnten hat sich also manches geändert und vieles ist gleichgeblieben. Das soll auch die Podiumsdiskussion anlässlich des 40 Jahr Jubiläums zeigen. Aktuell dem Haus verbundene Theaterschaffende wie Franz Xaver Mayr oder Milena Michalek treffen dabei auf aktuelle und ehemalige Direktorinnen, sowie Emmy Werner selbst, die sich ihrer Pionierinnen-Rolle zur Gründungszeit nicht immer bewusst war. Erst im Nachhinein habe sie festgestellt, dass sie „positive Wellen“ geschlagen hat. Bemühungen, die bis heute nachwirken und mittlerweile 40 Jahre Theaterarbeit als Früchte getragen haben.
Gestaltung: Julia Sahlender
Service
YouTube - Livestream Podiumsdiskussion Drachengasse ab 19:30 Uhr