Monty Alexander

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In Concert

"Ö1 Jazz Treasures": Monty Alexander

Es war ein ungewöhnliches Ereignis, das sich am Abend des 9. Juni 1984 im Wiener Traditionscafé Wortner begab. Der jamaikanische Jazzpianistenstar Monty Alexander gab für ein kleines, auserlesenes Publikum ein für ihn rares Solokonzert. Die Aufnahme des grandiosen Konzerts schlummerte 37 Jahre lang im ORF Archiv und wird nun im Rahmen der Reihe "Ö1 Jazz Treasures" als Doppel-LP veröffentlicht. Aus Anlass der LP-Präsentation bringt Ö1 eine In Concert-Spezialausgabe, die die Hintergründe von Monty Alexanders ungewöhnlichem Soloauftritt beleuchtet.

Es war eine kleine Sensation, denn: Der damals 40-jährige Monty Alexander, der einst von Frank Sinatra, später von Oscar Peterson protegierte Tastenvirtuose aus Kingston, Jamaika, war auch in Wien zu diesem Zeitpunkt längst eine etablierte Größe. Im Mai 1977 war er mit seinem Trio im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses aufgetreten, im März 1981 im Quartett mit Gitarrist Ernest Ranglin in der Wirtschaftsuniversität. Nun war der seit 1961 in den USA lebende Pianist überraschend an diesem Szene-Nebenschauplatz mit einem raren Recital zu hören-in einem Café, in dessen beiden holzgetäfelten Haupträumen wohl nicht mehr als rund 80 Besucher/innen Platz fanden.

Gründer der ORF-Jazzredaktion machte das Konzert möglich

Das Konzert machte damals Paul Polansky möglich. Polansky, der aus Bratislava stammte und in der Tschechoslowakei als Rundfunk-Mitarbeiter und Jazz-Schlagzeuger bekannt war, flüchtete mit seiner Familie 1968 im Zuge der Niederschlagung des Prager Frühlings nach Österreich. Hier setzte er seine Arbeit beim ORF fort, u. a. als Leiter der Produktionsabteilung Unterhaltungsmusik sowie ab 1984 als Gründer der ORF-Jazzredaktion.

Die Bekanntschaft Polanskys mit Monty Alexander datierte aus den 1970ern, als der Pianist-auf Empfehlung Oscar Petersons-für MPS Records in Deutschland aufnahm. Entsprechend wurden bereits die Wien-Konzerte 1977 und 1981 vom ORF mitgeschnitten. Und der Soloabend am 9. Juni 1984 wurde wohl auf Betreiben Paul Polanskys angesetzt, um Monty Alexander eine Auftrittsmöglichkeit zu verschaffen und das Konzert aufzunehmen.

Hochkonzentriert und zugleich gelöst

Für das Publikum an diesem Abend war dies ein Glücksfall. Alexander agierte hochkonzentriert und zugleich gelöst. Nuancierte Anschlagskultur, rhythmisches Feuer, ein virtuos perlender Fluss an Ideen-das pianistische Vokabular reichte von Stride- und Boogie-Woogie-Anleihen über Einflüsse swingender Großmeister wie Art Tatum, Erroll Garner und Oscar Peterson bis hin zu Erinnerungen an die karibische Heimat und hinreißenden Exkursen in den Soul-Jazz der 1960er Jahre in Gestalt von Nat Adderleys Work Song. Neben einer Hommage an Duke Ellington war zudem ein Medley aus geistlichen Hymnen und Liedern zu hören, inklusive Amazing Grace.

Erinnerungen an ein grandioses Konzert

Einen Glücksfall stellt Monty Alexanders grandioses Solokonzert auch noch anno 2021 dar: Denn die Aufnahme des von Tonmeister Gregor Hornacek in wunderbarer Weise eingefangenen Abends, die 37 Jahre lang im Archiv des Wiener Funkhauses schlummerte, sie wird im Dezember im Rahmen der Edition „Ö1 Jazz Treasures“ als Doppel-LP das Licht der Öffentlichkeit erblicken.

Und aus Anlass der LP-Präsentation kehrt Ö1 an den Ort des einstigen Geschehens zurück und sendet live aus dem nach wie vor existierenden Café Wortner: Im Rahmen einer In Concert-Spezialausgabe, die die Hintergründe von Monty Alexanders ungewöhnlichem Soloauftritt beleuchtet sowie Menschen zu Wort kommen lässt, die am 9. Juni 1984 dabei waren. Und in der u. a. die Pianisten Michael Publig und Simon Raab dafür sorgen, dass auch im Geiste Monty Alexanders musiziert wird.

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